In westlichen Demokratien ist bei Nationalwahlen in der Regel eine sehr hohe Wahlbeteiligung festzustellen. Manchmal gehen am Wahltag sogar mehr als zwei Drittel der Wahlberechtigten zur Urne. Es stellt sich die Frage, was einen Wähler dazu bringt zur Wahl zu gehen, und wieso er wählt obwohl doch seine Stimme praktisch keinen Einfluss auf das Wahlergebnis hat. Diese Frage soll in dieser Arbeit aus Sicht der Rational-Choice-Theorie beleuchtet werden, welche in der Politikwissenschaft im Laufe der Jahre immer mehr an Ansehen gewonnen hat.
Dabei steht nicht im Vordergrund, welche Partei ein Wähler oder eine Wählerin nun letztendlich aus Rationalitätsgründen wählt, sondern ob eine potentielle Wählerin oder ein potentieller Wähler zur Wahl geht oder nicht. Aus Gründen der Einfachheit werde ich in dieser Arbeit von nun an nur noch vom „Wähler“ oder vom „Individuum“ sprechen, womit durchaus auch Wählerinnen gemeint sind. Keinesfalls soll dies eine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts darstellen.
Anthony Downs (1968) vergleicht in seinem Werk „An Economic Theory of Democracy“ den Stimmzettel eines Einzelnen bei Wahlen mit einem Wassertropfen in einem Ozean. Deshalb sei es für den Wähler höchst irrational die Mühe auf sich zu nehmen und ins Wahllokal zu gehen. Unter Millionen von anderen Stimmen hat seine Stimme doch praktisch keinen Einfluss auf das Endergebnis. Dennoch strömen die Wähler an den Wahltagen in die Wahllokale, was Downs Probleme bereitet mit seiner sonst so klaren Theorie, die den Anspruch besitzt einfach anwendbar zu sein, zu erklären. Vor allem dieses Problem soll in dieser Arbeit untersucht werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob der Wahlakt mit der Rational-Choice Theorie zu erklären ist, und wenn nicht, ob es dann überhaupt so etwas wie einen „rationalen“ Wähler geben kann.
Es gibt einige Ansätze um den Gang zum Wahllokal als rationale Handlung zu erklären. Alexander Schuessler (2000) unterstellt dem Wähler expressive Motive um die Rationalität seines Handelns zu erklären, Volker Täube (2002) dagegen bezeichnet den „rationalen Wähler“ bereits im Titel seines Buches als paradoxe Figur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 2.1. Der Rational-Choice Ansatz und die Frage: „Wählen oder nicht wählen?“.
- 2.2. Wege aus dem Wahlparadox
- 2.2.1. Der minimax-regret-Ansatz...
- 2.2.2. Der kollektive Nutzen der Wahlbeteiligung.
- 2.2.3. Der Wähler als rationaler Narr..
- 2.2.4. Altruismus als Wahlmotiv….........
- 2.2.5. Die Wahl als kosten- und nutzenarme Entscheidung..
- 3. Wahlteilnahme aus Pflichtgefühl?
- 4.1. Expressives Wählen
- 4.2. Symbolische Zugehörigkeit.......
- 5. Die Rolle von sozialen Gruppen in der Frage der Wahlteilnahme
- 6. Fazit ...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, warum der rationale Wähler trotz seiner minimalen Einflussmöglichkeit auf das Wahlergebnis zur Wahl geht. Sie untersucht das Wahlverhalten aus der Perspektive der Rational-Choice-Theorie und beleuchtet die damit verbundenen Paradoxien.
- Das Wahlparadox der Rational-Choice-Theorie
- Die Rolle von Kosten und Nutzen bei der Wahlentscheidung
- Expressive und symbolische Motive für die Wahlteilnahme
- Der Einfluss von sozialen Gruppen auf das Wahlverhalten
- Alternative Erklärungen für die Wahlbeteiligung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund des Wahlparadoxons. Kapitel 2.1 beleuchtet den Rational-Choice Ansatz und seine Anwendung auf die Frage der Wahlbeteiligung. Kapitel 2.2 diskutiert verschiedene Ansätze zur Erklärung des Wahlparadoxons, darunter den minimax-regret-Ansatz, die Idee des kollektiven Nutzens, die Figur des „rationalen Narren“ und die Rolle von Altruismus und Kosten-Nutzen-Abwägungen.
Schlüsselwörter
Rational-Choice-Theorie, Wahlparadox, Wahlbeteiligung, Kosten-Nutzen-Kalkül, expressive Motive, symbolische Zugehörigkeit, soziale Gruppen, politische Soziologie, Wahlverhalten.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Johannes Schumm (Autor:in), 2005, Warum wählt der rationale Wähler?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87980