Oswald von Wolkenstein war ein spätmittelalterlicher Sänger, Dichter und Komponist sowie ein mehr als nur regional bedeutender Politiker und Diplomat in den Diensten des deutschen Kaisers, Sigismund der Erste. Das Leben Oswalds ist, im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Minnesängern des Mittelalters, in vielen Dokumenten detailliert überliefert.
Er schrieb Reise-, Trink-, Tanz- und Tagelieder, traditionell höfische wie auch betont sinnlich-erotische Liebeslieder sowie politische und religiöse Lieder. Seine Lieder gehen über die mittelalterliche Lyrik und das gegebene Zusammenspiel von Wort und Ton, von Textbau und Melodiebau hinaus. Die Analyse befasst sich mit dem Schaffen Oswalds von Wolkenstein hinsichtlich der Faktizität und der Literarität biographischer Erlebnisse in zwei seiner Lieder. Er prägt sein Werk durch eine Subjektivität, wie sie vor ihm, in der mittelalterlichen Lyrik, nicht anzutreffen ist. Es sind darin zahlreiche Selbstaussagen Oswalds erkennbar, daher bezeichnet die Forschung sie mit dem Terminus „autobiographische“ Lieder. Auf diesen Terminus wird eingegangen und, wie sehr Oswalds Lyrik diesem gerecht wird. Des Weiteren wird Stellung zur Problematik dieser Bezeichnung genommen. Dann wird eine inhaltliche Zusammenfassung und Analyse der gewählten, Lieder folgen. Schließlich wird das Verhältnis zwischen authentischen Fakten und poetischer Stilisierungen in dieser Dichtung untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeines
- 0. Untersuchungsgegenstand
- 1. Aussicht auf Oswald den Neuerer
- 1.1 Zum Begriff „Autobiographie“
- 2. „Es fügt sich“ (KI 18)
- 2.1 Inhaltliches
- 2.2 Zwischen Faktizität und Literarität in Kl 18
- 2.2.1 Der Aufenthalt in Perpignan
- 2.2.2 Die Verleihung der Kleinodien
- 2.2.3 Der Schiffbruch
- 2.2.4 Die Beghard Episode
- 2.3 Zusammenfassung
- 3. „Ain anefangk“ (KI 1)
- 3.1 Inhaltliches
- 3.2 Biographische Details in Verbindung mit tradierten Motiven in Kl 1
- 3.2.1 Das Minneverhältnis
- 3.2.2 Das frauen pild
- 3.2.3 Das Minneband
- 3.2.4 Religiöse Bilder
- 3.3 Zusammenfassung
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Schaffen Oswalds von Wolkenstein hinsichtlich der Faktizität und der Literarität biographischer Erlebnisse in zwei seiner Lieder. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung von traditioneller mittelalterlicher Lyrik mit Oswalds individueller Subjektivität, die sich in seinen Selbstaussagen widerspiegelt. Die Analyse zielt darauf ab, die Besonderheit von Oswalds Werk im Kontext der spätmittelalterlichen Lyrik zu beleuchten und die Frage nach der „Autobiographie“ in seinen Liedern zu untersuchen.
- Der Einfluss traditioneller Motive und Themen der mittelalterlichen Lyrik in Oswalds Werk
- Die Subjektivität und Selbstaussagen in Oswalds Liedern
- Die Frage nach der "Autobiographie" in Oswalds Werk
- Die Verbindung von Faktizität und Literarität in Oswalds Dichtung
- Die Rolle von Oswalds persönlicher Lebensgeschichte in seinen Liedern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über Oswalds Leben und Werk sowie den Forschungsstand zu seinen Liedern. Sie stellt die Problematik der "Autobiographie" im Kontext der mittelalterlichen Lyrik dar.
Das erste Kapitel beleuchtet die Frage nach der "Autobiographie" im Kontext der mittelalterlichen Dichtung. Es wird die Entstehung des Begriffs "Autobiographie" im 19. Jahrhundert erläutert und die Schwierigkeiten der Anwendung dieses Begriffs auf mittelalterliche Texte diskutiert.
Das zweite Kapitel analysiert Oswalds Lied "Es fügt sich" (KI 18) hinsichtlich seiner biographischen Elemente. Es werden verschiedene Episoden aus Oswalds Leben in Bezug auf das Lied betrachtet und deren literarische Gestaltung untersucht.
Das dritte Kapitel widmet sich Oswalds Lied "Ain anefangk" (KI 1) und analysiert die Verbindung von biographischen Details mit tradierten Motiven der mittelalterlichen Lyrik.
Schlüsselwörter
Oswald von Wolkenstein, Mittelalterliche Lyrik, Autobiographie, Faktizität, Literarität, Subjektivität, Tradierte Motive, Minnesang, Selbstaussagen, Biographische Elemente, Reise, Gefangenschaft, Liebe, Religion, "Es fügt sich" (KI 18), "Ain anefangk" (KI 1)
- Arbeit zitieren
- Sabrina Rönsch (Autor:in), 2006, Zwischen Faktizität und Literarität in Oswalds Liedern „es fügt sich“ und „ain anefangk“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88027