Die Evolution der menschlichen Gesellschaft, beginnend mit den einfachsten familiären Gruppierungen der Frühzeit, über die Weiterentwicklung hin zu Stämmen und Stammesvereinigungen, weiter zu den Stadtstaaten der Antike und den Ständevertretungen des Mittelalters, bis zu den heutigen Formen politischer Staaten, hat sich stetig weiterentwickelt. Dabei kam es bereits in den Anfängen zu Körperschaften, welche die Gemeinschaft vertraten und für diese relevante Entscheidungen trafen, sei es in der Frühzeit durch ein Familienoberhaupt oder einen Häuptling, sei es in der Antike durch die attische Volksversammlung oder in der römischen Republik durch den Senat bzw. die Volkstribune. Heutige Beispiele für solche Vertretungskörperschaften sind Parlamente, welche wir „inzwischen über die ganze Erde verbreitet…“ finden. Diese Parlamente haben verschiedene Aufgaben, die sie als politische Organe wahrnehmen. Dabei existieren die verschiedensten Formen von Vertretungskörperschaften, da diese in ihrer Entwicklung durch unterschiedliche Umwelteinflüsse, Strukturen, Verfahren und Überzeugungen in ihren Kulturen und Gesellschaften geprägt wurden und ständig beeinflusst werden.
Hier setzt der Evolutorische Institutionalismus in der politikwissenschaftlichen Analyse mit den Zielen an, die Tiefenstrukturen, Verhaltensweisen und Einflüsse so zu ergründen, dass Zusammenhänge und Prägefaktoren erkannt bzw. analysiert werden können. Ein Teilgebiet des Evolutorischen Institutionalismus ist die Morphologie, die als vergleichende Systemanalyse dem Wissenschaftler das Handwerkszeug zur Verfügung stellt, um zum Beispiel Vertretungskörperschaften über die Evolutionäre Erkenntnistheorie zu betrachten. Die Institution Parlament musste sich im Laufe ihrer Existenz weiterentwickeln, um ihre Funktionen, Leitideen und Verhaltensweisen den Veränderungen ihrer Umwelt anzupassen. Eine Nichtanpassung hätte wohl schwerwiegende Folgen, da die Leistungsfähigkeit nicht weiter gegeben wäre und das Fehlen von Legitimation zum Untergang der Vertretungskörperschaft führen würde. Als Beispiel wird hier der Bundestag anhand von morphologischen Ähnlichkeitskonzepten (Konrad Z. Lorenz) mit seinen Vorgängerparlamenten verglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Evolutorische Institutionalismus
- Morphologie in der Politikwissenschaft
- Ziele einer Parlamentsmorphologie
- Morphologische Ähnlichkeitskonzepte
- Homodynamien und Homonomien
- Homologien
- Analogien
- Homoiologien
- Eine Morphologie des Deutschen Bundestages
- Vorparlamentarismus
- Die Frankfurter Nationalversammlung
- Der Reichstag des Norddeutschen Bundes
- Der Reichstag des 2. Deutschen Reiches
- Weitere Entwicklungen (Ausblick)
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Morphologie des Deutschen Bundestages im Kontext des Evolutorischen Institutionalismus. Sie analysiert die Entwicklung des Bundestages im Vergleich zu seinen historischen Vorläufern und zeigt morphologische Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Strukturen und Funktionen auf.
- Der Einfluss äußerer Prägefaktoren auf die Entwicklung des Parlamentarismus in Deutschland
- Morphologische Verwandtschaftsbeziehungen zwischen dem Deutschen Bundestag und seinen Vorgängerparlamenten
- Die Anwendung morphologischer Begriffe zur Analyse von Strukturen und Funktionen des Bundestages
- Die Evolutionäre Erkenntnistheorie als theoretisches Grundgerüst der Morphologietheorie
- Die Bedeutung des Deutschen Bundestages als politisches Organ im politischen System der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und führt in die Thematik des Evolutorischen Institutionalismus und der Parlamentsmorphologie ein. Sie erläutert die Bedeutung der Morphologie für die vergleichende Systemanalyse und die Relevanz des Deutschen Bundestages als Gegenstand der Untersuchung.
- Das Kapitel "Der Evolutorische Institutionalismus" beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Evolutorischen Institutionalismus als Theorie und deren Anwendung in der Politikwissenschaft. Es zeigt den Einfluss der biologischen Evolutionstheorie von Charles Darwin auf die Entwicklung des Evolutorischen Institutionalismus auf.
- Das Kapitel "Morphologie in der Politikwissenschaft" definiert die Ziele und methodischen Grundlagen der Morphologie und erklärt die verschiedenen morphologischen Ähnlichkeitskonzepte, die für die Analyse des Deutschen Bundestages relevant sind.
- Das Kapitel "Eine Morphologie des Deutschen Bundestages" analysiert die morphologischen Verwandtschaftsbeziehungen des Deutschen Bundestages zu seinen historischen Vorläufern. Es untersucht die Entwicklung von Strukturen und Funktionen des Bundestages im Vergleich zu Institutionen wie der Frankfurter Nationalversammlung, dem Reichstag des Norddeutschen Bundes und dem Reichstag des Zweiten Deutschen Reiches.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen des Evolutorischen Institutionalismus, der Morphologie, der deutschen Parlamentsgeschichte, des Deutschen Bundestages, der vergleichenden Systemanalyse und der Evolutionären Erkenntnistheorie. Die Arbeit beschäftigt sich mit den Strukturen und Funktionen des Deutschen Bundestages im Vergleich zu seinen historischen Vorläufern und den Einflussfaktoren auf seine Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Christian Richter (Autor:in), 2007, Morphologie des Deutschen Bundestages, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88060