Bildung ist, spätestens seit dem sogenannten „PISA-Schock“, dem vergleichsweise schlechten Abschneiden Deutschlands bei den internationalen PISA-Tests, in aller Munde; immer wieder ist den Medien zu entnehmen, daß das „Land der Dichter und Denker“ vor die Hunde ginge, daß die Deutschen immer ungebildeter würden, die Schülerinnen und Schüler schlechter – insbesondere die Schüler –, die Gesellschaft überhaupt „dümmer“. In kaum einer Zeitung, einem Magazin, einer Nachrichtensendung usw. kommt das Thema Bildung nicht irgendwo vor. Wirtschaftsverbände und Selbständige beklagen das mangelhafte Niveau der Schulabgänger, etwa was Rechnen und Schreiben beträfe. Schwer sei es, Schulabgängern Lehr- und Ausbildungsstellen zu vermitteln, wenn es ihnen an fundamentalen Kenntnissen fehle. Für die Bildung, da sind sich alle Akteure einig, muß etwas getan werden. Bei dem Wie gehen die Meinungen jedoch auseinander.
In der vorliegenden Magisterarbeit wird das Phänomen, das populär „Bildungsmisere“ genannt wird, im Hinblick auf die Kulturhoheit der Bundesländer untersucht. Um der Thematik aufgrund ihrer Komplexität annähernd gerecht zu werden, geht der Verfasser folgendermaßen vor. Zu Beginn werden die wesentlichen Begriffe, „Kulturhoheit der Länder“ und „Bildungsmisere“, definiert und in einen historischen Kontext gebracht. Hierbei fließt auch die Föderalismusreform mit in die Magisterarbeit ein, freilich nur in Bezug auf die für die Arbeit relevanten Punkte. Es folgt eine Übersicht über aktuelle Problemstellungen der Bildungspolitik, die zum einen anhand von (relativ) aktuellen Berichten nationaler und internationaler Art, zum anderen anhand von konkreten Beispielen, zwei unterschiedlichen Bildungssystemen in Deutschland, erläutert werden. Mögliche Lösungen bzw. Versuche von Lösungen und Lösungsvorschläge sind das Thema der darauffolgenden Kapitel. Inwieweit die Politik welche anbietet, behandelt ein eigenes, in welchem unter anderem die nationalen Bildungsstandards erklärt werden, die Lösungsansätze der Pädagogik erhalten ebenfalls ein eigenes Kapitel. In Letzterem werden auch drei Projekte aus der Praxis vorgestellt, bei denen die verschiedenen Akteure - pädagogische Theoretiker, Praktiker, Politik, Behörden, Eltern und andere Unterstützer - zusammenwirken. Dem Ganzen schließt sich ein Resümee an.
Aufgrund des historischen Bezugs in Teilen der Arbeit und als Momentaufnahme ist die Magisterarbeit auch längerfristig für die Pädagogik von Interesse.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition Kulturhoheit
- 2.1 Abriß über die Geschichte der Kulturhoheit
- 2.2 Die Föderalismusreform
- 3. Definition „Bildungsmisere“
- 3.1 Abriß über eine Geschichte von „Bildungsmiseren“
- 4. Abriß über die heutigen Problemstellungen der Bildungspolitik
- 4.1 Aktuelle Berichte und Befunde
- 4.1.1 Der Bildungsbericht für Deutschland 2003
- 4.1.2 Der nationale Bildungsbericht 2006
- 4.1.3 Bericht des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung, Vernor Muñoz, zu seinem Deutschlandbesuch im Februar 2006
- 4.2 Bayern und Bremen zwei Beispiele für unterschiedliche Bildungssysteme im Bildungsföderalismus
- 4.2.1 Bayern
- 4.2.2 Bremen
- 5. Lösungsansätze in der Bildungspolitik?
- 5.1 Der Koalitionsvertrag der Bremer Koalition 2007
- 5.2 Bildungspolitische Diskussion
- 5.3 Nationale Bildungsstandards
- 6. Lösungsansätze in der Pädagogik?
- 6.1 Pädagogische Theorie
- 6.2 Projekte in der Praxis
- 6.2.1 „Kinder zum Olymp“
- 6.2.2 Modellprojekt „Bildungshaus 3-10“
- 6.2.3 Schulversuch „neue Oberstufe“
- 7. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht das Phänomen der „Bildungsmisere“ in Deutschland im Kontext der Kulturhoheit der Bundesländer. Sie analysiert die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen der Kulturhoheit und den Bildungsproblemen, identifiziert die relevanten Problemfelder und erörtert mögliche Lösungsansätze. Die Arbeit beleuchtet die Reaktion von Politik, Medien, Verbänden und Lobbyisten auf die Bildungsdebatte und untersucht Ansätze aus der Pädagogik.
- Die Kulturhoheit der Länder als Einflussfaktor auf die Bildungspolitik
- Die Definition und Charakterisierung der „Bildungsmisere“
- Die Analyse aktueller Bildungsberichterstattung und -forschung
- Die Erörterung von Lösungsansätzen in der Bildungspolitik und Pädagogik
- Die Rolle der Medien, Verbände und Lobbyisten in der Bildungsdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Relevanz des Themas „Bildungsmisere“ vor dem Hintergrund der PISA-Studie und der öffentlichen Debatte. Kapitel 2 definiert den Begriff „Kulturhoheit“ und beleuchtet seine historische Entwicklung sowie die Auswirkungen der Föderalismusreform. Kapitel 3 befasst sich mit dem Begriff „Bildungsmisere“ und untersucht dessen historische Konnotation. Kapitel 4 präsentiert einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen in der Bildungspolitik, inklusive der Analyse von Bildungsberichtdaten und der Darstellung unterschiedlicher Bildungssysteme in Bayern und Bremen. Kapitel 5 erörtert Lösungsansätze in der Bildungspolitik, wie den Koalitionsvertrag der Bremer Koalition 2007, die aktuelle bildungspolitische Diskussion und die Einführung nationaler Bildungsstandards. Kapitel 6 beleuchtet Lösungsansätze in der Pädagogik, sowohl auf theoretischer Ebene als auch in Form von praxisorientierten Projekten wie „Kinder zum Olymp“, „Bildungshaus 3-10“ und „neue Oberstufe“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Kulturhoheit, Bildungsmisere, Bildungsföderalismus, Bildungsstandards, PISA-Studie, Bildungsberichterstattung, Bildungspolitik, Pädagogik und Lösungsansätze. Sie untersucht die Interdependenzen zwischen diesen zentralen Begriffen und analysiert deren Einfluss auf die deutsche Bildungslandschaft.
- Arbeit zitieren
- M.A. Claus Carl Jakob (Autor:in), 2007, Die Kulturhoheit der Länder und ihre Auswirkungen auf die sogenannte "Bildungsmisere" in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88170