Einleitung
Immer wieder flammt seit Jahren die Rede von einer neuen Religiosität auf, und tatsächlich scheint die gegenwärtige Weltlage einen solchen Trend, wenngleich in negativer Weise, zu bestätigen. Als Antwort auf Terror und Gewalt im Namen der Religion wird neuerdings von der Gegenseite mit ebensolcher religiös begründeten Aggression und fundamentalistischen Haßparolen reagiert mit der Folge von Krieg, Zerstörung, Leid und Tod von Tausenden unbeteiligter Menschen. Weil aber die Menschheit „hoffnungslos religiös“ zu sein scheint, ist es für die Mächtigen dieser Welt oftmals ein Leichtes, die Menschen für ihre eigenen Machtinteressen einzuspannen, sie mit religiös verbrämten Aussagen in falscher Sicherheit zu wiegen und dem menschlich-allzumenschlichen wie auch nationalen Ideal von eigener Größe und Geltung mit heroisch-prophetischen Aufrufen zu entsprechen. Auf die Wahrheit kommt es dabei so genau nicht an, der Zweck heiligt die Mittel, und mit unheiligen Lügen können offensichtlich ohne große Probleme Kriege angezettelt werden, so lange der Glaube an das eigene Sendungsbewußtsein und die Überzeugung von der Allmacht des eigenen Wertebewußtseins mehrheitsfähig ist und jedwede vernünftige Argumentation an einem geschönten und religiös überhöhten Weltbild abprallen muß.
Ist es angesichts einer derartigen Weltsituation nicht dringend geboten, nach Mitteln und Wegen der Verständigung zu suchen und nach Möglichkeiten, dem Zusammenschluß von religiösem Eiferertum und politischen und ökonomischen Machtinteressen entgegenzuwirken, indem man sich auf vernünftige Weise auf das geistig-religiöse Erbe der Menschheit verständigt, sich der Gemeinsamkeiten bewußt wird und dies für Frieden in der Welt und zum Wohl der Menschheit fruchtbringend einsetzt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil I: Geschichte und Gegenwartssituation von Mensch und Welt und die Notwendigkeit des Weltethos
- Die Achsenzeit - ein epochaler Paradigmenwechsel
- Die Kumulation der Bewußtseinsentwicklung in der Achsenzeit
- Die geschichtlichen Auswirkungen der Achsenzeit
- Die Jetztzeit - ein globaler Paradigmenwechsel
- Die wesentlichen Ursachen des derzeitigen Paradigmenwechsels
- Parallelen der Achsenzeit zur Postmoderne
- Perspektiven der Zukunft
- Teil II: Der Mensch zwischen Welt und Transzendenz - Zu Karl Jaspers Menschenbild
- Die Frage nach dem Sein des Menschen
- Die Weisen des Seins im Raume des Umgreifenden
- Zum Begriff des Umgreifenden
- Das Umgreifende als das Sein an sich
- Das Umgreifende, das der Mensch ist
- Die objektiven Weisen des Menschseins
- Die Existenz als mögliche Seinsweise des Menschen
- Die Vernunft als Bindeglied und das Beziehungsgeflecht der Weisen des Umgreifenden
- Die Möglichkeiten des existentiellen Seins des Menschen
- Freiheit als Grundbedingung existentieller Entfaltung
- Freiheit als Wille, Wahl und Entschluß
- Freiheit und Notwendigkeit
- Freiheit zum Du
- Das Zu-sich-selbst-Kommen in der Kommunikation
- Die objektiven Weisen der Kommunikation
- „Einsamkeit“ und „liebender Kampf“ - Zu Problematik und Prozeß der existentiellen Kommunikation
- Grenzenlose Kommunikation als Weg zum Menschen oder: Kommunikation aus dem,philosophischen Glauben\".
- Das Sich-selbst-Verwirklichen in den Grenzsituationen
- Das Erfahren der Existenz in der Grenzsituation „Tod“
- Teil III: Der Mensch als „,ethische Existenz“ - Karl Jaspers´ Ethikverständnis in Auseinandersetzung mit Hans Küngs „Projekt Weltethos❝
- Die ethische Lebenshaltung des existentiellen Menschen
- Das Prinzip des Unbedingten im existentiellen Sein des Menschen
- Das unbedingte Sein des existentiellen Menschen
- Das ethische Bewußtsein des existentiellen Menschen
- Ethisches Handeln als „existentielles Sollen“
- Das Beispiel der Lüge
- Ethische Existenz und die Moral der Religionen
- Philosophischer Glaube und Offenbarungsglaube - Eine ethische Kontroverse
- Die Begründung des ethisch Unbedingten aus einem philosophischen Glauben und aus dem Offenbarungsglauben
- Das Unbedingte aus deontologischer und teleologischer Perspektive und die Rolle der Vernunft im religiösen Denken
- Kategorien moralisch-sittlichen Verhaltens aus ethischer Existenz
- Die Stufenfolge ethisch-sittlichen Handelns im Verhältnis von Gut und Böse
- Möglichkeiten moralisch-sittlichen Verhaltens aus ethischer Existenz
- Die Goldene Regel als handlungsleitendes Prinzip
- Die Mehrdeutigkeit der Goldenen Regel
- Die Frage der Akzeptanz der Goldenen Regel
- Das Konzept der „ethischen Existenz“ bei Karl Jaspers
- Die Rolle des Menschen in der Geschichte und die Notwendigkeit eines Weltethos
- Der Einfluss von Jaspers´ Philosophie auf Hans Küngs „Projekt Weltethos“
- Die Bedeutung der Vernunft und der Kommunikation für eine ethische Lebensführung
- Die Herausforderungen einer globalen Ethik in der heutigen Zeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem Menschenbild des Philosophen Karl Jaspers und dessen Beitrag zu Hans Küngs „Projekt Weltethos“. Sie analysiert, wie Jaspers´ Philosophie der „ethischen Existenz“ in den Diskurs um ein globales Weltethos eingebunden werden kann und welche Bedeutung sie für die Überwindung der gegenwärtigen globalen Krisen und Konflikte hat.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Aktualität des Themas und die Notwendigkeit eines Weltethos angesichts der aktuellen Herausforderungen, die die Menschheit vor große Probleme stellt. Teil I beleuchtet die historische Entwicklung des Menschen und die Herausforderungen der Gegenwart. Die Achsenzeit wird als ein epochaler Paradigmenwechsel betrachtet, der die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins entscheidend prägte. Die Jetztzeit wird als ein globaler Paradigmenwechsel betrachtet, der durch die Globalisierung, die Informationsgesellschaft und die Ökologiekrise gekennzeichnet ist. Teil II widmet sich Karl Jaspers´ Menschenbild und seinen zentralen Thesen. Es werden die verschiedenen Weisen des Seins im Raume des Umgreifenden beleuchtet, wobei die Existenz als mögliche Seinsweise des Menschen hervorgehoben wird. Die Freiheit, das Zu-sich-selbst-Kommen in der Kommunikation und das Sich-selbst-Verwirklichen in den Grenzsituationen werden als zentrale Aspekte des existentiellen Seins des Menschen dargestellt.
Schlüsselwörter
Ethische Existenz, Karl Jaspers, Hans Küng, Weltethos, Philosophie, Anthropologie, Religion, Vernunft, Kommunikation, Globalisierung, Verantwortung, Frieden, Zukunft
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- Lore Kugele (Author), 2005, Ethische Existenz , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88204