François Ozon selbst betrachtet die filmwissenschaftliche Interpretation seiner Filme distanziert: „Ich versuche eher, poetische Gefühle zu finden“, sagt er. „In Frankreich gibt es eine große Tradition, Filme zu analysieren und zu interpretieren. [...] Ich wollte dem Publikum die Möglichkeit geben, sich selbst auszumalen, was hier passiert ist.“ Ozon verfolgt also primär das Ziel, Gefühle zu wecken. Er hat jedoch auch die Freiheit, mit eigenen Drehbüchern filmische Themen relativ unbeeinflusst darzustellen, zu denen die Zuschauer einen eigenen Zugang finden müssen. Aus seiner persönlichen Art des Filmemachens ergeben sich psychologisch fein durchkonstruierte Filme, die oftmals ein hohes Maß an symbolischen Darstellungen aufweisen. Ozon diskutiert immer wieder ähnliche Themen mit ähnlichen Figuren. Oftmals scheinen all seine Figuren derselben Familie anzugehören. Er betrachtet diese jedoch aus immer wieder neuen Blickwinkeln und zeigt verschiedene lebensphilosophische Motive. Die von Ozon erschaffenen Figuren und Motive sollen in dieser Arbeit zunächst auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht werden, wodurch eine Analyse der Vernetzung von Ozons Filmen angestrebt wird.
Im Mittelpunkt der Filme scheint stets ein Diskurs über die Sexualität der Filmfiguren zu stehen. Diese sind oftmals in einer Fantasiewelt gefangen, welche sie nicht mit ihrer Realität vereinen können. Das Verständnis der Figurenperspektiven scheint essentiell für das Verständnis der Filme zu sein. Allein aus den Wünschen und Vorstellungen der Protagonisten lässt sich oft auf filmische Aussagen schließen. Auffällig ist hierbei, dass Ozon häufig stereotypische Figuren verwendet, um sexuelle Spielarten und unterschiedliche Lebenseinstellungen miteinander zu konfrontieren. Die Charakterisierung soll hier ein zentraler Untersuchungsgegenstand sein. Letztlich findet der Blick der Kamera in Ozons Inszenierungstechniken eine besondere Beachtung. Die Darstellung der Bilder bietet für Ozon ein Mittel, um seine Aussagen miteinander zu verknüpfen und neue Zusammenhänge aufzuzeigen. Da Ozons Filme in der jüngeren Vergangenheit entstanden sind, gibt es zu diesen nur eine geringe Anzahl von Untersuchungen. Viele Beobachtungen der vorliegenden Arbeit gründen sich deshalb auf eigenständige Filmanalysen. Von großer Hilfe sind hierbei allerdings Berichte über Ozons Filme aus den Cahiers du Cinéma, Filmkritiken aus diversen Publikatio-nen sowie veröffentlichte Interviews mit dem Regisseur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ozons Figuren- und Themenwahl.
- Sexualität im Diskurs
- Fantasie und Realität.
- Gewohnheit und Zwang.
- Die Sehnsucht nach Unerreichbarem
- Der Blick der Kamera
- Sehen und gesehen werden – Ozons Blickdramaturgie .....
- Ozons Bildsprache
- Ozons Figuren als philosophische Modelle
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Figuren und Motiven in den Filmen von François Ozon. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Figurencharakterisierungen zu untersuchen, um die Vernetzung von Ozons Filmen zu analysieren. Im Mittelpunkt der Analyse steht der Diskurs über Sexualität, der in vielen Filmen Ozons eine zentrale Rolle spielt.
- Fantasie und Realität in der Figurenwelt
- Sexuelle Spielarten und unterschiedliche Lebenseinstellungen
- Ozons typische Figuren und ihre symbolischen Bedeutungen
- Der Einfluss von Ozons Bildsprache auf die Interpretation der Filme
- Die philosophischen Modelle, die Ozons Figuren verkörpern
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in Ozons Filme und die Motivation für diese Arbeit. Kapitel 2 beschäftigt sich mit Ozons Figurenwahl und den Themen, die in seinen Filmen immer wieder auftauchen. In Kapitel 3 wird die Darstellung von Sexualität in Ozons Filmen untersucht, insbesondere der Konflikt zwischen Fantasie und Realität. Kapitel 4 befasst sich mit Ozons Bildsprache und dem Einfluss der Kamera auf die Interpretation der Filme. Das fünfte Kapitel analysiert die Figuren Ozons als philosophische Modelle.
Schlüsselwörter
François Ozon, französisches Kino, Sexualität, Fantasie und Realität, Figurencharakterisierung, Bildsprache, philosophische Modelle, Stereotypen, Dominanz und Unterwürfigkeit.
- Quote paper
- Julius Pöhnert (Author), 2007, Fantasie und Realität: Untersuchung der Auffälligkeiten in den Figurenkonstellationen von François Ozons Filmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88213