Ernst Cassirers Philosophie der Aufklärung (PA) (1932) hat für den größten Teil des zwanzigsten Jahrhunderts einen ausgedehnten und tiefen Einfluss auf die akademische Literatur bezüglich der Aufklärung gehabt. In PA zielte Cassirer darauf ab, die Aufklärung in ihrem "bestimmenden Prinzip" zu verstehen. Dieses bestehe in der Behauptung der Autonomie der Vernunft und verwendete die Aufklärung gegen die Vormundschaft der positiven Religion.
Zum großen Teil als Reaktion auf die postmoderne Kritik, gab es in den letzten Jahren in der Literatur ein starkes "Aufklärungs-Revival", das unser Bild dieser zentralen Epoche radikal verändert hat. In diesem Rahmen argumentieren manche Autoren, dass Cassirers Perspektive angesichts der Aufklärung zu "naiv" oder sogar "überholt" sei. In dieser Masterarbeit schlage ich vor, zunächst zu erforschen, worin diese Autonomie der Vernunft besteht, welche Cassirer als differentia specifica der Aufklärung gegenüber anderen Epochen postuliert und welche diese ganze Strömung artikuliert. Zweitens soll die Kritik am Werk Cassirers und ihr Wahrheitsgehalt genauer geprüft werden. Um dieses Projekt durchführbar zu machen, werde ich mich insbesondere auf Jonathan Israels Darstellung der Aufklärung konzentrieren und seine Idee, der zufolge es zwei unversöhnliche Aufklärungen gegeben habe, eine Konzeption, welche Cassirer selbst gänzlich fremd war.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Fragestellung der Masterarbeit
- 2. Einleitung
- 2.1 Historischer und Philosophischer Kontext der PA
- 2.2 Cassirer und Heidegger in Davos: über das Erbe von Kant
- Naphtha versus Settembrini: die philosophische Bedeutung eines Zusammentreffens
- Kant: Vater des Irrationalismus oder Höhepunkt der Aufklärung?
- 2.3 Die symbolischen Formen und die Aufklärung
- Der phänomenologische Historismus
- Einheit, symbolische Formen und Selbstbefreiung
- Spontaneität und Transzendenz: Cassirers Neokantianismus
- 3. Die Autonomie der Vernunft als bestimmendes Prinzip der Aufklärung
- 3.1 Die neue Erkenntnistheorie und die Autonomie der Vernunft
- 3.2 Die Überwindung von der absoluten Transzendenz
- Vom esprit de système bis zum esprit systématique
- Die Emanzipierung vom religiösen Gedanken
- 3.3 Die Dialektik der Erkenntnistheorie
- Psychologie und Erkenntnistheorie
- Der Fall des Materialismus
- 3.4 Der Relativismus und Skeptizismus: eine Herausforderung für die Autonomie der Vernunft
- Der „deutsche Weg“
- Leibniz, die Spontaneität des Ichs und die Autonomie der Vernunft
- 4. Die Autonomie der Vernunft in der praktischen Welt
- 4.1 Was ist der Mensch? Die Anthropologie als Basis einer neuen Ethik
- 4.2 Die Ablehnung von der Lehre der Erbsünde einer autonomen Ethik und Politik
- 4.3 Rousseau und die Autonomie der praktischen Vernunft
- 4.4 Die Unabhängigkeit des Rechtes. Grotius, die Vernunft und das Naturrecht
- 4.5 Staat und Gesellschaft
- 4.6 Vernunft und Geschichte
- Auf der Suche nach einer „geschichtlichen Methode“: die Fälle Bayles und Montesquieus
- Pierre Bayle und die Emanzipation der Geschichte
- Montesquieu und die „neue“ Methode der Sozialwissenschaft
- Voltaire und die Geschichte: der Möglichkeit des Fortschritts entgegen
- 5. Abschließende Überlegungen
- Cassirers Aufklärung: ein „Abbruch“ in der Kontinuität
- Cassirers Aufklärung und die zeitgenössische Literatur
- Beschränkungen eines klassischen Werkes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit Ernst Cassirers „Philosophie der Aufklärung“ (PA) und analysiert das zentrale Konzept der „Autonomie der Vernunft“. Der Text untersucht die Bedeutung dieses Prinzips für die Aufklärungsepoche und beleuchtet die Kritik an Cassirers Werk im Lichte der neueren Literatur.
- Die Autonomie der Vernunft als bestimmendes Prinzip der Aufklärung
- Cassirers Beitrag zur Aufklärungsphilosophie
- Die Rezeption und Kritik an Cassirers Werk in der zeitgenössischen Literatur
- Die Entwicklung des Autonomiebegriffs im Kontext der Aufklärung
- Die Rolle der Vernunft in der Geschichte und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Masterarbeit stellt Cassirers „Philosophie der Aufklärung“ in den historischen und philosophischen Kontext und beleuchtet die Bedeutung des Autonomiebegriffs für Cassirers Analyse der Aufklärung. Das erste Kapitel befasst sich mit Cassirers Erkenntnistheorie und seiner Argumentation für die Autonomie der Vernunft. Hier werden insbesondere die Überwindung der absoluten Transzendenz und die Emanzipation vom religiösen Gedanken untersucht. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Anwendung des Autonomieprinzips auf die praktische Welt. Es werden die anthropologischen Grundlagen einer neuen Ethik sowie die Kritik an der Lehre der Erbsünde erörtert. Zudem werden Rousseau und die Autonomie der praktischen Vernunft, das Naturrecht und die Rolle des Staates im Kontext der Aufklärung behandelt. Schließlich wird die Frage nach dem Verhältnis von Vernunft und Geschichte im Lichte von Bayle, Montesquieu und Voltaire untersucht.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen der Aufklärungsphilosophie, wie Autonomie, Vernunft, Aufklärung, Transzendenz, Religion, Anthropologie, Ethik, Politik, Geschichte und die Rolle des Staates. Sie analysiert die Bedeutung dieser Konzepte im Werk von Ernst Cassirer und setzt seine Philosophie in Relation zur aktuellen Literatur zu den Themen Aufklärung und Autonomie.
- Arbeit zitieren
- Jonathan Arriola (Autor:in), 2017, Das Konzept der Autonomie der Vernunft in der "Philosophie der Aufklärung" von Ernst Cassirer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/882605