Die dramatische Talfahrt auf dem inländischen Baumarkt und der daraus resultierende Rückgang der nationalen Bauleistung veranlassen die großen deutschen Bauunternehmen zu einer Forcierung ihres Auslandsgeschäftes. Diese Internationalisierung wird insbesondere auch einhergehend mit der Harmonisierung des europäischen Baumarktes in den kommenden Jahren weiter voranschreiten.
Infolgedessen werden die deutschen Unternehmen in zunehmendem Maße mit den Baubeteiligten und Vertragsstrukturen aus dem englischen Raum konfrontiert, da weite Teile des internationalen Baugeschehens und vor allem das internationale Vertragswesen stark angelsächsisch geprägt sind. Aber nicht nur die Unternehmen, sondern auch die deutschen Bauherren treffen bei der Vergabe von Planungs- und Bauleistungen immer häufiger auf ausländische Vertragspartner und deren Art der Projektorganisation. Beide Parteien – Unternehmen wie Bauherren – stoßen dabei mitunter auf andere Denk- und Handlungsweisen.
Probleme ergeben sich daraus, dass die Baumarktbeteiligten in England zumindest teilweise einen anderen Aufgaben- und Verantwortungsbereich haben als ihre deutschen Pendants und außerdem neue Berufsbilder, z. B. der so genannte quantity surveyor, hinzutreten. Es besteht die Gefahr, dass deutsche Auftraggeber und Auftragnehmer einen formal korrekt übersetzten Begriff in der gewohnten Weise verwenden, nach englischem Verständnis diesem Begriff jedoch ein anderer Inhalt zugewiesen wird.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Beteiligten am Bauprozess in England nach den wichtigsten englischen Standardvertragsbedingungen und in Abhängigkeit von den verschiedenen Projektabwicklungsformen zu untersuchen, deren Aufgaben und Verantwortungsbereiche detailliert zu beschreiben sowie die sich daraus ergebenden strukturellen Unterschiede zwischen der englischen und der deutschen Bauwirtschaft darzustellen.
Ferner werden die wichtigsten internationalen Standardbauverträge, die sich aus den englischen Standardbauverträgen ableiten, wie z. B. FIDIC, NEC, ICE und JCT, detailliert vorgestellt und erörtert. Dabei werden insbesondere die vertraglichen und koordinativen Beziehungen sowie einzelne Aufgabenbereiche der jeweiligen am Baumarkt Beteiligten dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung und Zielsetzung
- Struktur der englischen Bauwirtschaft
- Umgang mit englischen Fachbegriffen
- Rechtliche Grundlagen
- Rechtswesen in Deutschland
- Gerichtsbarkeit und Gerichtsverfassung
- Rechtsquellen
- Das geschriebene Recht (Gesetz)
- Rechtsprechung
- Gewohnheitsrecht
- Privatrecht
- Öffentliches Recht
- Baurecht in Deutschland
- BGB – Werkvertrag
- Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB)
- VOB/A
- VOB/B
- VOB/C
- Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB-Recht)
- Architekten- und Ingenieurverträge
- Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)
- Rechtswesen in England
- Rechtsquellen
- Case Law
- Statute Law / Legislation
- Gerichtsbarkeit und Gerichtsverfassung
- Ordentliche Gerichtsbarkeit
- County Court
- The High Court of Justice
- The Court of Appeal
- The House of Lords
- Adjudication and Arbitration
- Adjudication
- Arbitration
- Baurecht in England
- Vertragsrecht
- Unfair Contract Terms
- Standardvertragsbedingungen
- Projektabwicklungsformen / Procurement Systems
- Begriffsdefinition
- Projektabwicklungsformen in Deutschland
- Deutsche Baubeteiligte
- Bauherr / Auftraggeber
- Planer
- Bauausführende Unternehmer / Auftragnehmer
- Projektsteuerer
- Einzelvergabe
- Schlüsselfertige Vergabe
- Generalunternehmer / Generalübernehmer
- GU Definition nach FIEC
- Totalunternehmer / Totalübernehmer
- Auswahlkriterien
- Procurement Systems in England
- Englische Baubeteiligte
- Separated and co-operative Procurement Systems: Traditional Method
- Integrated Procurement Systems
- Design and Build
- Turnkey
- Package Deal
- Management-Orientated Procurement Systems
- Management Contracting
- Construction Management
- Design and Manage Methods
- Auswahlkriterien
- Hauptbeteiligte bei den englischen Projektabwicklungsformen
- Gegenüberstellung der Projektabwicklungsformen
- Vergabeverfahren / Tendering Procedures
- Vergabeverfahren in Deutschland
- Grundsätze der Vergabe
- Arten der Vergabe
- Öffentliche Ausschreibung
- Beschränkte Ausschreibung
- Freihändige Vergabe
- Deutsches Standard-Vergabeverfahren
- Empfehlungen und Vergabeverfahren in England
- Grundsätze der Vergabe
- Arten der Vergabe
- Competitive Tendering
- Open Tendering
- Selective Tendering
- Single Stage Selective Tendering
- Two Stage Selective Tendering
- Selective Tendering for Design and Build
- Negotiated Tendering
- Serial Contracting
- Englisches Standard-Vergabeverfahren
- Exkurs: Zukünftige Bedeutung der Beschränkten Vergabe in Deutschland
- Englische Standardbauverträge und ihre Herausgeber
- JCT – Standardvertragsbedingungen
- Die Organisation JCT als Herausgeber
- Die Entstehung und Entwicklung des JCT–Vertragswerkes
- Die Struktur der wichtigsten JCT–Verträge
- JCT 98
- IFC 98
- MW 98
- WCD 98
- MC 98
- CM 02
- ICE – Standardvertragsbedingungen
- Die Herausgeber der ICE Conditions of Contract
- ICE
- ACE
- CECA
- Die Entstehung und Entwicklung des ICE–Vertragswerkes
- Die Struktur der wichtigsten ICE–Verträge
- ICE 7
- D&C 2
- NEC – Standardvertragsbedingungen
- Die Entstehung und Entwicklung des NEC–Vertragswerkes
- Die Struktur des NEC Engineering and Construction Contract
- FIDIC – Standardvertragsbedingungen
- Die Organisation
- Die Entstehung und Entwicklung des FIDIC–Vertragswerkes
- Die Struktur der FIDIC–Vertragsfamilie
- Orange Book
- Red Book
- Yellow Book
- Silver Book
- Green Book
- Die Baubeteiligten in England
- Employer/Client
- Public Sector Clients
- Private Sector Clients
- Professional Services Team
- Architect
- Tätigkeitsfeld im Rahmen der Traditional Method
- Contract Administrator
- Tätigkeitsfeld im Rahmen der alternativen Projektabwicklungsformen
- Consulting Engineers – Designer’s Consultants
- Structural Engineer
- Building Services Engineers
- Other Consultants
- Quantity Surveyor
- Clerk of Works
- Engineer
- Tätigkeitsfeld im Rahmen der Traditional Method
- Tätigkeitsfeld im Rahmen der alternativen Projektabwicklungsformen
- Besonderheiten im NEC
- Construction Team
- Contractors and Subcontractors
- Suppliers
- Management Consultants
- Construction Manager
- Project Manager
- Dispute Resolution
- Adjudicator
- Dispute Adjudication Board
- Arbitrator
- Streitbeilegung in Deutschland
- Local Authorities and Public Utilities Service Organisations
- Local Authorities and Other Departments
- Public Utilities Service Organisations
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Beteiligten am Bauprozess in England nach den wichtigsten englischen Standardvertragsbedingungen und in Abhängigkeit von den verschiedenen Projektabwicklungsformen zu untersuchen, deren Aufgaben- und Verantwortungsbereiche detailliert zu beschreiben sowie die sich daraus ergebenden strukturellen Unterschiede zwischen der englischen und der deutschen Bauwirtschaft darzustellen.
- Untersuchung der Baubeteiligten in England und ihrer Rolle in verschiedenen Projektabwicklungsformen
- Detaillierte Beschreibung der Aufgaben- und Verantwortungsbereiche der einzelnen Beteiligten
- Analyse der wichtigsten englischen Standardvertragsbedingungen
- Vergleich der englischen und deutschen Bauwirtschaft hinsichtlich ihrer strukturellen Unterschiede
- Bewertung der Übertragbarkeit englischer Strukturen auf den deutschen Baumarkt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Präsentation der Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit. Beschreibung der Besonderheiten der englischen Bauwirtschaft und des Umgangs mit englischen Fachbegriffen.
- Rechtliche Grundlagen: Vergleich des deutschen und englischen Rechtssystems. Darstellung der wichtigsten Rechtsquellen und deren Bedeutung in beiden Ländern. Detaillierte Betrachtung des (bau)rechtlichen Rahmens in Deutschland und England.
- Projektabwicklungsformen: Erläuterung der verschiedenen Projektabwicklungsformen in Deutschland und England. Vorstellung der typischen Baubeteiligten und deren Verantwortungsbereiche. Vergleichende Analyse der unterschiedlichen Projektabwicklungsformen.
- Vergabeverfahren: Beschreibung der gängigen Vergabeverfahren in Deutschland und England. Analyse der wichtigsten Vergabe-Empfehlungen in England. Vergleich der deutschen und englischen Vergabepraktiken.
- Englische Standardbauverträge: Vorstellung der wichtigsten englischen Standardvertragsbedingungen für den building- und civil engineering-Bereich. Beschreibung der Entstehung und Entwicklung der Vertragswerke. Analyse der vertraglichen und koordinativen Beziehungen der Beteiligten.
- Die Baubeteiligten in England: Detaillierte Beschreibung der wichtigsten englischen Baubeteiligten und deren Aufgaben und Verantwortungsbereiche. Vergleich mit den deutschen Pendants.
- Zusammenfassung und Ausblick: Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Arbeit. Bewertung der Übertragbarkeit englischer Strukturen auf den deutschen Baumarkt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den strukturellen Unterschieden zwischen der englischen und deutschen Bauwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf die Projektabwicklungsformen, die Standardvertragsbedingungen und die Aufgaben der Baubeteiligten. Wichtige Themenschwerpunkte sind die traditionelle Projektabwicklungsform, das Management Contracting, das Construction Management und die Design and Build-Methode. Außerdem werden die wichtigsten englischen Standardvertragsbedingungen wie JCT 98, ICE 7, NEC ECC2 und FIDIC Red Book sowie das Dispute Adjudication Board und die Rolle des Adjudicators behandelt.
- Quote paper
- Dipl.-Ing. Lars Weber (Author), 2003, Die Baubeteiligten in England. Eine Darstellung struktureller Unterschiede zwischen der englischen und deutschen Bauwirtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88290