Gewalt wurde in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion immer häufiger thematisiert. Die Szenarien des Gewaltgeschehens sind vielgestaltig: Gewalt in den Medien, politisch motivierte Gewalt, Gewalt in der Schule, Gewalt gegenüber Kindern und von Kindern ausgeübte Gewalt, Gewalt in engen, persönlichen Beziehungen und sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und Kindern.
Auch das Problem der Jugendgewalt wurde immer vordringlicher. In den Städten verschärfte sich zunehmend die Konflikt- und Gewaltsituation zwischen Jugendgruppierungen. Bedingt durch einen sprunghaften Anstieg von Gewalttaten gegenüber Ausländern, geriet schließlich die politisch rechts motivierte Jugendgewalt in den Fokus der Aufmerksamkeit. Ich möchte diese Entwicklung mit Zahlenmaterial illustrieren (die Daten sind dem Forschungsbericht von Willems et al., 1993, entnommen). In den Jahren 1987 bis 1990 lag die Zahl der jährlich polizeilich registrierten, fremdenfeindlichen Straftaten im Mittel bei 250; im Jahre 1991 gab es fast zehnmal so viele Gewalttaten (2427) gegen Ausländer. Diese Zahl erhöhte sich im Jahre 1992 auf 6336. Willems et al. werteten 1398 polizeiliche Ermittlungsakten von fremdenfeindlichen Gewalttätern aus. 96,3% der Täter waren männlich. Hinsichtlich der Altersverteilung ergab sich folgende Struktur: 3,2% der Täter waren unter 15 Jahre alt, 33,1% waren 15 bis 17 Jahre alt, 39% waren 18 bis 21 Jahre alt, 16,3% waren 21 bis 24 Jahre alt und 8,3% waren älter als 25 Jahre. Zu rechtsextremen Gruppierungen ordneten sich 25,2% der Täter zu oder werden von der Polizei hier zugeordnet. 37,9% betrachten sich als Skinheads oder werden von der Polizei zu dieser Subkultur gerechnet. Von den untersuchten 1398 Straftaten wurden 56,3% in den alten Bundesländern und 43,6% in den neuen Bundesländern begangen.
Inhaltsverzeichnis
- 0 Einleitung
- 34 Einleitung
- 1 Methode
- 1.1 Vorbereitung der Untersuchung
- 1.2 Datenerhebung
- 1.3 Datenauswertung
- 2 Die Begriffe Aggression, Gewalt, Ausländerfeindlichkeit
- 3 Theorien zu Aggression und Gewalt
- 3.1 Die Frustrations-Aggressions-Hypothese
- 3.2 Die lerntheoretische Konzeption zum Phänomen Aggression
- 3.3 Die tiefenpsychologischen Theorien zum Phänomen Aggression
- 3.3.1 Erste Freud'sche Konzeption
- 3.3.2 Zweite Freud'sche Konzeption
- 3.3.3 Dritte Freud'sche Konzeption
- 3.4 Die ethologische Konzeption zum Phänomen Aggression
- 3.5 Soziologische Gewaltkonzeptionen
- 3.6 Abschließende Bewertung
- 4 Auswertungen der Interviews
- 4.1 Das Gespräch mit Interviewpartner A
- 4.1.1 Kontext
- 4.1.2 Auswertung
- 4.1.3 Fazit
- 4.2 Das Gespräch mit Interviewpartner C
- 4.2.1 Kontext
- 4.2.2 Auswertung
- 4.2.3 Fazit
- 4.3 Das Gespräch mit Interviewpartner D
- 4.3.1 Kontext
- 4.3.2 Auswertung
- 4.3.3 Fazit
- 4.4 Das Gespräch mit Interviewpartner F
- 4.4.1 Kontext
- 4.4.2 Auswertung
- 4.4.3 Fazit
- 4.5 Das Gespräch mit Interviewpartner G
- 4.5.1 Kontext
- 4.5.2 Auswertung
- 4.5.3 Fazit
- 5 Integration zum Modell
- 6 Diskussion der Ergebnisse
- 7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Gewalt bei rechtsorientierten Jugendlichen. Das Ziel der Untersuchung besteht darin, die subjektiven Bedeutungen von Gewalt bei dieser Gruppe jenseits ihrer expliziten Aussagen zu erforschen. Dabei werden die Bedeutungen von Gewalt in einem methodisch geleiteten Ansatz erhellt.
- Die Untersuchung konzentriert sich auf das Gewaltverständnis und die Erlebnisverarbeitung von rechtsorientierten Jugendlichen.
- Die Arbeit beleuchtet verschiedene Theorien zu Aggression und Gewalt, um einen theoretischen Rahmen für die Analyse der Daten zu schaffen.
- Die Untersuchung analysiert die Funktionen und Bedeutungen von Gewalt im Kontext der Erlebnisverarbeitung von rechtsorientierten Jugendlichen.
- Es wird ein Modell entwickelt, das die zentralen Konzepte aus der Datenanalyse integriert.
- Die Arbeit untersucht die Rolle von Gewalt im Kontext des Rechtsextremismus.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Jugendgewalt, insbesondere in den Kontext der politisch rechts motivierten Gewalt, ein. Die Untersuchung befasst sich mit der Frage, welche subjektiven Bedeutungen sich dem Phänomen der Gewalt bei rechtsorientierten Jugendlichen beimessen lassen. Das Kapitel 1 beschreibt die Methode der Untersuchung, die sich auf qualitative Interviews mit rechtsorientierten Jugendlichen stützt. Kapitel 2 beleuchtet die Begriffe Aggression, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit, während Kapitel 3 verschiedene Aggressionstheorien vorstellt, die als theoretische Ressource für die Analyse der Daten dienen. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Interviews und stellt die zentralen Themen und Konzepte heraus, die in der Erlebnisverarbeitung von Gewalt bei rechtsorientierten Jugendlichen eine Rolle spielen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Themen der Jugendgewalt, Rechtsextremismus, Aggression, Gewalt, Ausländerfeindlichkeit, subjektive Bedeutungen, qualitative Interviews, Erlebnisverarbeitung, theoretische Konzepte, Modellbildung, psychosoziale Prozesse.
- Arbeit zitieren
- Christian Wetzel (Autor:in), 1995, Gewalt bei rechtsorientierten Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8831