Der Lanzelet des Ulrichs von Zatzikhoven musste eine lange Zeit ein literarisches Schattendasein fristen, da die Altgermanistik ihn für einen zwar frühen, aber eindeutig trivialen Roman unter den Artusdichtungen hielt. Bei dem Werk über den Musterritter Lanzelet handelt es sich um die erste deutsche Bearbeitung des Lancelot-Stoffes, wobei das Werk jedoch signifikant von seinem berühmten Namensvetter und literarischen Vorläufer, dem Lancelot des Chrétiens des Troyes, abweicht.
Diese Arbeit setzt sich mit der Gestaltung der Lanzelet-Figur bei Ulrich von Zatzikhoven auseinander.
Als eine der größten "Besonderheiten" oder "Abweichungen" von der "klassischen" Artusdichtung ist hierbei die andere oder veränderte Aufbaustruktur des Werkes zu nennen, die sich vor allem durch einen krisenlosen Titelhelden und dessen biographische Lebensdarstellung äußert.
Weiterhin wird der Aufbau der Ritterfigur untersucht, um den Hintergrund bzw. die Funktion einer vollkommenen Ritterfigur für die Romanhandlung darzustellen.
Neben der zweckorientierten Namenlosigkeit und vollkommenen Ritterfigur, ist an erster Stelle aber seine „wîpsaelikheit“ zu nennen.
Da sich die „höfischen“ Darstellungen der ersten drei Frauenfiguren stark voneinander abgrenzen, soll dabei gezeigt werden, dass Ulrich die jeweilige Zeichnung der weiblichen Figuren und das Minneverhältnis zum Helden kontinuierlich steigert und auch die vierte Frauenbegegnung im Kontrast zu den anderen weiblichen Figuren steht.
Allerdings stellt Ulrich von Zatzikhoven so nicht nur verschiedene Frauenfiguren dar, sondern verbindet mit ihnen gleichzeitig den âventiure-Weg seines Musterritters.
Deshalb wird das Verhältnis von Lanzelet zu den Frauenfiguren anhand ihrer Darstellung, der jeweiligen Minnebindung und parallel hierzu der Qualität der kämpferischen Auseinandersetzungen des Titelhelden analysiert und einander gegenübergestellt.
Da der Lanzelet in seiner Thematik ebenfalls die Figuren der arthurischen Romanwelt beinhaltet und die Lanzelet-Figur in der „zweiten Romanhälfte“ auch als Artusritter agiert, schließt sich im nächsten Punkt die Darstellung von Lanzelets Aventiuren in der Funktion eines Tafelrundenritters an.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der untersuchten und vorgestellten Merkmale der Gestaltung der Lanzelet-Figur und ihrem Zusammenhang mit den Frauenfiguren. Und gibt weiterhin einen Ausblick und Anregungen für weitere Auseinandersetzungen mit diesem Werk und seiner Heldenfigur.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Position der Forschung
- Der Aufbau des Lanzelet
- Zur Gestaltung der Lanzelet-Figur
- Die Funktion der Namenlosigkeit
- Der Aufbau der Ritterfigur
- Das Verhältnis zu den Frauen – Lanzelet als wipsaeliger Minneritter?
- Die erste Frauenbegegnung – Die Galagandreiz-Tochter
- Die zweite Frauenbegegnung - Ade
- Die dritte Frauenbegegnung – Iblis
- Die vierte Frauenbegegnung – Die Pluris-Königin
- Lanzelet als „Erlöser“ in der Drachenkuss-Aventiure?
- Lanzelet als Artusritter und die Rettung der Königin im Lanzelet
- Lanzelet als Herrscher
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit widmet sich der Analyse der Lanzelet-Figur im gleichnamigen Werk von Ulrich von Zatzikhoven. Die Arbeit untersucht, wie die Figur gestaltet wurde und welche Besonderheiten sie im Kontext der Artusdichtung aufweist. Sie beleuchtet den Aufbau des Romans, die Funktion der Namenlosigkeit, die Darstellung der Ritterfigur, das Verhältnis des Protagonisten zu den Frauen und seine Rolle als Artusritter und Herrscher.
- Die Gestaltung der Lanzelet-Figur im Werk von Ulrich von Zatzikhoven
- Die Position des Lanzelet im Kontext der Artusdichtung
- Die Bedeutung der Namenlosigkeit für die Figur des Lanzelet
- Das Verhältnis des Lanzelet zu den Frauen
- Die Darstellung von Lanzelet als Ritter, Artusritter und Herrscher
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Lanzelet von Ulrich von Zatzikhoven in den Kontext der Forschung und zeigt die lange Zeit bestehende kritische Sicht auf das Werk und seine Hauptfigur. Dabei wird deutlich, wie sich die Interpretation des Romans und seiner Figur im Laufe der Zeit verändert hat und welche Fragen in Bezug auf den Lanzelet weiterhin bestehen.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Position der Forschung zum Lanzelet. Es werden die verschiedenen Ansätze und Interpretationen des Werkes und seiner Figur vorgestellt, die den kontroversen Umgang mit diesem Text verdeutlichen.
Der dritte Abschnitt untersucht den Aufbau des Lanzelet und stellt ihn in die Gattung des Artusromans. Dabei werden die Merkmale des Werkes herausgearbeitet, die es von anderen Artusdichtungen unterscheiden. Insbesondere die krisenlose Lebensgeschichte des Titelhelden wird als Besonderheit hervorgehoben.
Das vierte Kapitel widmet sich der Gestaltung der Lanzelet-Figur. Die einzelnen Bestandteile der Figur, wie die Namenlosigkeit, die Ritterfigur, das Verhältnis zu den Frauen und die Rolle des Helden als Artusritter und Herrscher, werden detailliert analysiert.
Das fünfte Kapitel zeigt, dass die Figur des Lanzelet in den vier Frauenbegegnungen im Roman verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit offenbart. Dabei werden die jeweilige Darstellung der Frauen, das Minneverhältnis zu Lanzelet und die kämpferischen Auseinandersetzungen des Helden untersucht.
Schlüsselwörter
Artusdichtung, Lanzelet, Ulrich von Zatzikhoven, Ritterfigur, Minne, Frauenbilder, Aventiure, wîpsaelig, Namenlosigkeit, Herrscher, Forschung, Literaturgeschichte, deutsche Literatur des Mittelalters.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Andrea Böhle (Autor:in), 2005, Der "wîpsaelige" - zur Gestaltung der Lanzelet-Figur bei Ulrich von Zatzikhoven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88319