Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann ein neues Kapitel der deutsch-polnischen Beziehungen, das zunächst durch eine vielen unbekannte Episode zwischen 1945 und 1947 eingeleitet wurde: Dem Einsatz polnischer Truppen in Nordwestdeutschland im Rahmen des Besatzungsdienstes der britischen Armee. Diese Arbeit versucht, die Kenntnisse über das Geschehen in den Nachkriegswirren zusammenzutragen, welche im Besonderen die befreiten Insassen der Strafgefangenen- und Arbeitslager im Emsland, die Besatzung des Emslandes durch die polnischen Streitkräfte sowie die Probleme bei der Repatriierung nach Polen betreffen. Ferner beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage, inwiefern die Bevölkerung im Emsland als Teil des Täterstaates nach der Kapitulation mit der sich nun ergebenden Rollenumkehrung des Besatzers und des Besetzten umging.
Nach dem Ende der Kampfhandlungen und mit der Befreiung der Emslandlager richteten sich neben den polnischen Truppen auch Displaced Persons, d.h. Menschen, die von den Nationalsozialisten verschleppt, interniert und zu harter Arbeit gezwungen wurden sowie befreite Kriegsgefangene und polnische Flüchtlinge im Emsland ein. Während die Befreiten eine „polnische Enklave“ schufen und ein kulturelles Leben nach dem Vorbild des Vorkiegspolens anstrebten, waren die polnischen Streitkräfte, die der Exilregierung der Republik Polen in London unterstanden, einer Konfliktsituation ausgesetzt, die sich durch den in Polen aufstrebenden Kommunismus ergab. Im Laufe der Zeit stellte sich für viele Polen die Frage nach der Heimkehr in das nun kommunistische Land.
Als quellen- und literaturbezogene Grundlage zu diesem Thema diente insbesondere die Monographie Jan Rydels über die polnische Besatzung im Emsland, die 2003 in die deutsche Sprache übersetzt wurde und in der der Autor versuchte, sich dem bisher in der deutschen Geschichtsforschung entwickelten einseitigen Bild durch die Kenntnisnahme polnischer und britischer Quellen zu entziehen. Ausserdem wurden vor allem Zeitschriftenartikel und Artikel auf Internetseiten der jüngeren Zeit zur Erarbeitung herangezogen. Das erste Konzentrationslager Preußens wurde im Juni 1933 im Emsland belegt: das KZ Börgermoor südöstlich der Stadt Papenburg. Bis zum Untergang des NS-Regimes und der alliierten Befreiung im April 1945 bestanden auf dem Gebiet der heutigen Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim fünfzehn Straf-, Militärstraf- und Kriegsgefangenenlager (siehe Abb. 1).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Befreiung der Emslandlager
- Die Arbeits- und Gefangenenlager im Emsland
- Die ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen im Emsland
- Die Frage der Heimkehr
- Die Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg
- Wege aus Zwangsverschleppung und Zwangsarbeit
- Displaced Persons im Emsland
- Die Repatriierung durch die Alliierten
- Die polnische Besatzung im Emsland
- Die Übernahme des Besatzungsdienstes
- Eine Kleinstadt wird polnisch: Haren (Ems) wird Maczków
- Besatzer und Besetzte: Die Haltung nach der Umkehr der Rollen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle polnischer Truppen im Besatzungsdienst der britischen Armee in Nordwestdeutschland zwischen 1945 und 1947. Im Fokus stehen die befreiten Insassen der Strafgefangenen- und Arbeitslager im Emsland, die Besatzung des Emslandes durch polnische Streitkräfte und die Herausforderungen der Repatriierung nach Polen. Die Arbeit beleuchtet außerdem die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die Rollenumkehr von Besatzer und Besetztem im Emsland.
- Die Befreiung der Emslandlager und die Schicksale der ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen
- Die Situation der Displaced Persons im Emsland und ihre Repatriierung
- Die polnische Besatzung im Emsland und die damit verbundenen Konflikte
- Die Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die polnische Besatzung
- Die Rolle der polnischen Exilregierung in London in den Nachkriegswirren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den historischen Kontext der polnischen Besatzung im Emsland. Kapitel 2 behandelt die Befreiung der Emslandlager durch die Alliierten, insbesondere die Rolle der polnischen Truppen. Dabei werden die Arbeits- und Gefangenenlager im Emsland beschrieben, die Lebensbedingungen der polnischen Kriegsgefangenen und die Schwierigkeiten bei der Heimkehr nach Polen beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich den Displaced Persons, die nach dem Krieg im Emsland lebten. Es werden die Ursachen ihrer Zwangsverschleppung und Zwangsarbeit, ihre Lebensbedingungen im Emsland und die Repatriierung durch die Alliierten behandelt. Kapitel 4 beleuchtet die polnische Besatzung im Emsland. Es werden die Übernahme des Besatzungsdienstes durch polnische Truppen, die Auswirkungen der Besatzung auf die deutsche Bevölkerung und die Konflikte zwischen Besatzern und Besetzten thematisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie polnische Besatzung, Displaced Persons, Emslandlager, Repatriierung, Kriegsgefangene, Zwangsarbeit, deutsche Bevölkerung, Besatzer und Besetzte, polnische Exilregierung und deutsch-polnische Beziehungen im Kontext der Nachkriegszeit. Die Arbeit stützt sich auf die Monographie von Jan Rydel sowie auf Zeitschriftenartikel und Internetquellen.
- Arbeit zitieren
- Ingo Roetgers (Autor:in), 2007, Polen im Emsland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88334