Schon in der griechischen Antike erkennt der bekannte Philosoph und Naturforscher Aristoteles (384-322 v. Chr.) die Bedeutsamkeit von guten Lehrern: „Einen jungen Menschen etwas zu lehren, heißt nicht, einen Eimer Wasser zu füllen, sondern ein Feuer anzuzünden“ (Aristoteles, zit. in Kühn 2005, S.195). Später schreibt Erich Kästner (1899-1974) in seinem Buch „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933), dass
„ ... wir Menschen als Lehrer brauchen und keine zweibeinigen Konservenbüchsen! Wir brauchen Lehrer, die sich entwickeln können, wenn sie uns entwickeln wollen“ (Kästner, zit. in Kühn 2005, S. 92). Auch der deutsche Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno (1903-1963) schreibt in seinem Aufsatz „Tabus über den Lehrerberuf“ (1955): „Prinzipiell bleibt, was in der Schule geschieht weit hinter dem leidenschaftlichen Erwarten zurück.“ (Adorno, zit. in Kühn 2005, S.211). Die Liste der Kritiken an vorherrschenden und vergangenen Schulpraktiken sowie an dem Bild des Lehrers ist endlos und soll an dieser Stelle auch nicht weiter ausgeführt werden.
Viele wichtige und berühmte, aber genauso auch weniger bekannte Menschen haben sich schon über die Schule geäußert. Es ist ein schwieriges und komplexes Thema, bei dem jeder mitreden und mitbestimmen möchte. Tatsache ist jedoch, dass aufgrund einer großen Anzahl von Mängeln in der pädagogischen Ausbildung neue Reformen im Schul- und Erziehungsbereich heranreifen konnten. In meiner Arbeit möchte ich mich mit zwei wichtigen Reformpädagogen des ausgehenden 19. Jh. auseinandersetzen. Johannes Trüper und Maria Montessori befassten sich beide erfolgreich mit Integration und Schulung von behinderten Kindern. Beide schafften sie in ihren Erziehungshäusern ein Klima, in dem Lernen nicht Zwang bedeutet, sondern freiwillig und ohne Angst geschieht.
Johannes Trüper war nicht nur ein Wegbereiter der Erlebnispädagogik , sondern ebenfalls auch derjenige, der den Anstoß zur Koedukation an Schulen gab. Sein ständiger Kampf gegen die Seelenlosigkeit des militärischen Drills an den Schulen, sein ständiges Streben nach einer Reformierung des Schulsystems und seiner Lehrpläne, machte ihn und seine Sophienhöhe zum Vorbild für viele andere Kinder- und Erziehungsheime in Deutschland und Europa.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Trüpers Heilpädagogik des 19. Jh. am Beispiel der Sophienhöhe in Jena
- Biographisches zu Johannes Trüper
- Pädagogisches Leitbild und Ziele
- Unterricht und Lehrpläne auf der Sophienhöhe in Jena
- M. Montessori und das Prinzip des freien Lernens
- Biographisches zu Maria Montessori
- Pädagogisches Prinzipien und Ziele
- Montessoris Pädagogik vom Kinde aus
- Vergleich der Pädagogik von Johannes Trüper und Maria Montessori
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konzepte von Johannes Trüper und Maria Montessori und deren Bedeutung als Innovationsimpulse für die reformpädagogische Bewegung im 20. Jahrhundert. Der Fokus liegt darauf, Gemeinsamkeiten, Unterschiede und mögliche Abhängigkeiten zwischen den beiden Pädagogen zu analysieren.
- Integration und Schulung von behinderten Kindern
- Freies Lernen und individuelle Förderung
- Reformpädagogische Ansätze und Kritik am traditionellen Schulsystem
- Bedeutung von Natur und Erfahrung im Lernprozess
- Vergleich der pädagogischen Ansätze von Trüper und Montessori
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einführung beleuchtet die Bedeutung guter Lehrer und die Notwendigkeit von Reformen im Schul- und Erziehungswesen, die durch zahlreiche Kritikpunkte an bestehenden Schulpraktiken begründet werden. Die Arbeit fokussiert auf die Reformpädagogen Johannes Trüper und Maria Montessori, die sich beide für die Integration und Schulung von behinderten Kindern einsetzten.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Biografie von Johannes Trüper. Es werden seine frühen Jahre, seine Ausbildung und seine Zeit als Lehrer in verschiedenen Schulen beleuchtet. Besondere Aufmerksamkeit gilt Trüpers Kritik am traditionellen Schulsystem und seinen Forderungen nach einem reformpädagogischen Ansatz. Die Gründung der Sophienhöhe als Heim für entwicklungsgestörte und geschädigte Kinder wird ebenfalls behandelt.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Biografie von Maria Montessori, ihren pädagogischen Prinzipien und Zielen. Montessoris Pädagogik „vom Kinde aus“ wird erläutert und ihre Rolle bei der Schaffung von Kinderhäusern weltweit wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Reformpädagogik wie Integration und Inklusion von behinderten Kindern, dem Konzept des freien Lernens, den Herausforderungen des traditionellen Schulsystems, der Bedeutung von Erfahrung und Natur im Lernprozess sowie der pädagogischen Ansätze von Johannes Trüper und Maria Montessori.
- Arbeit zitieren
- Juliane Dube (Autor:in), 2006, Die Konzepte von Johannes Trüper und Maria Montessori, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88371