Richtet man den Blick auf die europäische Romantik, dann wird eine
Geisteshaltung [deutlich], welche die Welt nicht als eine von der Vernunft bestimmte Wirklichkeit sieht, sondern als ein rätselhaftes, geheimnisvolles, von der Vernunft nie ganz erfassbares und berechenbares Wesen. (Merker & Stammler 2001, S. 578)
Eine genaueres Bild der Geistesströmung dieser Zeit lässt sich vielleicht am besten mit dem Begriff der ‚schwarzen Romantik’ beschreiben. Zentrale Motive in den Werken romantischer Dichter bilden nämlich vielfach verborgende Ängste, Träume, Wahnvorstellungen, männermordende Frauen etc. Gleichzeitig werden die Handlungen in einem gespenstischen, gar grotesken Rahmen eingebettet, der den Leser ob der ihm dargebotenen fremden Welt erschaudern lässt. Auch Friedrich de la Motte Fouqué, als romantischer Dichter bei den Literaturkritikern nicht unumstritten, wie Buchmann (1976, S. 226) mit einem Verweis auf Grillparzer und Benz festhält, entwirft in seinem Werk ‚Undine’ einen fantastischen und zugleich gespenstischen Ort, der ihm als Schauplatz seiner romantischen Erzählung dient.
Im Gegensatz zu Autoren wie E. T. A. Hoffmann, L. Tieck, W. Hauff, J. Kerner, die man vielleicht als prototypische Vertreter der schwarzen Romantik in Deutschland bezeichnen könnte (vgl. Wilpert 2001, S. 743), nimmt Fouqué aber eine Sonderrolle ein. Die entscheidenden Sequenzen seines Werkes Undine, verglichen mit den eben genannten Autoren, werden eher von einem subtilen Schauer durchzogen. Der Autor bewegt sich damit zwischen den Grenzen einer fabelhaften Märchenwelt und der Nachtseite romantischer Fantasie. Ziel meiner Arbeit ist es daher, Fouqués Kunstmärchen ‚Undine’ im Kontext der schwarzen Romantik darzustellen.
Dazu werde ich zunächst einen Überblick über die schwarze Romantik geben und anschließend entscheidende Motive dieser Stilrichtung in Fouqués ‚Undine’ herausarbeiten. Möchte man romantische Autoren verstehen, muss zuallererst deren motivationale Basis erfasst werden (vgl. Pikulik 1979, S. 55). Das Schaffen der jungen Autoren dieser Zeit war geprägt von den rationalen Bestrebungen ihrer Mitmenschen, alles Weltliche in einen klar definierten Kausalzusammenhang zu bringen. Was den Romantikern so verhasst, bildete, wie im Folgenden gezeigt wird, gleichzeitig die Grundlage für deren Affinität zur ‚dunklen Seite’ dieser Welt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die, schwarze Romantik'
- Ausgewählte Schauereffekte des Werkes, Undine'
- Fouqués Undine und die dunkle Seite der Romantik
- Das Wasser: die Quelle der Gefahr
- In der Dunkelheit des Waldes
- Und plötzlich war es Angst....
- Undine, eine, femme fatale'?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Fouqués Kunstmärchen, Undine', im Kontext der schwarzen Romantik. Sie zielt darauf ab, den Einfluss dieser literarischen Strömung auf das Werk Fouqués aufzuzeigen und zentrale Motive der schwarzen Romantik in Undine herauszuarbeiten. Dabei liegt der Fokus auf der Erforschung der Schauereffekte und der ambivalenten Darstellung der Wassernymphe Undine.
- Die schwarze Romantik als Gegenströmung zur Aufklärung
- Die Faszination der Romantiker für das Geheimnisvolle und Dunkle
- Die Bedeutung der Natur und ihrer Symbole in romantischen Werken
- Die Ambivalenz der menschlichen Natur und die Suche nach Liebe und Glück
- Die Rolle der Frau in romantischen Erzählungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der schwarzen Romantik ein und verdeutlicht die Abkehr der romantischen Autoren vom Rationalismus der Aufklärung. Das zweite Kapitel beleuchtet die zentrale Rolle der schwarzen Romantik in Fouqués Undine und untersucht die zentralen Motive dieser literarischen Strömung. Das dritte Kapitel widmet sich den Schauereffekten im Werk und analysiert die Spannung zwischen der märchenhaften Welt und der düsteren Seite der Romantik. Abschließend werden in Kapitel 4 die einzelnen Elemente der schwarzen Romantik in Undine, wie die Rolle des Wassers, der Wald als Schauplatz der Angst und die ambivalente Figur der Undine, im Detail beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schwarze Romantik, Fouqué, Undine, Schauereffekte, Wassernymphe, Ambivalenz, Liebe, Glück, Gefahr, Wald, Angst, Frau, Femme Fatale.
- Arbeit zitieren
- Björn Sengutta (Autor:in), 2008, Foqués 'Undine' im Kontext der schwarzen Romantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88458