Das Phänomen der männlichen Eifersucht bei Max Frisch


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

34 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Eifersucht im Leben von Max Frisch und die Parallelen in seinen Werken

3. Aspekte der Männer und Frauenbilder in den Werken
3.1 Männerbilder
3.1.1 Die selbstbewussten Männer
3.1.2 Die an sich selbst zweifelnden Männer
3.2 Frauenbilder
3.2.1 Die komplizierten Frauen
3.2.2 Die komplizierten und mädchenhaften Frauen

4. Wie kommt es zur Eifersucht?
4.1 Fazit

5. Umgang mit der Eifersucht
5.1 Fazit

6. Einstellung der Protagonisten zur Eifersucht

7. Die Reaktionen der Ehefrauen auf die Eifersucht der Ehemänner
7.1 Fazit

8. Schlussbetrachtung

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Phänomen der Eifersucht im Bereich zwischen Mann und Frau spielt in nahezu allen Werken von Max Frisch eine Rolle. Er selbst definiert die „Eifersucht als Angst vor dem Vergleich“[1], d.h. als Angst vor dem Gefühl des Mangels und des Ungenügens, denn der Eifersüchtige ist immer „ein Mohr, also ein Mensch aus verachteter Rasse“[2].

Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, wie es zum Gefühl der Eifersucht kommt und welche Reaktionen diese bei den Betroffenen auslöst. Dabei wird zu überprüfen sein, ob die in den Werken vorgenommene Typisierung der Männer- und Frauenfiguren, den Ausbruch der Eifersucht und deren Umgang beeinflusst. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang wird die Selbsteinschätzung des Mannes sowie das Bild, welches er sich von der Frau macht, sein.

Es schien ratsam, zunächst die Eifersucht in der Biographie von Max Frisch darzustellen, da sie die Grundlage für die Literarisierung in seinen Werken bildet. Nicht nur der Roman „Mein Name sei Gantenbein“[3] gilt als Reaktion auf die Beziehung mit Ingeborg Bachmann,[4] sondern auch in anderen Werken fällt auf, dass Frisch oftmals Äußerungen seiner Lebensgefährtinnen[5] den weiblichen Romanfiguren in den Mund legt.[6] Doch auch seine eigenen, im Privatleben getätigten, Aussagen finden sich in seinen literarischen Werken wieder. Ferner soll aufgezeigt werden, inwiefern Parallelen zwischen den untersuchten Werken und Frischs jeweiliger Beziehungssituation ersichtlich sind. Als Grundlage für die Beschreibung der „Eifersucht im Leben von Max Frisch“ dienten das „Tagebuch 1946-1949“, die Monographie von Volker Hage[7], die Biographie von Lioba Waleczek sowie die Erzählung „Montauk“[8].

Anschließend wird die Eifersucht anhand der Romane „Stiller“[9], „Mein Name sei Gantenbein“ und der Erzählung „Blaubart“[10] näher beleuchtet.

Die Grundlage für die Beschreibung der Daseinsentwürfe der Figuren bildeten die Werke von Iris Block[11], Doris Fulda Merrifield[12] und Ursula Haupt[13].

Im Anschluss soll aufgezeigt werden, wie sich Frischs Einstellung zur Eifersucht mit zunehmendem Alter, erkennbar an der Reaktion seiner männlichen Protagonisten in der Chronologie seiner Spätwerke, verändert und wie die Frauenfiguren der Werke auf die Eifersucht der männlichen Protagonisten reagieren.

2. Die Eifersucht im Leben von Max Frisch und die Parallelen in seinen Werken

In Anbetracht der Tatsache, dass die Art und Weise, wie die Protagonisten in vielen Werken mit der Eifersucht umgehen, sich stark ähnelt bzw. sogar gleich ist, scheint es angebracht, Frischs Grundeinstellung zur Eifersucht unter Bezugnahme seine Biographie zu klären.

Aus seiner ersten Ehe (1942-1954/1959) mit Gertrud Constanze von Meyenburg ist über Eifersucht noch nicht viel bekannt. Allerdings schien Frisch selbst weniger von einer monogamen Eheführung zu halten, er lebte scheinbar eher nach seinem eigenen Treueverständnis.[14] Aufgrund dieser Tatsache lässt sich darauf schließen, dass der Roman „Stiller“ (1954) einen Einblick in Frischs erste Ehe gewährt, denn auch der Staatsanwalt Rolf lebt nach seiner eigenen Theorie von freiheitlicher, gleichberechtigter Ehe.[15]

In der Zeit von 1958-1962 führte er eine Beziehung mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, welche er „als einen vier Jahre währenden `Sturzflug´“ bezeichnete.[16] Wie Ikarus, der sich mit seinen wächsernen Flügelschwingen zu nah an die Sonne gewagt hatte, habe er sich emotional zu stark auf Ingeborg Bachmann eingelassen, denn aufgrund ihres großen Unabhängigkeitsdranges, der auch intimen Kontakt mit anderen Männern nicht ausschloss,[17] fand Max Frisch sich in einem Zustand quälender Eifersucht wieder: „Ihre Freiheit gehört zu ihrem Glanz. Die Eifersucht ist der Preis von meiner Seite; ich bezahle ihn voll.“[18],

schreibt er einige Jahre später in „Montauk“. Genau wie Ingeborg Bachmann verlangt auch Lila in dem Roman „Mein Name sei Gantenbein“ (1964) nach der in einer Ehe größtmöglichen Freiheit, die sich darin äußert, dass sie liebt, wen sie will. Der Protagonist Gantenbein ermöglicht ihr diese Freiheit, indem er die Rolle eines Blinden übernimmt und auf diese Weise vorgibt, ihre heimlichen Liebschaften nicht zu sehen.

Doch Frisch litt nicht nur unter Ingeborg Bachmanns ausgeprägtem Freiheitsbedürfnis, sondern auch unter ihrer „Geheimnistuerei“[19], die darin bestand, dass sie ihm den Zugriff auf viele Bereiche ihres Lebens verwehrte: „Sie hat mehrere Domänen.“[20] Auch Lila und Gantenbein haben viele Geheimnisse voreinander, doch Gantenbein konstatiert: „erst das Geheimnis, das [Mann und Frau] voreinander hüten, macht sie zum Paar.“[21]

Die Vorstellung Frischs, in Ingeborg Bachmanns Leben gäbe es einen anderen Mann, und die daraus resultierende Eifersucht veranlassten ihn zur folgenden Reaktion: „Einmal habe ich getan, was man nicht tun darf: ich habe Briefe gelesen, die nicht an mich gerichtet sind, Briefe von einem Mann; sie erwägen die Ehe.“[22]

Als Frisch Bachmann zur Rede stellte, stritt sie nichts ab, sondern schrieb: „Wenn sich zwischen uns etwas ändert, so werde ich es dir sagen.“[23] Genau wie Frisch, so hat auch Gantenbein aus Eifersucht die Schublade von Lilas Sekretär aufgebrochen, um an ihre Post zu gelangen,[24] und genau wie Ingeborg Bachmann versichert Lila Svoboda ihrem Ehemann, dass sie ihn über jegliche Änderung in ihrer Beziehung rechtzeitig informieren werde.[25]

Seine Erfahrung mit der zum Teil rasenden Eifersucht sowie der problematischen Beziehung, in der Trennung und Wiederzusammenfinden manchmal nur innerhalb kürzester Zeit einander ablösten, literarisierte Frisch später im „Gantenbein“.

1968 heiratete er die 28 Jahre jüngere Marianne Oellers. 1979 wurde diese Ehe wieder geschieden. Er beschrieb die Zeit mit der Frau, die im Alter seiner Tochter aus erster Ehe ist, als „sechs Jahre ohne Zerwürfnis, ohne Eifersucht, ohne Zermürbung“[26]. Aber Frisch gestand auch ein, dass Marianne ihn ein Jahr lang betrogen hatte, ohne ihm davon zu berichten. Anstatt ihr jedoch Vorwürfe zu machen, suchte er die Schuld bei sich selbst: „Es ist sein Fehler; ein Mann, der es nicht merkt, dass die Frau aus einem andern Bett kommt, ist kein zärtlicher Mann.“[27]

Er hatte zwar eine Verwandlung an ihr bemerkt „Zu dieser Zeit ist sie sehr glücklich, das sieht jedermann, auch er.“[28], doch er wollte seine Gefühle nicht wahrhaben und aus der Vergangenheit lernen, darum hat er sich jede Eifersucht versagt.

„Er hat reichlich über Eifersucht geschrieben. Schon deswegen hat er sich in den letzten

Jahren jede Eifersucht versagt. Es wäre keine neue Erfahrung für ihn, wenn er wieder in

Eifersucht verfiele; es fiele ihm als Schriftsteller dazu nichts ein, nichts Neues.“[29]

Das ihm doch noch etwas Neues eingefallen ist, wird durch die Erzählung „Blaubart“ (1982), in der Frisch einen Ausweg aus der quälenden Eifersucht vorschlägt, deutlich, denn indem Rosalinde und ihr Ex-Ehemann Schaad zu Kameraden werden – Kameraden haben keine Geheimnisse voreinander -, ist er nicht mehr auf Vermutungen angewiesen und braucht daher nicht mehr eifersüchtig zu sein.

Ungefähr zehn Jahre später fasste Frisch seine Grundeinstellung über das Verhältnis von Männern und Frauen in einem Interview mit Philippe Pilliod folgendermaßen zusammen: „ Der Mann „forme“ die Frau nach seiner Vorstellung und begreife sie daher auch als sein Eigentum. Eben deshalb reagiere ein Eifersüchtiger nicht anders als ein Bestohlener.“[30]

Die Formbarkeit des Weiblichen hat er bereits in seinem ersten Tagebuch beschrieben:

„Das Weib ist schauspielerisch von Natur. [...] das scheinbar Uneigene des Weibes, das

sich formen lässt von jedem, der da kommt, das Widerstandslose, Uferlose, Weiche und

Willige, das die Formen, die der Mann ihm gibt, im Grunde niemals ernst nimmt und

immer fähig ist, sich anders formen zu lassen: das ist es, was der Mann als das Hurenhafte

bezeichnet, ein Grundzug weiblichen Wesens, das Weiblich-Eigene, dem er niemals

beikommt.“[31]

Aus dieser Vorstellung vom Weiblichen kann nur die Eifersucht resultieren, eine Zwangsläufigkeit, die der Protagonist Gantenbein – wie es zu zeigen gilt - recht schnell zu spüren bekommt. Der Mann, der seiner geliebten Partnerin gegenüber diese Einstellung vertritt, kann nur dem Misstrauen verfallen, da die Annahme, dass die Frau grenzenlos formbar, anpassungsfähig und schauspielernd sei, jeder Beziehung die Glaubwürdigkeit nimmt. Der männliche Partner kann in diesem Falle nie sicher sein, dass seine Geliebte nicht gerade aus den Armen eines Rivalen kommt, in denen sie genauso glücklich gelegen haben könnte, wie jetzt in den seinen. Er muss stets argwöhnen, dass er jederzeit auswechselbar ist, da er durch die widerstandslose Formbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Frau nie wissen kann, ob sie der Beziehung die gleich Wichtigkeit beimisst wie er selbst.

Im „Gantenbein“-Roman wird schließlich die Unmöglichkeit einer glücklichen Beziehung zwischen einem dieser Theorie von der Formbarkeit der Frau verhaftenden Mann und einer von ihm geliebten Frau aufgezeigt.

3. Aspekte der Männer- und Frauenbilder in den Werken

In den folgenden Kapiteln soll das Phänomen der Eifersucht in den Werken „Stiller“[32], „Mein Name sei Gantenbein“ und „Blaubart“ näher erläutert werden. Hierfür erschien es ratsam, zunächst die Entwürfe der Männer- und Frauenbilder darzustellen, um aus den Aspekten der Typisierung auf die Motive der Eifersucht und der daraus resultierenden Reaktionen zu schließen.

3.1 Männerbilder

Die männlichen Protagonisten der für diese Arbeit untersuchten Werke lassen sich in zwei Grundtypen unterteilen: die selbstbewussten Männer, zu denen der Staatsanwalt Rolf und der Architekt Frantisek Svoboda zählen, und die an sich selbst zweifelnden Männer, die durch den „scheinblinden“ Theo Gantenbein und den Internisten Felix Schaad repräsentiert werden. Die selbstbewussten Protagonisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen erfolgreichen Beruf ausüben, was sich positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Außerdem sind diese sich ihrer Partnerin sehr sicher.[33] Dem Gefühl der Eifersucht unterliegen sie erst, wenn sie Gewissheit darüber erlangen, dass ihre Ehefrau für einen anderen Mann genauso bzw. mehr empfindet als für sie selbst.

Die unsicheren Hauptfiguren dagegen zweifeln an ihrer eigenen Männlichkeit und sind daher von Grund auf eifersüchtig. Sie haben stets den Verdacht, dass ihre Ehefrau sie betrügt und entwickeln daher Strukturen zur Eifersuchtsvermeidung.

3.1.1 Die selbstbewussten Männer

Der Staatsanwalt Rolf , ein immer sehr beherrschter, immer überlegener und anerkanntermaßen kühler Kopf,[34] ein Mann der Tat, wie er auch genannt wird, lebt nach seiner eigenen Theorie von freiheitlicher, gleichberechtigter Ehe, um der Monotonie einer langfristigen Beziehung entgegenzuwirken.[35] Er verbittet sich die Eifersucht seiner Partnerin auf die Rendezvous mit anderen Damen während seiner Geschäftsreisen, gesteht ihr jedoch die gleichen sexuellen Freiheiten zu. Sein Selbstvertrauen ist so ausgeprägt, dass er glaubt, Sibylle würde ihn niemals für einen anderen Mann verlassen.

Rolf ist ein selbstgerechter Mann, der seine Partnerin unterwirft und sich eigentlich nie entschuldigt.[36] Er ist bürgerlich, rational und seiner Frau gegenüber zurückhaltend. Dazu ist er stets äußerlich gefasst und zu keinerlei Äußerung seiner Emotionen bereit.[37]

Erst als Rolf erfährt, dass seine Ehefrau ihn mit einem anderen Mann betrügt, den sie genauso liebt wie ihn selbst, wird er durch die Qual der Eifersucht an seine eigenen Grenzen gestoßen und erkennt sich in seinem Leid und seiner Sentimentalität kaum wieder. Plötzlich begreift er „seine Unfähigkeit, eine Frau zu lieben, wenn er nicht ihr Götze war, zu lieben ohne Anspruch auf Dank, auf Rücksicht und Bewunderung und so weiter.“[38] und somit seine eigene Unfähigkeit, nach der von ihm selbst entworfenen Ehetheorie zu leben, sobald nicht er, sondern Sibylle sich die von ihm gepredigten Freiheiten nimmt.

Der Architekt Svoboda, ebenfalls ein selbstbewusster Mann, wird als baumlanger Böhme beschrieben, der auf Frauen kräftig und furchterregend „Lila hat Angst vor ihm, obschon er sie noch nie geschlagen hat...“[39], aber auch attraktiv wirkt, wobei er nicht versteht, „was die Frauen an ihm finden“[40]. Er ist sich allerdings bewusst, dass er im Smoking „ergreifend“[41] wirkt, was bedeutet, dass er um seine Anziehungskraft auf Frauen weiß.

Ebenso wie Rolf findet er sich in der Rolle des betrogenen Ehemanns wieder und gelangt aufgrund seiner demütigenden Eifersucht, die ihn zu irrationalen Handlungen zwingt – worauf noch näher eingegangen werden soll – zu einer Auffassung über den Unterschied zwischen Mann und Frau, nach der „der Mann eine naturbedingte Berechtigung zur Eifersucht hat, die der Frau umgekehrt nicht zukommt“[42]. Diese Auslegung basiert wiederum auf der Grundannahme, dass die Frau grenzenlos formbar sei - die bereits im 2. Kapitel erläutert worden ist - und daher nicht um seine Liebe bange, wie er um die ihre:

„Der naturhafte und durch keine Gleichberechtigung tilgbare Unterschied zwischen Mann und Frau bestehe

darin, daß es immer der Mann ist, der in der Umarmung handelt. Er bleibt er selbst, und das weiß die Frau;

sie kennt ihn. Sie will gar nicht wissen, was sie erraten kann. Umgekehrt weiß der Mann keineswegs, wie eine

Frau, wenn sie weg geht, in der Umarmung mit einem andern ist; er kann es überhaupt nicht erraten. Die

Frau ist ungeheuer durch ihre fast grenzenlose Anpassung, und wenn sie von einem andern kommt, ist sie

nicht dieselbe; [...]. Weil die Frau, wenn sie weg geht, weiter weg geht als der Mann, muß sie sich verstellen,

wenn sie zurückkommt, [...]; drum will er wissen, was ihn nichts angeht; [...].[43]

Ihre mangelnde Eifersucht beruht demnach auf der Tatsache, dass der Mann in der Umarmung nicht wandlungsfähig ist, und die Frau deswegen nicht dazu gezwungen wird, Vermutungen anzustellen, die zum Wahn der Eifersucht führen können.

Beide Männer sind beruflich erfolgreich und wirken anziehend auf Frauen. Dafür sprechen Rolfs mehrmalige „Seitensprünge“ und Svobodas Aussage, dass er nicht wisse, was Frauen an ihm finden, denn wenn sie sich nicht offensichtlich für ihn interessieren würden, müsste er sich diese Frage nicht stellen. Sowohl der Erfolg im Beruf als auch die positive Wirkung stärken ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit. Durch den „Seitensprung“ ihrer Gattinnen fühlen sie sich umso mehr „vom Thron gestoßen“ und versuchen daher nach außen hin gefasst zu bleiben, was insbesondere auf Rolf zutrifft.

3.1.2 Die an sich selbst zweifelnden Männer

Theo Gantenbein ist in erster Linie ein eifersüchtiger Ehemann, der die Rolle des Blinden wählt, um vom Zwang der eifersüchtigen Reaktionen auf die „Seitensprünge“ seiner Frau erlöst zu werden. Zu seiner Vorstellung einer Beziehung gehört, dass die Frau ihn betrügt: „Lila betrügt mich [...] von Anfang an“[44]. Seiner Meinung nach wird eine glückliche Beziehung zwischen Mann und Frau erst durch Blindheit ermöglicht. Er braucht so nur zu sehen, was einer Verbindung förderlich ist und kann seine Frau auf diese Weise vom Zwang der Lüge befreien: „Was ich sehe und was ich nicht sehe, ist eine Frage des Takts.“[45], wodurch Streitigkeiten schon im Voraus vermieden werden.

Des Weiteren gehört zu seinem „Blindenspiel“, dass er sich von Lila aushalten lässt[46] und ihr damit zwangsläufig das Sagen nicht nur in finanziellen Angelegenheiten überlässt. Damit sind die traditionellen Rollen, die noch in der Beziehung Rolf/Sibylle, aber auch in den Beziehungen Svoboda/Lila und Schaad/Rosalinde Zogg ihre Gültigkeit haben, vertauscht. Genau wie ein erfolgreicher Beruf zur Mehrung des Selbstbewusstseins beitragen kann, kann die Tatsache, dass man gänzlich auf das Geld des Partners angewiesen ist, zur Minderung desselben beitragen.

[...]


[1] Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1950 (Lizenzausgabe für den Bertelsmann Lesering), S. 401.

[2] Vgl. ebd., S. 403.

[3] Frisch, Max: Mein Name sei Gantenbein. Roman. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1975.

[4] Vgl. Waleczek, Lioba: Max Frisch. Hrsg. von Martin Sulzer-Reichel. München 2001 (dtv Portrait), S. 96.

[5] Es handelt sich dabei meistens um ehemalige Lebenspartnerinnen.

[6] Die gleichen Äußerungen finden sich häufig in mehreren Werken wieder. So lässt Frisch z.B. den Satz Ingeborg Bachmanns: „Wenn sich zwischen uns etwas ändert, so werde ich es dir sagen.“ (Frisch, Max: Montauk. Eine Erzählung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1981, S. 149.), welchen sie auf seine Frage nach einem anderen Mann erwidert auch Lila, Antoinette sowie Jutta, die siebte Frau Felix Schaads, aussprechen.

[7] Hage, Volker: Max Frisch. Hrsg. von Kurt und Beate Kusenberg. Reinbek bei Hamburg 1995 (Rowohlts Monographien).

[8] Ich habe „Montauk“ in meiner Arbeit als autobiographisches Werk betrachtet, da es mir für meine Zwecke als durchaus legitim erschien, vgl. dazu auch das dazugehörige Vorwort.

[9] Wobei ich hier nur auf die Ehe von Rolf und Sibylle Bezug nehme. Frisch, Max: Stiller. Roman. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1981.

[10] Frisch, Max: Blaubart. Eine Erzählung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982.

[11] Block, Iris: „Daß der Mensch allein nicht das Ganze ist!“: Versuche menschlicher Zweisamkeit im Werk Max Frischs. Diss. Hrsg. von Eberhard Mannack. Frankfurt a.M. 1998 (Beiträge zur Literatur und Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts; Bd.17).

[12] Merrifield, Doris Fulda: Das Bild der Frau bei Max Frisch. Freiburg im Breisgau 1971.

[13] Haupt, Ursula: Weiblichkeit in Romanen Max Frischs. Diss. Frankfurt a.M. 1996.

[14] Vgl. Waleczek: Frisch, S. 100.

[15] Vgl. Frisch: Stiller; S. 209.

[16] Vgl. Waleczek: Frisch, S. 96.

[17] Vgl. ebd., S. 101.

[18] Frisch: Montauk, S. 149.

[19] Frisch: Montauk, S. 147.

[20] Ebd.

[21] Ders.: Mein Name sei Gantenbein, S. 97.

[22] Ders.: Montauk, S. 149.

[23] Ebd.

[24] Vgl. ders.: Mein Name sei Gantenbein, S. 171f.

[25] Vgl. ebd., S. 202.

[26] Ders.: Montauk, S. 99.

[27] Ebd., S.123.

[28] Frisch: Montauk, S. 123.

[29] Ebd., S. 121.

[30] Ders. Gespräche im Alter. Ein Videofilm von Philippe Pilliod . Zürich 1987.

[31] Ders.: Tagebuch 1946-1949, S. 302f.

[32] Hierbei soll nur auf die Eifersucht in der Beziehung Rolf/Sibylle eingegangen werden, denn die Berücksichtigung der Beziehung Stiller/Julika würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen.

[33] Dies trifft besonders auf Rolf zu.

[34] Vgl. Frisch: Stiller, S. 228.

[35] Vgl. Frisch: Stiller, S. 209.

[36] Vgl. ebd., S. 284.

[37] Vgl. ebd., S. 279f.

[38] Ebd., S. 211.

[39] Ders.: Mein Name sei Gantenbein, S. 212.

[40] Ebd.

[41] Ebd.

[42] Block: „Daß der Mensch allein nicht das Ganze ist!“, S. 223.

[43] Frisch: Mein Name sei Gantenbein, S. 257.

[44] Ebd., S. 74.

[45] Ebd., S. 95.

[46] Vgl. ebd., S. 80.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Das Phänomen der männlichen Eifersucht bei Max Frisch
Hochschule
Universität Hamburg  (Literaturwissenschaftliches Seminar)
Veranstaltung
Seminar II: Max Frischs Romane
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
34
Katalognummer
V8849
ISBN (eBook)
9783638157117
Dateigröße
671 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Phänomen, Eifersucht, Frisch, Seminar, Frischs, Romane
Arbeit zitieren
Dagmar Wallkusch (Autor:in), 2001, Das Phänomen der männlichen Eifersucht bei Max Frisch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8849

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