Das Thema dieser Arbeit lautet „Männer als Täter und/ oder Opfer von Gewalt“. Es handelt sich bei dem Forschungsgebiet der männlichen Gewaltopfer um ein relativ junges Wissenschaftsgebiet.
Zunächst erscheint die zugrunde liegende Thematik dieser Arbeit aus zwei unabhängigen Teilbereichen zu bestehen, zum einen aus männlichen Tätern und zum anderen aus den männlichen Opfern von Gewalt. Um mit beiden Problematiken arbeiten zu können ist es nötig über den Sozialisationsprozess die näheren Hintergründe zu beleuchten.
Hierbei wird sowohl auf die Primärsozialisation in der Familie, als auch auf die Sekundärsozialisation in der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf die „Männlichkeit“ eingegangen.
Die Sozialisation des Mannes erfolgt geschlechtsspezifisch und hat großen Einfluss auf die gelebte und real existierende Männerwelt. Diese unterliegt einem konstanten Wandel und besonders heute ist diese geprägt von einem beginnenden Zerfall tradierter Männlichkeitskonzepte und etablierter Männerrollen.
Ferner werden typische Facetten der Männlichkeit und die oben genannten Männerrollen beleuchtet, welche in ihrem Entstehen und Erleben im direkten Zusammenhang zur Sozialisation stehen. Das Profil der Männerwelt der Vergangenheit definierte sich durch eindeutige Rollenmuster und Handlungsmaxime, die durch soziokulturelle Hintergründe und gesellschaftliche Normen gestützt, legalisiert und aufrecht erhalten wurden.
Heutzutage sehen Männer veränderte Anforderungen an sich gestellt, die durch die technisierte Industrialisierung und Individualisierung unserer Gesellschaft geprägt werden: Männerrollen scheinen heute durch Funktionalität, Flexibilität und Beliebigkeit gekennzeichnet zu sein. Einerseits soll man(n) sich in die Gesellschaft einpassen können, ein gesellschaftsoffenes und mobiles Leben führen, andererseits aber eine eigenständige Persönlichkeit sein.
Aus den tradierten und verinnerlichten Werten der traditionellen Männlichkeit und dem Versuch sich den neuen Anforderungsprofilen zu stellen resultierten Bewältigungsstrategien des Mannseins, welche wiederum eine Verbindung zur Männergewalt ergeben werden.
Unentbehrlich für diese Arbeit ist es diese Bewältigungsstrategien aufzunehmen und zu ergründen. Der Fokus in diesem Kontext richtet sich insbesondere auf die Funktion der Ausübung von Gewalt für einen Mann und welche Bedeutung Gewalt im Leben eines Mannes haben kann. Hierbei spielen Rechtfertigungsmuster und Legitimationen bei der Ausübung von Gewalt eine entscheidende Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die männliche Sozialisation
- Die Primärsozialisation in der Familie
- Die Bedeutung des abwesenden Vaters
- Die Mutter-Sohn-Beziehung
- Die Sekundärsozialisation in der Gesellschaft
- Die traditionelle Männerrolle
- Konzepte der Männlichkeit
- Hegemoniale Männlichkeit
- Marginalisierte Männlichkeit
- Entwicklungspsychologische Aspekte
- Das kognitionspsychologische Entwicklungsmodell
- Das psychoanalytische Modell
- Weitere Entwicklungsfaktoren
- Die Bedeutung der psychisch-sexuellen Entwicklung
- Die Bedeutung der Gleichaltrigengruppe (Peer-Group)
- Die Bewältigung des Mannseins
- Gewalt als Ergebnis männlicher Sozialisation
- Die Primärsozialisation in der Familie
- Männer als Täter von Gewalt
- Theoretische Erklärungsansätze für die Täterschaft sexualisierter Gewalt
- Männer als Opfer von Gewalt
- Männer als Opfer allgegenwärtiger Gewalt
- Jungen und Männer als Opfer ihrer Männlichkeit
- Konsequenzen aus dem gesellschaftlichen Kontext
- Jungen als Opfer sexualisierter Gewalt
- Männer als Opfer allgegenwärtiger Gewalt
- Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Rolle von Männern als Täter und Opfer von Gewalt zu untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf den Zusammenhang zwischen männlicher Sozialisation und der Entstehung von Gewalt. Die Arbeit untersucht, wie die traditionelle männliche Sozialisation Einfluss auf die Entwicklung von Gewaltbereitschaft bei Männern hat und warum Männer als Opfer von Gewalt oft unsichtbar bleiben.
- Die Auswirkungen der männlichen Sozialisation auf Gewaltbereitschaft
- Die Schwierigkeiten, die männliche Gewaltopfer beim Erkennen und Melden von Gewalt erleben
- Die Rolle von traditionellen Männerbildern und -rollen in der Entstehung von Gewalt
- Die Entwicklung neuer Konzepte von Männlichkeit, die Gewalt vorbeugen können
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erklärt, warum Männer als Täter und Opfer von Gewalt ein relativ junges Forschungsgebiet ist. Die Einleitung stellt außerdem die Bedeutung der männlichen Sozialisation als zentrale Grundlage für die Analyse der beiden Problemfelder heraus.
Kapitel 2 untersucht die männliche Sozialisation. Dabei werden die Primärsozialisation in der Familie und die Sekundärsozialisation in der Gesellschaft sowie deren Einfluss auf die Entwicklung von Geschlechtsidentität und die „Männlichkeit“ analysiert. Es werden wichtige Faktoren wie die traditionelle Männerrolle, Konzepte der Männlichkeit und die Bedeutung von Peer-Groups beleuchtet. Außerdem werden psychologische Entwicklungstheorien und verschiedene Bewältigungsstrategien des Mannseins betrachtet, die einen Zusammenhang zur Gewaltbereitschaft aufweisen.
Kapitel 3 widmet sich den Männern als Tätern von Gewalt. Es werden theoretische Erklärungsansätze für die Täterschaft sexualisierter Gewalt vorgestellt, die auf die in Kapitel 2 erarbeiteten Aspekte der männlichen Sozialisation zurückgreifen.
Kapitel 4 beleuchtet Männer als Opfer von Gewalt. Hierbei werden die Schwierigkeiten, die männliche Gewaltopfer beim Erkennen und Melden von Gewalt erleben, untersucht. Es werden verschiedene Aspekte der männlichen Opferwerdung, die durch traditionelle Männerbilder und -rollen erschwert werden, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenbereichen männliche Sozialisation, Gewalt, Täter und Opfer, Männerbilder, Geschlechtsidentität, traditionelle Männerrollen, hegemoniale Männlichkeit, marginalisierte Männlichkeit, Bewältigungsstrategien, psychisch-sexuelle Entwicklung, Peer-Group, sexualisierte Gewalt, männliche Opferwerdung, gesellschaftlicher Kontext, Forschungsergebnisse.
- Quote paper
- Katrin Voigt (Author), 2006, Männer als Täter und/ oder Opfer von Gewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88558