Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die internationalen Standards
– nach einer gewissen Übergangszeit – auch im Einzelabschluss zum dominierenden Rechnungslegungssystem werden. Kommt es zu einer vollumfänglichen Internationalisierung der Rechnungslegung, stellt sich unweigerlich die Frage nach größenabhängigen Erleichterungen. Die Full IFRS sind aufgrund ihres Umfangs und ihrer Komplexität sowie der hohen Änderungsdynamik mehr als ungeeignet für den Großteil mittelständischer Unternehmen.
Aus diesem Grund veröffentlichte das IASB den „Exposure draft of a proposed IFRS for Small and Medium-sized Entities“ (ED IFRS for SMEs) und erweiterte somit den europäischen Fokus der internationalen Standards (ca. 9000 gelistete Unternehmen) um ca. 23 Mio. mittelständische Unternehmen. Es handelt sich um eine sinnvolle Maßnahme, bedenkt man, dass eine Harmonisierung und Modernisierung des europäischen Bilanzrechts nicht unter Ausschluss des Mittelstands vollzogen werden kann.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, den gegenwärtigen Stand der Diskussion über internationale Standards für mittelständische Unternehmen aufzugreifen und die Auswirkungen einer Umstellung der Rechnungslegung auf Full IFRS bzw. ED SMEs darzustellen. Dazu wird neben einer Analyse möglicher Vor-und Nachteile, besonders auf die konkreten bilanzpolitischen Aspekte einer (freiwilligen) Anwendung der Full IFRS bzw. des ED SMEs eingegangen. Dabei sollen die Vorschriften des ED SMEs den Vorschriften der Full IFRS gegenübergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Arbeit
- Der Begriff des Mittelstands
- Quantitative Abgrenzung
- Qualitative Abgrenzung
- Arbeitsspezifische Definition
- Motivation für internationale Standards im Mittelstand
- Empirische Studien
- Motive für eine Umstellung auf Full IFRS/ ED SMES
- Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit
- Erleichterungen im Rechnungswesen
- Vorteile bei der Fremdkapitalfinanzierung
- Vorteile bei der Eigenkapitalfinanzierung
- Probleme und Kosten einer Umstellung auf IFRS/ ED SMEs
- Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach Full IFRS/ED SMES
- Parallelität von Handelsbilanz und Full IFRS-/ ED SMEs-Abschluss
- Kosten der Umstellung auf internationale Standards
- Zusammenfassung und Würdigung
- Das SMEs-Projekt des IASB
- Grundlagen des SMEs-Projekts
- Meilensteine der Entwicklung des ED SMEs
- Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland und in der EU
- Anwenderkreis nach ED SMEs und nationale Ausgestaltung
- Zielsetzung und Adressaten eines Abschlusses nach ED SMEs
- Grundlagen der Rechnungslegung nach ED SMEs
- Aufbau und Entwicklungskonzeption
- Pflichtbestandteile des Jahresabschlusses
- Kapitalerhaltungskonzeption
- Bewertungskonzeption
- Grundlagen der Bewertung nach ED SMEs
- Vergleich mit der Bewertungskonzeption der Full IFRS
- Bilanzierungskonzeption
- Grundlegende Bilanzierungskonzeption nach ED SMEs
- Vergleich mit der Bilanzierungskonzeption der Full IFRS
- Grundlagen der Bilanzpolitik
- Bilanzpolitik im Mittelstand
- Begriff der Bilanzpolitik
- Finanzpolitische Ziele
- Informationspolitische Ziele
- Besonderheiten im Mittelstand
- Das bilanzpolitische Instrumentarium
- Materielle und formelle Sachverhaltsabbildung
- Sachverhaltsgestaltung
- Bilanzpolitische Spielräume nach Full IFRS/ ED SMEs
- Maßnahmen zur materiellen Sachverhaltsabbildung
- Bilanzierungsspielräume im Überblick
- Ermessensspielräume durch unscharfe Begriffe
- Ermessensspielräume durch unscharfe Grenzen
- Bewertungsspielräume im Überblick
- Grundlegende Bewertungswahlrechte nach Full IFRS/ ED SMES
- Ausgewählte Einzelregelungen nach Full IFRS/ ED SMES
- Neubewertungsmodell bei langfristigen Vermögenswerten
- Die Fair Value-Option bei Investment Properties
- Bewertungsvereinfachungsverfahren im Vorratsvermögen
- Ermittlung der Anschaffungs- oder Herstellungskosten
- Bemessung der planmäßigen Abschreibung
- Die Folgebewertung von Finanzinstrumenten
- Impairment Test für Vermögenswerte
- Corridor Approach bei Pensionsrückstellungen
- Ausgewählte Maßnahmen zur Sachverhaltsgestaltung
- Kurzfristige Maßnahmen im Sinne des Window Dressing
- Gestaltung von Leasingverträgen
- Sale-and-Lease-back-Transaktionen
- Besonderheiten der Konzernbilanzpolitik
- Analyse der Motive für eine Umstellung auf IFRS/ ED SMEs im Mittelstand
- Bewertung der Probleme und Kosten einer Umstellung auf IFRS/ ED SMEs
- Untersuchung der Bilanzierungs- und Bewertungskonzeptionen nach ED SMEs
- Analyse der bilanzpolitischen Spielräume und Grenzen im Rahmen von Full IFRS/ ED SMEs
- Bewertung der Auswirkungen auf die Bilanzpolitik im Mittelstand
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit den bilanzpolitischen Spielräumen und Grenzen der Bilanzierung nach IFRS im Mittelstand unter besonderer Berücksichtigung des ED IFRS for SMEs. Ziel ist es, die Anwendung der internationalen Standards im Mittelstand zu analysieren und die Auswirkungen auf die Bilanzpolitik zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Mittelstands und untersucht die Motivationen und Probleme bei der Anwendung internationaler Standards im Mittelstand. Anschließend werden die Grundlagen des SMEs-Projekts des IASB beleuchtet, insbesondere die Zielsetzung, die Entwicklung und die wichtigsten Regelungen des ED SMEs. In einem weiteren Schritt werden die Grundlagen der Bilanzpolitik, insbesondere die Ziele und Instrumente, im Kontext des Mittelstands erläutert. Die Arbeit analysiert dann die bilanzpolitischen Spielräume nach Full IFRS/ ED SMEs, wobei sowohl die Möglichkeiten der materiellen Sachverhaltsabbildung als auch die Möglichkeiten der Sachverhaltsgestaltung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
IFRS, ED IFRS for SMEs, Mittelstand, Bilanzpolitik, Bilanzierung, Bewertung, Sachverhaltsabbildung, Sachverhaltsgestaltung, Spielräume, Grenzen.
- Arbeit zitieren
- Valentin Friedrich (Autor:in), 2007, Bilanzpolitische Spielräume und Grenzen der Bilanzierung nach IFRS im Mittelstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88710