Mit Bezug auf mittelalterliche Fürstenspiegel, in denen die Auffassung vertreten wird, der Staat sei ein Körper, den der Herrscher lenke, vertritt Hartmut Kugler in seinem 1996 erschienenen Aufsatz "Iwein, das gute und das schlechte Regiment" (In: Oxford German Studies 25 (1996), S. 90-118.) die These, auch im mittelalterlichen Artusroman ließe sich eine solche Herrschaftsauffassung nachweisen und werde strukturbestimmend.
Damit löst er sich vom allgemein anerkannten Strukturschema des klassischen "Doppelwegs" der Artusdichtung.
Die Arbeit versucht durch Quellenstudien und Arbeit am Roman nachzuweisen, dass Hartmut Kugler sich geirrt hat.
Inhaltsverzeichnis
- I) EINLEITUNG
- II) DAS FUNDAMENT. VORAUSSETZUNGEN: THOMAS` VON AQUIN „DE REGIMINE PRINCIPUM“, DIE „INSTITUTIO TRAIANI“, JOHANNES VON SALISBURY „POLICRATICUS“, DIE FRESKEN AMBROGIO LORENZETTIS UND DER BEGRIFF DER DISKURSIVEN AFFINITÄTEN
- II. 1) DIE FÜRSTENSPIEGEL
- II.2) DIE FRESKEN LORENZETTIS
- III) DAS GEBÄUDE: DAS GUTE UND DAS SCHLECHTE REGIMENT IM „IWEIN“ HARTMANNS VON AUE
- III.1) IWEIN ALS HERRSCHER
- III.3) IWEINS VERSCHULDEN
- III.2) DAS REGIMENT AM ARTUSHOF
- III.4) IWEINS REGIMENT IM QUELLENLAND
- III.5) BRUNNENAVENTIURE UND DAME VON NARISON
- III.6) WALDLICHTUNG MIT UND OHNE WALDHÜTER
- III.7) ÜBERNACHTUNGSBURG OHNE UND MIT HARPIN
- III.8) DAS BRUNNENREICH NACH IWEINS VERSCHWINDEN
- III.9) DER VERLUST LAUDINES UND DER VERLUST DER KÖNIGIN
- IV) ZUSAMMENFASSUNG
- V) LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz von Hartmut Kugler analysiert den „Iwein“ Hartmanns von Aue im Kontext der mittelalterlichen Organologie. Er untersucht, wie sich die Herrscherqualitäten des Protagonisten in der Umgebung des Romans widerspiegeln und wie Kugler die verschiedenen Handlungsebenen des Romans als gleichzeitig stattfindend interpretiert.
- Organologie in mittelalterlichen Fürstenspiegeln
- Der Zusammenhang zwischen Herrscher und Herrschaftsbereich
- Die Multiperspektivität der Handlung im „Iwein“
- Die Bedeutung der „Zwischeneinkehr“ im „Iwein“
- Die „Tiefenräumlichkeit“ der Handlung im „Iwein“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die herkömmliche Struktur des mittelalterlichen Artusromans mit dem „doppelten cursus“. Der Aufsatz von Kugler zum „Iwein“ wird vorgestellt, der die Organologie als Interpretationsansatz nutzt. Die Bedeutung der Organologie wird anhand von Fürstenspiegeln wie denen von Thomas von Aquin und Johannes von Salisbury erläutert.
Im zweiten Kapitel werden die Voraussetzungen für Kuglers Theorie beleuchtet. Der „Policraticus“ von Johannes von Salisbury und „De regimine principum“ von Thomas von Aquin werden als wichtige Quellen für die Organologie untersucht. Es wird darauf hingewiesen, dass die zeitliche Differenz zwischen Hartmann von Aue und Thomas von Aquin eine kritische Betrachtung der historischen Einordnung der Theorie notwendig macht.
Kapitel III befasst sich mit dem „Iwein“ selbst und zeigt, wie Iweins Herrscherqualitäten im Zustand seiner Umgebung widergespiegelt werden. Die verschiedenen Handlungsebenen des Romans und die „Tiefenräumlichkeit“ der Handlung werden analysiert. Die Auswirkungen von Iweins Handeln auf das Land und die Figuren des Romans werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes sind „Organologie“, „Herrschaftsauffassung“, „Fürstenspiegel“, „Iwein“, „Hartmann von Aue“, „Regiment“, „Handlungsebene“, „Tiefenräumlichkeit“, „Artusroman“, „Doppelweg“ und „Zwischeneinkehr“. Diese Begriffe spiegeln die zentralen Themen des Aufsatzes wider, die sich mit der Beziehung zwischen Herrscher und Herrschaftsbereich, der Interpretation der Handlung im „Iwein“ und der Bedeutung der Organologie für die mittelalterliche Literatur befassen.
- Quote paper
- Sonja Riedel (Author), 2006, 'Iwein, das gute und das schlechte Regiment' - Eine Auseinandersetzung mit Hartmut Kuglers gleichnamigem Aufsatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88762