Seit jeher versucht der Mensch das Wetter längerfristig vorherzusagen um dadurch richtige Entscheidungen treffen zu können. In früheren Zeiten waren die wirtschaftlichen Auswirkungen unvorhersehbarer Wetterereignisse dabei noch auf die Landwirtschaft begrenzt. In der heutigen Zeit sind jedoch bedeutend mehr Wirtschaftszweige betroffen. So wird heute angenommen, dass circa 80% der weltweiten wirtschaftlichen Produktion direkt oder indirekt von Wetterdaten und deren Änderungen abhängen. Trotzdem ist eine präzise langfristige Wettervorhersage zum Ausschluss von Wetterrisiken für Unternehmen bisher noch nicht möglich.
Nicht zuletzt durch das wachsende Bewusstsein eines stattfindenden Klimawandels und der Konfrontation mit immer stärker werdenden Wettererscheinungen rückt das Problem der Wetterrisiken deshalb immer mehr in den Fokus der Unternehmen.
Der Umgang mit wetterbedingten Risiken konnte bis zum Jahre 1997 jedoch noch sehr gut durch ein Zitat von Mark Twain veranschaulicht werden. Dieser sagte sehr treffend "Everybody talks about the weather, but nobody does anything about it."
Von Seiten der Unternehmen wurden Wetterrisiken als ein exogenes Geschäftsrisiko eingestuft, welches man nicht beeinflussen kann.
Durch den ersten Kontrakt zur Absicherung von temperaturbedingten Stromabsatzänderungen zwischen 2 amerikanischen Energieversorgern hat sich dies jedoch schlagartig geändert. Das war die Geburtsstunde des innovativen Finanzproduktes der Wetterderivate.
Seit diesem ersten Vertrag hat eine dynamische Entwicklung des Marktes für Wetterderivate stattgefunden, was sowohl die Vielfalt der Teilnehmer und der Derivate als auch die Anzahl der gehandelten Kontrakte betrifft.
In dieser Projektarbeit soll nun näher dargestellt werden, wie Wetterderivate aufgebaut sind, für welche Teilnehmer sie interessant wären und welche Entwicklung dieser Markt seit 1997 genommen hat. Abschließend wird noch ein kritischer Ausblick in die Zukunft gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Darstellung des Themas
1.2 Definition des Begriffes Wetterderivat
1.3 Begriffserklärung Wetterrisiko
2. Die Basisvariablen von Wetterderivaten und ihre Besonderheiten
3. Charakteristika von Wetterderivaten am Beispiel von DD-Derivaten
3.1 Degree-Day-Indizes
3.2 Kontraktparameter von DD-Derivaten
3.3 DD-Optionen
3.4 DD-Forwards und -Futures
3.5 Bewertung von Wetterderivaten
4. Einsatzmöglichkeiten von Wetterderivaten
4.1 Einsatz im Risikomanagement wetterabhängiger Unternehmen
4.2 Wetterderivate als Anlageinstrument
4.3 Einsatzmöglichkeiten im Marketing
5. Die Perspektive des Marktes für Wetterderivate
5.1 Die Marktteilnehmer
5.2 Entwicklung der Marktstruktur und -größe
6. Schlussbetrachtung
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb.1 Konsumzyklus von Bier
Abb.2 Abhängigkeit des Energieverbrauchs von der Tagestemperatur
Abb.3 Gewinn- und Verlust Profil einer DD-Call-Option
Abb.4 Gewinn- und Verlust-Profil einer DD-Put-Option
Abb.5 Gewinn und Verlust-Profil eines DD-Forwards
Abb.6 Simultane Preis- und Volumenabsicherung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Darstellung des Themas
Seit jeher versucht der Mensch das Wetter längerfristig vorherzusagen um richtige Entscheidungen treffen zu können. In früheren Zeiten hatte das Wetter vor allem Auswirkungen auf die Landwirtschaft. In der heutigen Zeit sind jedoch bedeutend mehr Wirtschaftszweige betroffen. So wird heute angenommen, dass circa 80% der weltweiten wirtschaftlichen Produktion direkt oder indirekt von Wetterdaten und deren Änderungen abhängen.[1] Trotzdem ist eine präzise langfristige Wettervorhersage zum Ausschluss von Wetterrisiken für Unternehmen bisher noch nicht möglich.
Nicht zuletzt durch das wachsende Bewusstsein eines stattfindenden Klimawandels und der Konfrontation mit immer stärker werdenden Wettererscheinungen (z.B. die jüngste Hochwasserkatastrophe im Westen Englands im Juni 2007) rückt das Problem der Wetterrisiken deshalb immer mehr in den Fokus der Unternehmen.
Der Umgang mit wetterbedingten Risiken konnte bis zum Jahre 1997 jedoch noch sehr gut durch ein Zitat von Mark Twain veranschaulicht werden. Dieser sagte sehr treffend "Everybody talks about the weather, but nobody does anything about it."[2] Von Seiten der Unternehmen wurden Wetterrisiken als ein exogenes Geschäftsrisiko eingestuft, welches man nicht beeinflussen kann.[3]
Durch den ersten Kontrakt zur Absicherung von temperaturbedingten Stromabsatzänderungen zwischen den 2 amerikanischen Energieversorgern Enron und Koch Industries im September 1997 hat sich dies jedoch schlagartig geändert.[4] Dies war die Geburtsstunde des innovativen Finanzproduktes der Wetterderivate.
Der Impuls für diese Entwicklung in den USA ging dabei nicht durch Zufall von 2 Energieversorgern aus, da diese Branche 1997, vor dem Hintergrund der Liberalisierung der Strommärkte und den beträchtlichen Auswirkungen des Klimaphänomens El Niño, intensiv nach Möglichkeiten zum Transfer ihrer Wetterrisiken suchte.[5]
Seit diesem ersten Vertrag hat eine dynamische Entwicklung des Marktes für Wetterderivate stattgefunden, was sowohl die Vielfalt der Teilnehmer und der Derivate als auch die Anzahl der gehandelten Kontrakte betrifft.
In dieser Projektarbeit soll nun näher dargestellt werden, wie Wetterderivate aufgebaut sind, für welche Teilnehmer sie interessant wären und welche Entwicklung dieser Markt seit 1997 genommen hat. Abschließend wird noch ein kritischer Ausblick in die Zukunft gegeben.
1.2 Definition des Begriffes Wetterderivat
Allgemein versteht man unter einem Derivat ein Termingeschäft, welches sich auf ein Underlying (auch Basisvariable genannt) bezieht.[6]
Als Underlying für Derivate existieren dabei neben den klassischen Handelswaren (z.B. Rohöl, Edelmetalle) und Finanzinstrumenten (z.B. Aktien, Devisen) auch „exotische“ Underlyings.[7] In diese Kategorie kann man das Wetter einordnen.
Wetterderivate beziehen sich somit auf die Entwicklung des Basiswertes „Wetter“. Die Funktionsweise ähnelt dabei sehr stark der Charakteristik klassischer Derivate. Dadurch ist es prinzipiell möglich die gleichen Konstruktionen, wie bei anderen Derivaten zu verwenden (z.B. Optionen, Futures, Swaps).
Durch die Wettervariablen Temperatur, Niederschlag, Wind oder Sonnen-stunden ergeben sich jedoch auch gewisse Unterschiede (siehe 2.).
In ihrem ursprünglichen Zweck des Risikomanagements in Unternehmen können Wetterderivate somit als Finanzmarktprodukte definiert werden, welche zum Ziel haben, wetterbedingte Risiken „auszutauschen“.[8]
1.3 Begriffserklärung Wetterrisiko
Das Wetterrisiko ist ein entscheidender Parameter bei der Erstellung des Exposures einer Unternehmung. Dabei werden unter einem Exposure alle bereits bestehenden und zukünftigen Cash Flows einer Unternehmung erfasst, die einem Risiko ausgesetzt sind.
Das Wetterrisiko im Speziellen bezieht sich dabei auf alle Schwankungen einer den Geschäftserfolg beeinflussenden Wettervariablen, welche mittels den Maßgrößen Varianz und Standardabweichung quantifiziert werden können.
Die Art und Anzahl der relevanten Wettervariablen hängt somit von den jeweiligen Geschäftsfeldern des Unternehmens ab.[9]
Weiterhin werden die Wetterrisiken in der Literatur den exogenen operativen Mengenrisiken zugeordnet, da das Wetter unter dem Aspekt der Erfolgswirksamkeit starke Schwankungen der Beschaffungsmengen sowie der Absatzmengen hervorrufen kann, welche durch Unternehmen nicht zu beeinflussen sind.[10]
In Abb. 1 soll ein solches wetterbedingtes Mengenrisiko an dem Beispiel des Bierkonsums in einem Biergarten verdeutlicht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Konsumzyklus von Bier[11]
Die entscheidenden Wettervariablen bei der Berechnung der Höhe des Wetterrisikos wären hier die Anzahl der Regentage und die durchschnittliche Tagestemperatur. Man kann klar erkennen, dass in den allgemein eher verregneten Monaten im Frühjahr und Herbst sowie in den kalten Winter-monaten deutlich weniger Bier konsumiert wird.
Es liegt bei dieser Unternehmung also das Risiko vor, dass durch ein paar kühle bzw. verregnete Tage die Absatzmenge an Bier nicht mit der geplanten Referenzmenge übereinstimmt.
2. Die Basisvariablen von Wetterderivaten und ihre Besonderheiten
Eines der Hauptmerkmale von Finanzderivaten ist, dass der Preis mittelbar oder unmittelbar vom Preis der zu Grunde liegenden Basisvariablen abhängt. Dadurch ergibt sich einer der Hauptunterschiede von Wetterderivaten zu herkömmlichen Derivaten. Man kann zwar sagen, dass die Ausprägungen des Wetters quantifizierbar sind, aber Wettervariablen sind an sich nicht arbitrierbar und eine Wertzuweisung ist nur im unternehmensspezifischen Fall möglich.[12]
Des Weiteren ist zu beachten, dass Wettervariablen keine physischen Assets darstellen, welche gehandelt oder gelagert werden können. Dadurch ist es nötig, dass die Auszahlung nicht durch die Lieferung des Basiswertes, sondern durch ein Cash-Settlement (auch als Final Settlement oder Pay-Off bezeichnet) am Ende der Laufzeit erfolgt. Es liegt also immer eine reine Finanztransaktion vor.[13]
Die Basisvariablen Lufttemperatur, Niederschlag (Regen und Schnee), Sonnenstunden pro Tag und Windgeschwindigkeit, als Grundlage von Wetter-derivaten, werden dabei meist in Form eines zweckmäßig konstruierten Index notiert, der die entsprechenden Ausprägungen über bestimmte Zeiträume wiedergibt.
Trotz zahlreicher wetterbedingter Risiken für Unternehmen und einer Vielzahl denkbarer Möglichkeiten der Absicherung, hat sich die Temperatur sowohl im OTC- als auch im Börsenhandel als dominierende Basisvariable manifestiert. Laut einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers beruhten im Zeitraum von Juni 2005 bis Juni 2006 90% aller Wetterkontrakte auf dem Basiswert
Temperatur.[14]
[...]
[1] Vgl. Auer, J.: Wachstumsmarkt Wetterderivate, in: Deutsche Bank Research, Nr.2, vom 7.02.2003, S.1
[2] Überliefert durch Charles D. Warner im Hartford Courant, 27. August 1897
[3] Vgl. Becker, H./Bracht A.: Katastrophen- und Wetterderivate, Wien: 1999, S.9
[4] Vgl. Auer, J., Wachstumsmarkt Wetterderivate, in: Deutsche Bank Research, Nr.2, vom 7.02.2003, S.2
[5] Vgl. Linde,V/Meyer,N.: Der Markt für Wetterrisiken, in: Finanz Betrieb, Nr.12 , vom 3.12.2003, S.860
[6] Vgl. Beike,R./Schlütz,J.: Finanznachrichten, 4. Auflage, Stuttgart, 2005, S. 463
[7] Vgl. Beike,R./Schlütz,J.: Finanznachrichten, 4. Auflage, Stuttgart, 2005, S. 473
[8] Vgl. Bergschneider, C./Karasz,M.: Risikomanagement im Energiehandel, Stuttgart: 1999, S.196
[9] Vgl. Hee,C./Hofmann,L.: Wetterderivate, Wiesbaden: 2006, S.48
[10] Vgl. Schirm, A.: Wetterderivate, in: Research in Capital Markets and Finance, vom 01.02.2001, S.13
[11] Hee,C./Hofmann,L. : Wetterderivate, Wiesbaden: 2006, S.60
[12] Vgl. Hee,C./Hofmann,L. : Wetterderivate, Wiesbaden: 2006, S.25
[13] Vgl. Bergschneider, C./Karasz,M.: Risikomanagement im Energiehandel, Stuttgart: 1999, S.196
[14] Vgl. o.V: 2006 Survey Results PricewaterhouseCoopers, Online im Internet: URL: www.wrma.org/members_survey.html, 2006 ( Ausdruck vom 10.09.2007 liegt dem Verfasser vor )
- Arbeit zitieren
- Sebastian Kreisel (Autor:in), 2007, Aufbau und Entwicklung des Marktes für Wetterderivate, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88844
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