In ihrem historischen Roman La Princesse de Clèves aus dem Jahre 1678 beschreibt Madame de La Fayette auf schillernde Art und Weise, dass für die Menschen des 17. Jahrhunderts, die am Hofe von Versailles lebten, ihr stets makelloses Auftreten und ihre absolute Anerkennung in der Gesellschaft das Wichtigste war.
Zwar war es zu der damaligen Zeit noch nicht üblich, historische Romane zu schreiben, doch Madame de La Fayette adressierte ihr Werk an den zeit-genössischen Leser Frankreichs, der mit der Geschichte vertraut war. Obwohl die Autorin selbst viele Jahre lang am Hofe des Sonnenkönigs Louis XIV lebte und es offensichtlich ist, dass genau der Hof im Roman beschrieben wird, verlegt sie die Handlung jedoch zurück in die Zeit von Henri II, also in die 50er Jahre des 16. Jahrhunderts.
Um einen Überblick über das höfische Leben unter Louis XIV zu bekommen, kann eine treffende Lebensweisheit von Madame de Chartres zitiert werden, die sie ihrer unerfahrenen Tochter bald nach der Einführung am Hof mit auf den Weg gibt: „Si vous jugez sur les apparences en ce lieu-ci, vous serez souvent trompée: ce qui paraît n’est presque jamais la vérité.“
Die vorliegende Seminararbeit setzt bei der Frage an, inwiefern das alltägliche Leben und das Verhalten der Menschen am Hofe von Louis XIV im Roman darlegt werden. Daher werden im Folgenden zunächst die bestehende Etikette am Hof, das Leben am Hofe und das sich bildenden honnête homme-Ideal vorgestellt und voneinander abgegrenzt. In einem weiteren Schritt richtet sich das Augenmerk auf die jederzeit perfekte Selbstinszenierung der Hofmenschen in der Öffentlichkeit und ihr äußeres Erscheinungsbild. Unmittelbar daran wird sich die Überlegung anschließen, warum Madame de La Fayette den Roman La Princesse de Clèves über 100 Jahre in die Vergangenheit, an den Hof Henri II, versetzte. Obgleich sie selbst das höfische Leben unter Louis XIV genoss und auch viel in Salons verkehrte, stand sie diesem doch sehr kritisch gegenüber.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der honnête homme und die höfische Etikette
- Der honnête homme
- Die höfische Etikette
- Fazit
- Das Leben am Hof
- Repräsentation in der Öffentlichkeit und äußeres Erscheinungsbild
- Ehen und Geliebte in der Welt der Heiratspolitik
- Warum wurde der reelle Hof von Louis XIV in dem Roman in die Zeit von Henri II versetzt?
- Schlussgedanke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Darstellung des alltäglichen Lebens und Verhaltens am Hofe von Louis XIV im Roman „La Princesse de Clèves“ von Madame de La Fayette. Sie analysiert die höfische Etikette, das Leben am Hof und das sich bildende Ideal des „honnête homme“. Außerdem werden die Bedeutung der Selbstinszenierung in der Öffentlichkeit und das äußere Erscheinungsbild der Hofmenschen beleuchtet. Schließlich wird die Frage untersucht, warum Madame de La Fayette die Handlung des Romans in die Zeit von Henri II versetzt, obwohl sie selbst am Hofe von Louis XIV lebte.
- Die höfische Etikette unter Louis XIV
- Das Ideal des „honnête homme“
- Die Bedeutung der Selbstinszenierung am Hof
- Die Darstellung des Lebens am Hofe
- Die Frage der Versetzung der Handlung in die Vergangenheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Roman „La Princesse de Clèves“ von Madame de La Fayette vor und hebt die Bedeutung des makellosen Auftretens und der gesellschaftlichen Anerkennung für die Menschen des 17. Jahrhunderts am Hofe von Versailles hervor. Außerdem wird die Frage aufgeworfen, warum die Autorin die Handlung in die Zeit von Henri II versetzt, obwohl sie selbst am Hofe von Louis XIV lebte.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem „honnête homme“ und der höfischen Etikette. Es wird erläutert, dass das Ideal des „honnête homme“ im 17. Jahrhundert am Hofe Frankreichs entstand und für alle Vertreter der höfischen Gesellschaft verbindlich war. Dieses Ideal prägte auch die höfische Etikette, die durch Intrigen, Kämpfe um Karriere und sozialen Erfolg mit Worten geprägt war. Die Menschen am Hofe waren einem starken Verhaltenszwang ausgesetzt, der eine präzise Regelung der eigenen Affekte und eine genaue Kenntnis der Menschen und des gesamten Terrains erforderte.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Leben am Hofe. Es werden die sozialen Interaktionen und die Bedeutung des Ansehens in der Gesellschaft beleuchtet.
Das vierte Kapitel behandelt die Repräsentation in der Öffentlichkeit und das äußere Erscheinungsbild der Hofmenschen. Es wird betont, dass die Hofmenschen stets darauf bedacht waren, ein perfektes Bild nach außen zu vermitteln.
Das fünfte Kapitel widmet sich den Ehen und Geliebten in der Welt der Heiratspolitik am Hofe.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit dem historischen Roman „La Princesse de Clèves“ von Madame de La Fayette, der höfischen Etikette unter Louis XIV, dem Ideal des „honnête homme“, der Selbstinszenierung in der Öffentlichkeit, dem Leben am Hofe und der Versetzung der Handlung in die Vergangenheit.
- Arbeit zitieren
- Verena Bauer (Autor:in), 2007, 'La Princesse de Clèves' als historischer Roman: Der Hof von Louis XIV, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88882