Spricht man über den Tod, wird einem immer wieder eines bewusst: es ist den Menschen unangenehm. Es entsteht Unbehagen und eine gewisse Abneigung, wenn es darum geht über den Tod im Allgemeinen oder gar den eigenen Tod zu sprechen. Allzu einfach ist es das Thema zu wechseln, Gedanken darüber weit weg zu schieben und sich „später damit zu befassen“. Den Tod also weit von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Somit ist es nicht abwegig, dass sich die These der Verdrängung des Todes in der Gesellschaft so hartnäckig hält, wenn es um die Todesproblematik geht.
Betrachtet man jedoch die Umfrageergebnisse der Allensbach Erhebung 1997, erkennt man, dass sich lediglich 11% der deutschen Bevölkerung „nie“ Gedanken um den Tod macht. Der große Rest der Menschen scheint sich also mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gleichzeitig ist der Tod momentan auch so oft Thema in der Öffentlichkeit wie noch nie. Betrachtet man allein die aktuellen, allgegenwärtigen Diskussionen um die vorherrschende Krise, ausgelöst durch das Coronavirus Sars-CoV-2. Die Anzahl der an COVID-19 verstorbenen Menschen wird täglich in allerlei Medien veröffentlicht, es gibt sogar Live-Ticker, in denen sich die Bevölkerung rund um die Uhr um die Geschehnisse und die aktuellen Todeszahlen informieren kann. In der Gesellschaft, so scheint es, gibt es gegenwärtig kein anderes Thema mehr.
Doch selbst ohne die Corona Krise ist der Tod öfter thematisiert als gedacht. Genannt seien hierbei beispielsweise die Hirntoddebatte, die aktuelle Diskussion über Sterbehilfe in Deutschland, oder auch Themen wie Abtreibung oder Attentate. Diese sind allgegenwärtig in den Medien und werden tagtäglich diskutiert. So stellt man sich letztendlich die Frage: gibt es in der Gesellschaft noch eine Verdrängung des Todes?
In dieser Arbeit betrachten wir die Verdrängungstheorie etwas genauer und gehen vor allem auf Theorien von Norbert Elias, Werner Schneider, Armin Nassehi, Georg Weber und Geoffrey Gorer ein.
Mittlerweile gibt es auch viele Soziologen, welche die These der Verdrängung des Todes für nicht mehr haltbar halten. Auch dies wird genauer beleuchtet. Hier wird hauptsächlich genauer auf Theorien von Armin Nassehi, Alois Hahn, Max Scheler sowie Julica Zacharias eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was versteht man unter Verdrängung?
- Verdrängungsbegriff in der Psychoanalyse
- Verdrängung auf sozialer Ebene
- Was spricht für eine Verdrängung des Todes?
- Argumentationsmuster nach Schneider
- Tabuisierung des Todes nach Gorer
- Legitime / Illegitime Verdrängung
- Was spricht gegen eine Verdrängung des Todes?
- Tod als natürliches, nichttragisches Ereignis
- Geschwätzigkeit des Todes
- Fehlende Wichtigkeit des Todes
- Verdrängung des Todes oder der Kommunikation über den Tod?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der These der Verdrängung des Todes in der Gesellschaft und hinterfragt, ob diese in der heutigen Zeit noch zutreffend ist. Die Arbeit analysiert verschiedene Theorien zur Verdrängung des Todes und beleuchtet Argumente, die sowohl für als auch gegen eine Verdrängung sprechen.
- Verdrängungstheorie in der Psychoanalyse und Soziologie
- Argumente für die Verdrängung des Todes
- Kritik an der Verdrängungstheorie
- Aktuelle Diskussionen über den Tod in der Gesellschaft
- Verdrängung versus Kommunikation über den Tod
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die These der Verdrängung des Todes in der Gesellschaft vor und erläutert, warum dieses Thema aktuell relevant ist.
- Was versteht man unter Verdrängung?: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Verdrängung zunächst aus psychologischer Sicht, basierend auf Sigmund Freuds Theorien. Anschließend wird die Verdrängung auf sozialer Ebene betrachtet, wobei der Fokus auf Norbert Elias' Theorie des Zivilisationsschubs liegt.
- Was spricht für eine Verdrängung des Todes?: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Argumente, die für eine Verdrängung des Todes in der Gesellschaft sprechen. Hierzu werden Theorien von Werner Schneider, Geoffrey Gorer und andere Soziologen analysiert.
- Was spricht gegen eine Verdrängung des Todes?: Dieses Kapitel präsentiert Argumente, die die These der Verdrängung des Todes in Frage stellen. Es werden Ansichten von Soziologen wie Armin Nassehi, Alois Hahn, Max Scheler und Julica Zacharias beleuchtet, die alternative Sichtweisen auf den Umgang mit dem Tod in der Gesellschaft vertreten.
Schlüsselwörter
Verdrängung, Tod, Gesellschaft, Soziologie, Psychoanalyse, Zivilisationsschub, Tabuisierung, Kommunikation, Theorien, Norbert Elias, Sigmund Freud, Werner Schneider, Geoffrey Gorer, Armin Nassehi, Alois Hahn, Max Scheler, Julica Zacharias.
- Quote paper
- Anja Geisler (Author), 2020, Verdrängung des Todes in der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/889161