Ein Großteil der bisher veröffentlichten Arbeiten über Samenausbreitung durch frugivore Fledermäuse wurde im Tiefland angefertigt, mit dem Ergebnis der außerordentlichen Wichtigkeit dieser Ausbreitergruppe für die Regeneration des Waldes und die Wiederbesiedlung gestörter Flächen.
Der Fragestellung, welche Rolle der Sameneintrag durch frugivore Fledermäuse auf Hangrutschungen in einem tropischen Bergregenwald spielt, wurde im Rahmen des DFG-Projekts „Ökosystemare Kenngrößen tropischer Bergregenwälder“ nachgegangen. Die Feldarbeit wurde im Südosten Ecuadors auf dem an der nördlichen Grenze des Nationalparks „Podocarpus“ gelegenen Gelände der „Estación Cientifica San Francisco“ durchgeführt.
Fledermäuse tragen mehr Samen und mehr Arten auf den für die Bergregenwälder typischen Hangrutschungen ein als Vögel.
Um den Sameneintrag durch Vögel und Fledermäuse zu messen, wurden insgesamt 128 Samenfallen konstruiert und im Gelände auf einer Höhe zwischen ca. 1800m NN und 1900m NN ausgebracht, 118 davon wurden auf zwei Hangrutschungen platziert und die verbleibenden zehn Stück auf einem Wegabschnitt im Wald. Mit dieser Methode konnten 3312 Samen aus mindestens 13 Pflanzenfamilien aus dem durch Fledermäuse und Vögel verursachten Samenregen isoliert werden. Dieser Sameneintrag war auf der Wegfläche am höchsten (drei Samen pro Quadratmeter und Tag), gefolgt vom Eintrag auf den Hangrutschungen (0,67 bzw. 0,04 Samen pro Quadratmeter und Tag). Anhand des Musters der gesammelten Kotproben konnte festgestellt werden, dass sich Vögel mehr am Rand der Rutschungen bewegen, während Fledermäuse diese regelmäßig überqueren. Auf allen Flächen tragen frugivore Fledermäuse mehr Samen aus einem größeren Artenspektrum ein, als frugi- und omnivore Vögel.
Der Anteil der Anzahl der allein durch Fledermäuse eingetragenen Samen bewegt sich je nach Untersuchungsfläche zwischen 62,5% und 90,6%. Der als chiropterochor nachgewiesene Eintrag setzt sich aus 27 verschiedenen Samenmorphotypen zusammen. Anhand verschiedener Schätzmethoden sind somit zwischen 40% und 71% aus dem tatsächlich durch Fledermäuse verursachten Samenregen empirisch nachgewiesen worden.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- I. Einleitung
- II. Material und Methoden
- 1. Untersuchungsgebiet
- 2. Klimafaktoren
- 3. Untersuchungszeitraum
- 4. Feldmethoden
- 4.1. Samenfallen und Untersuchungsflächen
- 4.2. Kartierung potentieller Fledermaus-Futterpflanzen an ausgesuchten Standorten
- 4.3. Fledermausfang
- 4.4. Vogelbeobachtungen
- 5. Statistische Auswertung
- III. Ergebnisse
- 1. Der zoochore Sameneintrag
- 1.1. Die Untersuchungsflächen
- 1.2. Der Sameneintrag durch Fledermäuse
- 1.3. Der Sameneintrag durch Vögel
- 2. Vegetation und Vegetationsstruktur auf den Untersuchungsflächen
- 2.1. Der „Orchideen-Hang“
- 2.2. Die Quebrada-Rutschung
- 3. Die Samenbank des „Orchideen-Hanges“
- 4. Die Dichte potentieller Fledermaus-Futterpflanzen an ausgesuchten Standorten
- 5. Ergebnisse des Fledermausfanges
- 5.1. Das Nahrungsspektrum frugivorer Fledermäuse
- 5.2. Weitere Beobachtungen
- 6. Aspekte frugivorer Vögel auf den Untersuchungsflächen
- Die Rolle des zoochoren Sameneintrags (speziell durch frugivore Fledermäuse) auf Hangrutschungen und deren Einfluss auf die Sukzession und Regeneration
- Die Vegetation und Vegetationsstruktur auf den untersuchten Flächen
- Die Etablierung von Samen auf den Hangrutschungen
- Das räumlich gehäufte Auftreten von fledermausverbreiteten Pflanzen
- Die Nahrungsselektion der frugivoren Fledermausarten
- I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Untersuchungsgebiet, den Bergregenwald in Südecuador, ein und erläutert die Bedeutung von frugivoren Fledermäusen für die Regeneration von Wäldern. Sie stellt außerdem die Kernfragestellungen der Arbeit vor.
- II. Material und Methoden: Dieses Kapitel beschreibt die angewandten Methoden, einschließlich der Konstruktion von Samenfallen, der Durchführung von Netzfangaktionen und der Auswertung der gesammelten Daten.
- III. Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie, einschließlich der Analyse des Sameneintrages, der Vegetationsstruktur und der Nahrungspräferenzen der Fledermäuse.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Rolle von frugivoren Fledermäusen bei der Regeneration von Hangrutschungen in einem Bergregenwald in Südecuador. Die Arbeit untersucht, welche Samen durch Fledermäuse und Vögel in die Rutschungsflächen gelangen, welche Pflanzen auf den Flächen vorkommen und welche Samen sich tatsächlich etablieren können. Außerdem werden die Nahrungspräferenzen der frugivoren Fledermäuse und die Bedeutung des „trap-line-feeding“-Verhaltens für die räumliche Verbreitung von Futterpflanzen untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Samenausbreitung, Chiropterochorie, Frugivorie, Hangrutschungen, Bergregenwald, Sukzession, Regeneration, Fledermäuse, Vögel, Nahrungsselektion, „trap-line-feeding“, Biodiversität, Ecuador.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Biol. André Lindner (Autor:in), 2003, Der Sameneintrag durch Fledermäuse auf Hangrutschungen in einem Bergregenwald in Südecuador, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88951