Ziel dieser Diplomarbeit: Wenn ich mit verschiedenen Menschen ins Gespräch über die Jugendarbeit bzw. über das „Betreute Wohnen“ komme, wissen die meisten nicht darüber bescheid, welches Ziel eine solche Institution verfolgt, noch haben sie zumeist anderes Hintergrundwissen.
Dennoch vermuten die meisten Menschen Jugendliche mit delinquenten, nicht gesellschaftsfähigen Verhaltensweisen als Klientel solcher Einrichtungen.
Diese Vorbehalte gegen junge Menschen, die zumeist eine sehr schwere Vergangenheit hinter sich haben, stören mich im hohen Ausmaß. Dennoch bin ich mir darüber bewusst, dass man nur durch Aufklärung eine erweiternde Sichtweise bei vielen Menschen in unserer Gesellschaft erreichen kann, was ich mit dieser Diplomarbeit versuchen möchte.
Wenngleich das „Betreute Wohnen“ in keiner Weise mit einer Heiminstitution in Vergleich gezogen werden kann, möchte ich mit dieser Arbeit die Vorbehalte der Gesellschaft nicht vollkommen von der Hand weisen, denn selbstverständlich zeigen manche Jugendliche in sozialpädagogischen Einrichtungen tatsächlich delinquentes bzw. abweichendes Verhalten auf.
Verwehren möchte ich mich jedoch gegen die Verallgemeinerung etlicher Vorurteile, weil diese den ohnehin vorbelasteten Jugendlichen weitere Benachteiligungen in Schule, Berufsausbildung und Gesellschaft bringen können.
Was ich mit dieser Arbeit also erreichen möchte ist es, ein Verständnis für die belastenden Lebensbiographien von vielen Jugendlichen in sozialpädagogischen Einrichtungen zu schaffen. Durch das Verständnis der Lebenslagen sollten etwaige Handlungen bzw. Lebensweisen der Jugendlichen verstehbar gemacht werden.
Anhand von sechs Mädchen aus dem „Betreuten Wohnen“, welche mir für mein Erkenntnisinteresse ausführliche Interviews schenkten, sollte das Vorurteil aus der Welt geschaffen werden, dass es sich bei Jugendlichen in sozialpädagogischen Einrichtungen um motivationslose, verhaltensauffällige, unangepasste junge Menschen handelt.
Vom kompletten Gegenteil wird – so hoffe ich, der empirische Teil überzeugen.
Die Lebensumstände vor dem Einzug in die Einrichtung sollten von großer Bedeutung werden, da ich in dieser Arbeit auf die Empfindungen der Mädchen vor und nach dem Auszug aus dem Elternhaus großen Wert gelegt habe.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Weibliche Adoleszente
- 2.1 Die Pubertät
- 2.2 Begriffsklärung: Adoleszenz
- 2.2.1 Mögliche Periodisierung der Adoleszenz
- 2.3 Sozialisationsinstanzen und geschlechtsspezifische Sozialisation
- 2.4 Ursachen von Konflikten mit Erwachsenen in der Adoleszenz
- 2.5 Problembereiche von Mädchen in der Adoleszenz
- 2.6 Die Bedeutung der „Peer Group
- 2.7 Resümee
- 3. Familie
- 3.1 Die Bedeutung der Familie
- 3.1.1 Die Bedeutung der Mutter für Mädchen
- 3.1.2 Die Bedeutung des Vaters für Mädchen
- 3.1.3 Die Bedeutung der Geschwister
- 3.1.4 Scheidungskinder
- 3.1.5 Zwischenresümee
- 3.2 Familiäre Gewalt
- 3.2.1 Formen von Gewalt
- 3.2.1.1 Psychische (seelische) Misshandlung
- 3.2.1.2 Körperliche (physische) Misshandlung
- 3.2.1.3 Sexueller Missbrauch
- 3.2.2 Mögliche Reaktionen auf Störungen in der Familiendynamik
- 3.2.1 Formen von Gewalt
- 3.3 Resümee
- 3.1 Die Bedeutung der Familie
- 4. Außerfamiliäres Wohnen
- 4.1 Herkunftsfamilien und Problembereiche der Betroffenen
- 4.2 Bringt eine institutionelle Betreuung auch Chancen mit sich?
- 4.3 Jugendsozialarbeit
- 4.4 Resümee
- 5. Außerfamiliäre soziale Hürden von Jugendlichen
- 5.1 Schule
- 5.2 Berufsausbildung
- 5.3 Gesellschaft
- 5.4 Zukunftsaussichten für junge Menschen der heutigen Zeit
- 5.5 Resümee
- 6. Die Institution LSB- Netzwerk
- 6.1 Kurzer Einblick in die Entwicklungsgeschichte des „betreuten Jugendwohnens“
- 6.2 Beschreibung der Institution LSB- Netzwerk
- 6.3 Entwicklungsgeschichte
- 6.4 Tätigkeitsfelder und Größe der Institution
- 6.5 Mitarbeiter
- 6.6 Wichtigste Kooperations- und Bündnispartner
- 6.7 Zielgruppe und Aufnahmekriterien für das „Betreute Wohnen“
- 6.8 Das Arbeitsfeld im „Betreuten Wohnen“
- 6.9 Regeln und Pflichten der Jugendlichen
- 7. Forschungsmethodische Anlage
- 7.1 Forschungsfragen
- 7.2 Methodische Vorgehensweise
- 7.3 Die qualitative Forschungsmethode
- 7.3.1 Das narrative Interview
- 7.4 Stichprobe
- 8. Datenerhebung und Auswertung
- 8.1 Biographische Angaben zu den Interviewpartnerinnen
- 8.2 Kindheits-Erfahrungen
- 8.3 Empfindung des Abstandes zum Elternhaus
- 8.4 Vorbildwirkung der Eltern
- 8.5 Schule und Ausbildung
- 8.6 Peer Group
- 8.7 Akzeptanz und Befinden in der Einrichtung
- 8.8 Weitere soziale Hürden der Mädchen
- 8.9 Zukunftspläne
- 8.10 Empfindungen beim Gedanken an Auszug
- 9. Interpretation und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit den Erfahrungen, Schwierigkeiten und Chancen von Mädchen, die außerhalb ihrer Herkunftsfamilie in sozialpädagogischen Betreuungseinrichtungen leben. Die Arbeit zielt darauf ab, die Lebenswelten dieser Mädchen zu beleuchten und ein tieferes Verständnis für ihre Herausforderungen und Möglichkeiten zu entwickeln.
- Die Pubertät und Adoleszenz von Mädchen
- Die Bedeutung der Familie und familiäre Gewalt
- Außerfamiliäres Wohnen und institutionelle Betreuung
- Soziale Hürden für Jugendliche in der Schule, Ausbildung und Gesellschaft
- Die Institution des „Betreuten Wohnens“ als soziale Ressource
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Diplomarbeit ein und erklärt die Relevanz des Themas. Kapitel 2 behandelt die Pubertät und Adoleszenz von Mädchen und beleuchtet die Herausforderungen dieser Lebensphase. Kapitel 3 analysiert die Bedeutung der Familie und die Auswirkungen von familiärer Gewalt auf Mädchen. Kapitel 4 betrachtet die Möglichkeiten und Herausforderungen von außerfamiliärem Wohnen und institutioneller Betreuung. Kapitel 5 untersucht soziale Hürden für Jugendliche in Schule, Ausbildung und Gesellschaft. Kapitel 6 stellt die Institution LSB- Netzwerk vor und erläutert deren Rolle im „Betreuten Wohnen“. Kapitel 7 beschreibt die Forschungsmethodische Anlage der Diplomarbeit und Kapitel 8 präsentiert die Ergebnisse der Datenerhebung und Auswertung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen der Arbeit sind: weibliche Adoleszenz, familiäre Gewalt, außerfamiliäres Wohnen, institutionelle Betreuung, soziale Hürden, „Betreutes Wohnen“, LSB- Netzwerk, qualitative Forschungsmethode, narrative Interviews.
- Arbeit zitieren
- Simone Strasser (Autor:in), 2007, Mädchen in sozialpädagogischen Betreuungseinrichtungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88976