Von vielen wird das Internet noch immer als eine „Bedrohung durch das Neue, Fremde und Verbotene“ wahrgenommen. Bestätigung finden sie, wenn die Problematiken um Computer-kriminalität oder die Verbreitung von Pornographie und Propaganda im Internet öffentlich diskutiert werden. In diesem Zusammenhang werden ethische Fragen erörtert, die besonders das Verhältnis von Zensur und Freiheit der Rede im Netz betreffen. In diesen Bereich fällt auch folgende Frage: „Internet als Ort historischer Wahrheit?“
Doch wie definiert sich „Wahrheit“ – insbesondere die historische? Zunächst ist sie ein mora-lischer Anspruch, dem man gerade in der Geschichtswissenschaft gerecht werden sollte. Und erreicht wird sie, indem die Forschung alles begründet, belegt und nachvollziehbar macht. Die Schwierigkeit besteht dabei in der Quellenarbeit, da diese unvoreingenommen und ganzheit-lich erfolgen sollte. Im Internet stehen neben den Primärquellen aber hauptsächlich Sekundär-literaturen zur Verfügung, aus denen Informationen entnommen werden. In diesen Ge-schichtsdarstellungen ist es dann nicht immer einfach, eine eventuelle Selektivität oder gar Verfälschung aufzudecken.
Um hierfür Ansatzpunkte zu finden, wurden zahlreiche Orientierungen für die kritische Be-wertung von Internetseiten im Bereich der Medienethik ausgearbeitet. Diese stellen den Ver-such dar, einen Qualitätsmaßstab zu erarbeiten, der es zumindest erlaubt, illegale und schädli-che Quellen aus den Rechercheergebnissen zu streichen. Dennoch wird die Problematik der Ethik im Internet, besonders im Zusammenhang mit der Geschichtswissenschaft, in den meis-ten Fällen nur angerissen. Daher soll in dieser Arbeit versucht werden, die Gefahren aber auch die Vorteile der Internetnutzung aufzuzeigen. Dabei ist es unumgänglich, auf die Internetethik und das Medienrecht einzugehen. Hiervon ausgehend sollen die Konsequenzen aufgezeigt werden, die sich für den Einsatz des Internet im Geschichtsunterricht ergeben, da „das Inter-net als globales Netzwerk von Informationen […] für Lehrer wie für Schüler heute nicht mehr aus den verschiedenen Bereichen des Unterrichts wegzudenken [ist,] und […] besondere Aufmerksamkeit in der schulischen Praxis [verdient]“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Medium Internet
- Das Internet als Informationsmedium und Publikationsmedium
- Zur Problematik von Online-Informationen
- Internetethik
- Ein pragmatischer Ansatz für eine Internetethik nach Mike Sandbothe
- Ein handlungstheoretischer Ansatz für eine Internetethik nach Bernhard Debatin
- Der Funktionsbereich Wissen: Elektronisch erzeugte Wahrheit?
- Der Funktionsbereich Freiheit: Elektronische Öffentlichkeiten?
- Medienrecht
- Konsequenzen für den Einsatz des Mediums Internet im Geschichtsunterricht
- Gefahren und Probleme des Interneteinsatzes im Geschichtsunterricht
- Methodik und Didaktik des Interneteinsatzes im Geschichtsunterricht
- Medienkompetenz/Online-Kompetenz
- Evaluationskriterien im Internet
- Der Nationalsozialismus im internetgestützten Geschichtsunterricht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der ethischen Problematik des Internets, insbesondere im Kontext der Geschichtswissenschaft. Sie analysiert die Frage, ob das Internet als Ort historischer Wahrheit betrachtet werden kann und beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung des Internets für den Geschichtsunterricht ergeben.
- Internetethik und die Herausforderungen, die sich aus der Nutzung des Internets ergeben
- Die Qualität von Online-Informationen und deren Beurteilung
- Die Rolle des Internets als Informations-, Kommunikations- und Publikationsmedium
- Die Konsequenzen des Interneteinsatzes für den Geschichtsunterricht
- Die Bedeutung von Medienkompetenz und Online-Kompetenz im Umgang mit Online-Quellen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Internet als Ort historischer Wahrheit in den Kontext der ethischen Diskussionen um Zensur und Freiheit im Netz. Sie definiert den Begriff „Wahrheit“ im Kontext der Geschichtswissenschaft und beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Quellenarbeit im Internet.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Medium Internet und beschreibt es als ein globales Netzwerk, das sowohl als Informations-, Kommunikations- als auch Publikationsmedium fungiert. Es werden die Vorteile und Herausforderungen des Internets als Informationsquelle im Bereich der historischen Forschung aufgezeigt, insbesondere die Problematik der Qualitätskontrolle und Selektion von Informationen.
Das dritte Kapitel behandelt das Thema Internetethik und analysiert verschiedene Ansätze für eine ethische Grundlegung des Internetgebrauchs. Es geht auf die Problematik der elektronischen Wahrheitsproduktion und die Rolle des Internets für die öffentliche Meinungsbildung ein.
Kapitel vier untersucht die Konsequenzen des Interneteinsatzes im Geschichtsunterricht. Es werden sowohl die Gefahren und Probleme als auch die methodischen und didaktischen Möglichkeiten des Internets im Unterricht beleuchtet. Zudem werden die Bedeutung von Medienkompetenz und die Notwendigkeit von Evaluationskriterien für die Beurteilung von Internetquellen hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Internetethik, Geschichtswissenschaft, Online-Informationen, Medienrecht, Geschichtsunterricht, Quellenkritik, Medienkompetenz, Online-Kompetenz, Wahrheit, Selektion, Evaluation, Digital Divide, JIM-Studie.
- Arbeit zitieren
- Marlen Frömmel (Autor:in), 2006, Das Internet als Ort historischer Wahrheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89096