Judo ist eine Kampfsportart, die um 1880 von Jigoro KANO in Japan aus dem Ju-Jitsu entwi-ckelt und 1882 offiziell eingeführt wurde. KANO legte bei der Entwicklung des Judo Wert auf die geistige und moralische Erziehung des Menschen und nicht auf das Ziel der Kampfunfä-higkeit bzw. des Todes des Gegners. Demzufolge entfernte er aus dem alten Selbstverteidi-gungssystem Ju-Jitsu alle gefährlichen Techniken wie Schläge und Tritte.
Mit der Lehre vom Judo verfolgte KANO die Absicht, zur Befolgung zweier Grundsätze zu erziehen. Der erste war der „Grundsatz des möglichst wirksamen Gebrauchs von Geist und Körper“ (KANO 1981, 174f.), der sich u.a. im Siegen durch Nachgeben verwirklichen lässt. Das zweite Axiom wurde von KANO (1981, 182) als das „Prinzip der allgemeinen Wohlfahrt und des Glücks“ bezeichnet. [...]
Auch deshalb bedeutet Judo so viel wie „Weg der Sanftheit, des Nachgebens”, der durch die Beachtung der zugrundeliegenden sich gegenseitig bedingenden und ergänzenden technischen und moralischen Prinzipien erfolgreich beschritten wird.
Der Kampfsport Judo gehört zu den situativen Sportarten und basiert sowohl auf der physi-schen als auch der psychischen sportlichen Leistung. Der Judoka muss nicht nur viele Wurf-techniken beherrschen, er sollte diese ebenfalls unter Wettkampfbedingungen, das heißt gegen den Widerstand eines anderen, anwenden können. Aufgrund dieser Aspekte findet auch im Judo SCHNABELs (1993) Gliederung der Leistung in drei Strukturebenen Anwendung: die komplexe sportliche Leistung ist determiniert durch die Wettkampfstruktur, die Leistungsfä-higkeit und das Training (vgl. Abbildung 1).
Im Wettkampf entstehen viele Situationen und Möglichkeiten, um Judotechniken für eine erfolgreiche Kampfführung im Stand und am Boden anzuwenden. Es gibt aber ebenso viele Gelegenheiten für den Gegner, den Kontrahenten mittels dieser Techniken zu besiegen. Das bedeutet, dass der Judoka nicht nur viele Angriffs- und Verteidigungsaktionen kennen, son-dern auch unter Druck können muss (vgl. LEHMANN & MÜLLER-DECK 1987). Es gibt nur wenige Sportarten, bei denen eine so allseitige Ausbildung wie im Judo notwendig ist. Voraussetzungen sind Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Nervenstärke. Um all das zu erlangen, ist ein sehr vielseitiges Training nötig. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Judoprinzipien
- Erklärungsebenen der komplexen sportlichen Leistung im Judo
- Zum Anforderungsprofil der Zweikampfsportart Judo
- Technisch-koordinative Leistungsvoraussetzungen
- Technische Fertigkeiten
- Koordinative Leistungsvoraussetzungen
- Koordinative Merkmale der Technik im Judo
- Konditionelle Leistungsvoraussetzungen
- Allgemeine konditionelle Leistungsvoraussetzungen
- Spezielle technikgebundene konditionelle Leistungsvoraussetzungen
- Komplexe wettkampfadäquate konditionelle Leistungsvoraussetzungen
- Strategisch-Taktische Leistungsvoraussetzungen
- Psychische Leistungsvoraussetzungen
- Technisch-koordinative Leistungsvoraussetzungen
- Die Komplexität der Zweikampfsportart Judo
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die leistungsbestimmenden Faktoren im Judo. Ziel ist es, das komplexe Anforderungsprofil dieser Kampfsportart zu beschreiben und die verschiedenen Ebenen sportlicher Leistung im Judo zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet sowohl die technischen und konditionellen Voraussetzungen als auch die strategisch-taktischen und psychischen Aspekte des Erfolgs.
- Judoprinzipien (Sei-Ryoku-Zen-Yo und Ji-Tai-Kyo-Ei)
- Ebenen sportlicher Leistung im Judo (Wettkampf, Leistungsfähigkeit, Training)
- Technisch-koordinative Leistungsvoraussetzungen
- Konditionelle Leistungsvoraussetzungen
- Strategisch-taktische und psychische Leistungsvoraussetzungen
Zusammenfassung der Kapitel
Judoprinzipien: Dieses Kapitel erläutert die beiden fundamentalen Prinzipien des Judo, Sei-Ryoku-Zen-Yo (technisches Prinzip des optimalen Einsatzes von Geist und Körper, Siegen durch Nachgeben) und Ji-Tai-Kyo-Ei (moralisches Prinzip der allgemeinen Wohlfahrt und des gegenseitigen Fortschritts). Es wird detailliert beschrieben, wie diese Prinzipien in der Judopraxis umgesetzt werden und welchen Einfluss sie auf die Kampfstrategie und die ethischen Aspekte des Trainings haben. Die Betonung liegt auf dem rationalen Umgang mit Kraft und der Bedeutung der gegenseitigen Achtung und des Respekts unter den Judoka. Beispiele aus der Praxis verdeutlichen die Anwendung der Prinzipien im Wettkampf und Training. Die Bedeutung von Gleichgewichtsbrechung und dem Vermeiden unnötiger Kraftanstrengung wird hervorgehoben.
Erklärungsebenen der komplexen sportlichen Leistung im Judo: Dieses Kapitel analysiert die komplexen Faktoren, die die sportliche Leistung im Judo beeinflussen. Es wird auf Schnabls Gliederung der Leistung in drei Strukturebenen (Wettkampfstruktur, Leistungsfähigkeit, Training) eingegangen und die Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen dargestellt. Die Bedeutung von Faktoren wie Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Nervenstärke wird hervorgehoben. Das Kapitel betont die Notwendigkeit eines vielseitigen Trainings, das alle diese Bereiche umfasst, und die Bedeutung von Reaktionsfähigkeit und dem schnellen Ausnutzen von Kampfsituationen. Die Abbildung 1 veranschaulicht die komplexen Zusammenhänge der verschiedenen Einflussfaktoren.
Zum Anforderungsprofil der Zweikampfsportart Judo: Dieses Kapitel beschreibt detailliert das Anforderungsprofil des Judo, unterteilt in technisch-koordinative, konditionelle, strategisch-taktische und psychische Leistungsvoraussetzungen. Es werden die notwendigen technischen Fertigkeiten, koordinativen Fähigkeiten sowie die allgemeine und spezielle konditionelle Leistungsfähigkeit erläutert. Der Fokus liegt auf der komplexen Interaktion dieser Faktoren und der Bedeutung des Minimalprinzips, wonach die schwächsten Faktoren die Gesamtleistung begrenzen. Das Kapitel beleuchtet die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Ausbildung, um im Judo erfolgreich zu sein.
Schlüsselwörter
Judo, Judoprinzipien, Sei-Ryoku-Zen-Yo, Ji-Tai-Kyo-Ei, sportliche Leistung, Wettkampf, Leistungsfähigkeit, Training, technisch-koordinative Voraussetzungen, konditionelle Voraussetzungen, strategisch-taktische Voraussetzungen, psychische Voraussetzungen, Kampfsport.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Leistungsbestimmende Faktoren im Judo
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die leistungsbestimmenden Faktoren im Judo. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse des komplexen Anforderungsprofils dieser Kampfsportart und der verschiedenen Ebenen sportlicher Leistung im Judo.
Welche Judoprinzipien werden behandelt?
Das Dokument erläutert die fundamentalen Judoprinzipien Sei-Ryoku-Zen-Yo (technisches Prinzip des optimalen Einsatzes von Geist und Körper, Siegen durch Nachgeben) und Ji-Tai-Kyo-Ei (moralisches Prinzip der allgemeinen Wohlfahrt und des gegenseitigen Fortschritts). Es wird detailliert beschrieben, wie diese Prinzipien in der Judopraxis umgesetzt werden und welchen Einfluss sie auf die Kampfstrategie und die ethischen Aspekte des Trainings haben.
Welche Ebenen sportlicher Leistung im Judo werden unterschieden?
Das Dokument analysiert die sportliche Leistung im Judo anhand der drei Strukturebenen nach Schnabl: Wettkampfstruktur, Leistungsfähigkeit und Training. Es werden die Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen und die Bedeutung verschiedener Faktoren wie Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Nervenstärke hervorgehoben.
Welche Anforderungsprofile werden im Judo beschrieben?
Das Anforderungsprofil des Judo wird detailliert in technisch-koordinative, konditionelle, strategisch-taktische und psychische Leistungsvoraussetzungen unterteilt. Es werden die notwendigen technischen Fertigkeiten, koordinativen Fähigkeiten sowie die allgemeine und spezielle konditionelle Leistungsfähigkeit erläutert. Der Fokus liegt auf der komplexen Interaktion dieser Faktoren und der Bedeutung des Minimalprinzips.
Welche technischen und konditionellen Voraussetzungen werden im Detail erklärt?
Im Dokument werden die technisch-koordinativen Voraussetzungen (technische Fertigkeiten, koordinative Leistungsvoraussetzungen, koordinative Merkmale der Technik) und die konditionellen Voraussetzungen (allgemeine, spezielle technikgebundene und komplexe wettkampfadäquate konditionelle Leistungsvoraussetzungen) detailliert beschrieben. Der Zusammenhang zwischen Technik und Kondition wird hervorgehoben.
Welche strategisch-taktischen und psychischen Voraussetzungen sind wichtig im Judo?
Das Dokument beleuchtet die Bedeutung strategisch-taktischer Fähigkeiten und psychischer Voraussetzungen für den Erfolg im Judo. Es wird die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Ausbildung betont, die alle diese Bereiche umfasst, um im Judo erfolgreich zu sein.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Schlüsselwörter umfassen: Judo, Judoprinzipien, Sei-Ryoku-Zen-Yo, Ji-Tai-Kyo-Ei, sportliche Leistung, Wettkampf, Leistungsfähigkeit, Training, technisch-koordinative Voraussetzungen, konditionelle Voraussetzungen, strategisch-taktische Voraussetzungen, psychische Voraussetzungen, Kampfsport.
- Arbeit zitieren
- Marlen Frömmel (Autor:in), 2004, Leistungsbestimmende Faktoren im Judo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89112