Es war ein gewaltiger Tross, der sich am 17. Dezember 1700 von Berlin aus nach Königsberg in Bewegung setzte. Um den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. samt dessen Hofstaat zur Krönung ins preußische Königsberg zu transportieren, mussten vier getrennt fahrende Gruppen gebildet werden, die insgesamt circa 30.000 Vorspannpferde benötigten. Allein die Suite des Kurfürstenpaares umfasste 200 bis 300 Karossen und Rüstwagen. Dieser enorme logistische Aufwand bildete jedoch nur Auftakt und Vorgeschmack zu einer bis dahin in Brandenburg und Preußen beispiellosen Prunkentfaltung. Gespart wurde während der sich über fünf Monate hinziehenden und erst am 21. Juni 1701 mit einem gewaltigen Feuerwerk in Berlin endenden Krönungsfeierlichkeiten an nichts. [...] Angesichts solcher Ausgaben erscheint das harsche Urteil Friedrichs II. über seinen Großvater und Vorgänger auf den ersten Blick zutreffend. Er warf diesem die Verschwendungssucht eines eitlen Fürsten vor und meinte, Friedrich III./I. hätte nur nach der Königswürde gestrebt, um seinen Hang zum Zeremonienwesen zu befriedigen und Vorwände für eben jene Verschwendungssucht zu finden.3 Diese Auffassung – geäußert mehr als 40 Jahre nach der Krönung Friedrichs zum ersten König in Preußen – verkennt jedoch womöglich die politischen Erfordernisse des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. [...] Die vorliegende Arbeit will der Frage nachgehen, inwiefern das aufwendige Zeremoniell und die Prachtentfaltung bei der Krönungsfeier in Königsberg (und auf Königsberg sollen sich die Ausführungen beschränken) einen Akt politischer Kommunikation darstellten, welche Aussagen kommuniziert wurden und welches Ziel Friedrich auf diesem Wege erreichen wollte. Zudem soll eine Unterscheidung getroffen werden zwischen symbolischen Handlungen, die traditionell bei Krönungszeremonien zum Einsatz kamen und solchen, die für die Standeserhöhung Friedrichs III. bewusst abgewandelt oder neu hinzugenommen wurden. Die Beantwortung der Frage setzt zunächst voraus, den bereits angedeuteten Stellenwert des Zeremoniells in einem gesonderten – freilich knapp zu haltenden – Kapitel ein wenig näher zu erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Zeremoniell als Kommunikationsmedium in der Frühen Neuzeit
- Die Königsberger Krönungsfeierlichkeiten
- Die „pragmatischen“ Elemente des Krönungszeremoniells
- Traditionelle Elemente der Krönung und Herrscherrepräsentation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Königsberger Krönungsfeierlichkeiten von 1701 als Mittel politischer Kommunikation. Sie analysiert, wie die aufwändige Zeremonie und die Prachtentfaltung zur Kommunikation bestimmter Botschaften und zur Erreichung politischer Ziele dienten.
- Der Stellenwert des Zeremoniells im europäischen Mächtesystem der Frühen Neuzeit
- Die politische Bedeutung der Krönungsfeierlichkeiten für Friedrich III.
- Die Unterscheidung zwischen traditionellen und neu eingeführten Elementen des Krönungszeremoniells
- Die Kommunikation von Botschaften durch symbolische Handlungen
- Die politische Zielsetzung Friedrichs III. im Kontext der Krönungsfeierlichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Krönungsfeierlichkeiten von 1701 in Königsberg als ein historisches Ereignis von großer Bedeutung vor und beleuchtet den enormen logistischen Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Das Kapitel beleuchtet kritisch die Sichtweise Friedrichs II. auf die Krönungsfeierlichkeiten und argumentiert, dass die Verschwendungssucht des Kurfürsten Friedrich III./I. im Kontext der politischen Erfordernisse des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts betrachtet werden muss.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Stellenwert des Zeremoniells als Kommunikationsmedium in der Frühen Neuzeit. Es wird anhand eines Beispiels aus dem Jahr 1696 deutlich, dass zeremonielle Handlungen und Rituale in der europäischen Fürstengesellschaft eine wichtige Rolle für die Kommunikation von Status und Rang spielten.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Königsberger Krönungsfeierlichkeiten. Es wird eine Unterscheidung getroffen zwischen „pragmatischen“ Elementen, die für die Standeserhöhung Friedrichs III. bewusst abgewandelt oder neu hinzugenommen wurden, und traditionellen Elementen, die bereits bei früheren Krönungszeremonien zum Einsatz kamen.
Schlüsselwörter
Politische Kommunikation, Frühe Neuzeit, Krönungszeremonie, Zeremoniell, Standeserhöhung, Friedrich III., Königsberg, Brandenburg-Preußen, Europa, Monarchie, Herrscherrepräsentation, symbolische Handlung, Rang, Macht, Diplomatie.
- Quote paper
- Tatjana Schäfer (Author), 2007, Die Königsberger Krönungsfeierlichkeiten von 1701 als Mittel politischer Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89151