Im letzten Kapitel seines Werkes "Der Wille zum Wissen: Sexualität und Wahrheit" (1976) nähert sich Michel Foucault dem Recht über den Tod und der Macht zum Leben zunächst historisch, indem er darstellt, wie die moderne Bio-Macht aus der absoluten souveränen Macht, dem Recht über den Tod, hervorgegangen ist.
Es ist anzumerken, dass hier der Machtbegriff grundlegend der klassischen Definition nach Max Weber entspricht, in der Macht als die Chance, in sozialen Beziehungen den eigenen Willen auch gegen Widerstrebungen durchzusetzen, verstanden wird. Foucault teilt Webers Auffassung, die Macht sei asymmetrisch verteilt; d.h. Einzelne haben eine Kontrollmacht, die sie befähigt, die Ziele einer unterdrückten Mehrheit zu beeinflussen. Macht ist also niemals ein auf Kooperation und Konsens beruhendes Merkmal sozialer Interaktionen, sondern wird a priori als Unterdrückung einer Mehrheit durch eine privilegierte Minderheit eingeführt. Für Foucaults Werk ist der Grundgedanke einer juridisch negativen Macht entscheidend, die durch Verbot, Zensur und Unterdrückung ihren repressiven Charakter erlangt.
Ich möchte zunächst in einigen Zitaten die Definition von Macht, die der Autor in "Der Wille zum Wissen" vorlegt, skizzieren, wenngleich der Autor betont, es könne keine Definition von Macht, sondern nur deren Analyse geben.
Inhaltsverzeichnis
- Das Recht über Leben und Tod in der Geschichte
- Konstitution der Bio-Macht: Disziplinen des Körpers und Bevölkerungsregulierung
- Disziplinen des Körpers
- Bevölkerungsregulierung
- Das Sexualitätsdispositiv
- Kapitalismus
- Bio-Geschichte
- Bio-Politik
- Normalisierungsgesellschaft
- Sexualität
- Paradoxa der Bio-Macht
- Rassismus
- Nazismus
- Atommacht
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der modernen Bio-Macht aus der souveränen Macht über den Tod. Der Text beleuchtet, wie die Macht des Staates sich von einem Recht auf Töten hin zu einem Recht, leben zu machen und sterben zu lassen, verlagert hat.
- Die historische Entwicklung der Macht von der souveränen Macht zum Recht auf Leben und Tod
- Die Konstitution der Bio-Macht und ihre Auswirkungen auf Disziplinen des Körpers und Bevölkerungsregulierung
- Die Bedeutung des Sexualitätsdispositivs für die Bio-Macht
- Die Paradoxa der Bio-Macht und ihre Auswirkungen auf verschiedene Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer historischen Betrachtung des Rechts über Leben und Tod. Dabei wird die „patria potestas“ im römischen Recht als Beispiel für die absolute Macht über Leben und Tod vorgestellt. Foucault argumentiert, dass diese Machtform sich mit der Zeit in eine Form von Bio-Macht verwandelt hat, die das Leben und seine Reproduktion kontrolliert.
Im zweiten Abschnitt werden die Mechanismen der Bio-Macht im Detail beleuchtet. Hier werden die Disziplinen des Körpers, die Bevölkerungsregulierung und die Zunehmende Kontrolle der Sexualität durch den Staat als wichtige Elemente der Bio-Macht hervorgehoben.
Im dritten Teil untersucht Foucault das Sexualitätsdispositiv als ein zentrales Element der Bio-Macht. Hier werden Themen wie Kapitalismus, Bio-Geschichte und Bio-Politik behandelt. Es wird gezeigt, wie die Sexualität im Kontext der modernen Gesellschaft als Instrument zur Regulierung und Kontrolle eingesetzt wird.
Schlüsselwörter
Das Kapitel beschäftigt sich mit den Begriffen der Bio-Macht, der Souveränen Macht, der „patria potestas“, der Disziplinierung, der Bevölkerungsregulierung, dem Sexualitätsdispositiv, dem Kapitalismus, der Bio-Geschichte, der Bio-Politik und den Paradoxa der Bio-Macht.
- Arbeit zitieren
- Diana Wieser (Autor:in), 1998, Michel Foucault: Der Wille zum Wissen: Recht über den Tod und Macht zum Leben (Kapitel 5), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8928