Auffällig im Gesamtwerk des Franz Xaver Kroetz ist es, dass unterschiedliche Kräfte und Einflüsse in ihm wirken: Seine thematische Kontinuität und seine formale Dialektik reiben sich permanent aneinander, denn Kroetz variiert immer wieder sein Grundthema, allerdings mit wechselnden formalen Mitteln.
Kroetz' Bestreben, aus der Dialektik seiner Kräfte und Einflüsse eine Synthese zu entwickeln, die ihm wiederum und endlich Kontinuität ermöglicht, wird mit den Jahren immer bestimmender für seine künstlerische Entwicklung. In dieser Reibung zwischen dem Bedürfnis nach Kontinuität und der Drang nach Weiterentwicklung liegt vielleicht sogar Kroetz' künstlerischer Antrieb begründet, die Quelle seiner enormen kreativen Produktivität.
Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst ein Einblick in Kroetz' Biographie und sein Gesamtwerk gegeben: Ausgehend von Kroetz' "unkontinuierlich-kontinuierlicher" Biographie soll die von Kontinuität und Dialektik gleichermaßen geprägte Entwicklung seines dramatischen Schaffens verständlich werden.
Mit "Der Drang" wird anschließend ein Volksstück Kroetz' analysiert, dessen Entstehungsgeschichte, Konzeption und Sprache im Spannungsfeld zwischen selbstreferentieller Kontinuität und dialektischer Synthese steht und daher als exemplarisch für die Dramenentwicklung des Kroetz'schen Gesamtwerkes angesehen werden kann.
Schließlich wird die Tradition des Volksstücks mit ihren jeweiligen Hauptvertretern behandelt: vom alten Volksstück über das neue, von Johann Nepomuk Nestroy beeinflusste Volksstück, insbesondere der Untergattung Schwank, zum kritischen Volksstück der Weimarer Republik mit seinen bedeutendsten Autoren Ödön von Horváth und Marieluise Fleißer sowie der Volksstück-Konzeption Bertolt Brechts, bis zum neuen kritischen Volksstück, das neben Kroetz vor allem Martin Sperr und Rainer Werner Faßbinder geprägt haben. Über diese einzelnen Ausprägungen des Volksstücks wird auch die der Gattung immanente Dialektik von kritischem Anspruch und trivialer Unterhaltung herausgearbeitet und auf die Volksstücke Kroetz', besonders den "Drang", angewendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Volksstückautor Franz Xaver Kroetz
- 1.1. Kurzbiografie
- 1.2. Dramenübersicht
- 2. Stückanalyse "Der Drang" - Volksstück in drei Akten
- 2.1. Vergleich zu "Lieber Fritz"
- 2.2. Sprache
- 2.3. Struktur
- 2.4. Figuren
- 3. Die Tradition des Volksstücks
- 3.1. Das alte Volksstück
- 3.2. Das neue Volksstück und dessen Untergattung Schwank
- 3.3. Das kritische Volksstück
- 3.4. Das neue kritische Volksstück
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung des dramatischen Schaffens von Franz Xaver Kroetz zu analysieren, indem sie seine thematische Kontinuität und formale Dialektik beleuchtet. Im Zentrum steht die Frage, wie diese beiden Kräfte in Kroetz' Werken miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Volksstück "Der Drang" gelegt, das exemplarisch für Kroetz' Dramenentwicklung angesehen werden kann.
- Die thematische Kontinuität und formale Dialektik in Kroetz' Gesamtwerk
- Die Entwicklung des Volksstücks als Gattung
- Die Analyse von Kroetz' Volksstück "Der Drang" im Kontext seiner Biographie und dramatischen Entwicklung
- Die Rolle der Sprache, Struktur und Figuren in "Der Drang"
- Die Einordnung des Volksstücks "Der Drang" in die Tradition des Volksstücks
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Einblick in Kroetz' Biographie und sein Gesamtwerk, wobei seine „unkontinuierlich-kontinuierliche“ Biographie beleuchtet wird, um die Entwicklung seines dramatischen Schaffens verständlich zu machen.
Das erste Kapitel widmet sich dem Volksstückautor Franz Xaver Kroetz und seiner Kurzbiographie. Es wird auf seine problematische Beziehung zu seinem Vater und seinen frühen künstlerischen Werdegang eingegangen.
Das zweite Kapitel beinhaltet eine Stückanalyse von Kroetz' Volksstück „Der Drang“, wobei die Entstehungsgeschichte, Konzeption und Sprache im Spannungsfeld zwischen selbstreferentieller Kontinuität und dialektischer Synthese beleuchtet werden. Die Analyse setzt sich mit der Sprache, Struktur und Figuren des Stückes auseinander.
Im dritten Kapitel wird die Tradition des Volksstücks mit ihren jeweiligen Hauptvertretern behandelt, vom alten Volksstück über das neue Volksstück zum kritischen Volksstück bis hin zum neuen kritischen Volksstück.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen des Volksstücks, der Dramenentwicklung, der thematischen Kontinuität und der formalen Dialektik, Franz Xaver Kroetz, „Der Drang“, Sprache, Struktur, Figuren, Tradition des Volksstücks, altes Volksstück, neues Volksstück, kritisches Volksstück, neues kritisches Volksstück.
- Arbeit zitieren
- Evi Goldbrunner (Autor:in), 2004, "Der Drang" des Franz Xaver Kroetz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89285