In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit der Rolle Italiens beim Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Dabei gehe ich auf die allgemeine Ausgangslage nach Ende des zweiten Weltkrieges ein, auf die Meinung der Italiener zur deutschen Wiedervereinigung und anschließend auf die Rolle der italienischen Presse in diesem Zusammenhang. Vorab ist es wichtig zu klären was überhaupt die Beziehungen zwischen zwei Völkern kennzeichnet. „Sie sind das Resultat [...] ihrer vielschichtigen, historisch gewachsenen Realkontakte und wechselseitigen Perzeptionen.“ Es spielen aber auch Bündnisse, Kriege, Verträge und kollektive Erfahrungen wie Auslandsaufenthalte eine wichtige Rolle...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung:
2. Chronologie der Ereignisse:
3. Ausgangslage nach Kriegsende:
4. Italiens Standpunkt zur Wiedervereinigung:
5. Die Rolle der Presse:
6. Schlussbemerkung:
7. Bibliographie
1. Einleitung:
In meiner Hausarbeit beschäftige ich mich mit der Rolle Italiens beim Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Dabei gehe ich auf die allgemeine Ausgangslage nach Ende des zweiten Weltkrieges ein, auf die Meinung der Italiener zur deutschen Wiedervereinigung und anschließend auf die Rolle der italienischen Presse in diesem Zusammenhang. Vorab ist es wichtig zu klären was überhaupt die Beziehungen zwischen zwei Völkern kennzeichnet. „Sie sind das Resultat [...] ihrer vielschichtigen, historisch gewachsenen Realkontakte und wechselseitigen Perzeptionen.“1 Es spielen aber auch Bündnisse, Kriege, Verträge und kollektive Erfahrungen wie Auslandsaufenthalte eine wichtige Rolle. Deutschland und Italien haben im letzten Jahrhundert mit- und gegeneinander Krieg geführt, deshalb sind beide Weltkriege so fest in deren kollektivem Bewusstsein verankert. Gerade durch den Kontakt mit der jeweils anderen Kultur und durch gleichzeitige Abgrenzung vom anderen entstanden Nationalstereotype, die ein allgemeines Bild von der anderen Kultur vermitteln und festigen. In den beiden nachstehenden Beispielen sollen sie für Deutschland und Italien noch einmal hervorgehoben werden.
„In England ist alles erlaubt, was nicht verboten ist, in Deutschland ist alles verboten, was nicht erlaubt ist, in Russland ist alles verboten, auch was erlaubt ist, in Italien ist alles erlaubt, auch was verboten ist.“
„Heaven is where: the police are British, the cooks are French, the mechanicans are German, the lovers are Italian, and everything is organized by the Swiss.
Hell is where: the police are Germans, the cooks are British, the mechanicans are French, the lovers are Swiss, and everything is organized by Italians.”2
Diese, auf amüsante Weise dargestellten, Nationalstereotype, erwecken den Eindruck als seien sie beinahe schon selbstverständlich, da sie mit allgemein bekannten oder teilweise historisch fundierten Merkmalen spielen, wie zum Beispiel die negative Vorstellung anderer Kulturen von einer herrschenden deutschen Polizei, zurückzuführen auf das Dritte Reich.
Dieser negative Mythos des Dritten Reiches blieb über lange Zeit als Teil der italienischen Deutschlandwahrnehmung erhalten, weil der Verdacht bestand, dass Deutschland seine eigene Geschichte noch nicht verarbeitet hatte.
Es gab zwischen Deutschland und Italien auch weitere Unverständnisse, wie beispielsweise den Resistenzamythos, der in Deutschland kaum wahrgenommen wurde oder wenn doch dann nur mit Verständnislosigkeit und Kommentaren über den fehlenden Militärcharakter der Italiener. Sie selbst hingegen empfanden die Resistenza als einen „Mythos der Würde und des Anstands“3 und sahen sie als einen Teil ihrer politischen Kultur und als Gründungsmythos des italienischen Staates.
Ich fahre nun fort mit den bereits erwähnten Punkten meiner Arbeit bei vorheriger Darstellung der wichtigsten Ereignisse rund um die deutsche Wiedervereinigung.
2. Chronologie der Ereignisse:
05.06. 1945 vier Siegermächte (USA, Frankreich, England, UdSSR) übernehmen oberste Regierungsgewalt in Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
04.04.1949 Gründung der NATO
07.10.1949 Errichtung der DDR
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Juli-Aug.1989 Flüchtlingswellen aus der DDR über Ungarn in den Westen
11.09.1989 Öffnung der ungarischen Grenze für alle DDR-Bürger
07.10.1989 Feier zum 40. Jahrestag der DDR;
Honecker erklärt, dass die Berliner Mauer noch in 100 Jahren stehen wird
12.10.1989 Europäisches Parlament fordert DDR zu demokratischen Reformen auf
18.10.1989 Honecker verliert all seine Ämter; Nachfolger wird Egon Krenz
07.11.1989 geschlossener Rücktritt der DDR-Regierung
08.11.1989 geschlossener Rücktritt des SED-Politbüros
09.11.1989 Öffnung der Mauer
28.11.1989 Kohl trägt dem Deutschen Bundestag seinen „Zehn-Punkte-Plan“ vor
1. es sind gegenüber der DDR Sofortmaßnahmen erforderlich
2. Zusammenarbeit zwischen DDR und BRD damit Einigung den Menschen auf beiden Seiten zugute kommt
3. Ausweitung der Kooperation (nach polit. und wirtschaftl. Wandel der DDR)
4. Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr, Umweltschutz, Wissenschaft, Kultur, Gesundheit, Technik
5. konföderative Strukturen zwischen DDR und BRD schaffen
6. Einbettung des Einigungsweges in gesamteuropäischen Prozess
7. Stärkung der Europäischen Gemeinschaft
8. KSZE-Prozess4 vorantreiben
9. Abrüstung und Rüstungskontrolle
10. Zustand des Friedens für deutsches Volk herstellen
11.12.1989 beginnende Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit
22.12.1989 Öffnung des Brandenburger Tors; Freudenkundgebungen tausender
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Menschen
17.01.1990 Kohl erklärt friedliche Absichten des neuen Gesamtdeutschlands und
Aussöhnung mit Polen
14.02.1990 mehrheitliche Befürwortung der deutschen Einheit durch das
Europäische Parlament
08.03.1990 das Parlament diskutiert über die Wiederherstellung der Deutschen
Einheit nach Artikel 235 des Grundgesetzes. Die Opposition wirft dem
Bundeskanzler vor bei der deutschen Einheit keine Rücksicht auf die
osteuropäischen Nachbarn zu nehmen
13.03.1990 Auflösung des Staatssicherheitsdienstes
05.05.1990 erstes Zwei-Plus-Vier-Treffen in Bonn
01.07.1990 Inkrafttreten der deutschen Wirtschafts-; Währungs- und Sozialunion (D-Mark wird einziges Zahlungsmittel in der DDR)
23.08.1990 Volkskammer beschließt den Beitritt der DDR zur BRD zum 03.10.1990
31.08.1990 Unterzeichnung des Vertrags der BRD und der DDR über die
Herstellung der Einheit Deutschlands
21.09.1990 Bundesrat stimmt dem Einigungsvertrag zu
24.09.1990 DDR tritt aus dem Warschauer Pakt aus
01.10.1990 Deklaration der Aufhebung der Viermächte-Befugnisse in Deutschland
02.10.1990 Auflösung der Volkskammer der DDR
03.10.1990 DDR tritt der BRD bei; „Tag der deutschen Einheit“
09.11.1990 erste gesamtdeutsche Bundesratssitzung in Berlin
02.12.1990 überragender Wahlsieg der CDU bei den ersten gesamtdeutschen
Wahlen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
12.02.1990 Unterzeichnung des 2+4 Vertrages in Moskau
07.01.1991 einstimmige Verabschiedung (vom Bundestag) des Vertrags über
konventionelle Abrüstung in Europa
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
17.01.1991 Helmut Kohl wird erster gesamtdeutscher Kanzler
07.02.1992 Unterzeichnung des Vertrags über die Europäische Union in Maastricht
[...]
1 Petersen, Jens: „Deutschland- Italien“, in: Zibaldone 16, S. 5.
2 Ebd., S. 5-6.
3 Ebd., S. 10.
4 KSZE = Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
5 Art. 23 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland lautete seit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes bis zu seiner Aufhebung durch das Einigungsvertragsgesetz vom 23.09.1990 (BGBl II 885) wie folgt:
"Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiet der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg,
Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen."
Der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des bundesdeutschen Grundgesetzes nach Artikel 23 war ein möglicher Weg zur staatlichen Einheit Deutschlands. Eine zweite Möglichkeit wurde durch Artikel 146 des Grundgesetzes eröffnet: die Ausarbeitung einer neuen, gemeinsamen Verfassung. Die Entscheidung für den Beitritt und gegen die staatliche Neukonstituierung fiel im Prinzip schon mit den ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990. Die Mehrheit der DDR-Bürgerinnen und -Bürger wählte die Parteien, die den Beitritt nach Artikel 23 favorisierten. Entsprechend beschloss die Volkskammer am 23. August 1990 den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes mit Wirkung vom 3. Oktober 1990.
(http://www.chronikderwende.de/_/lexikon/glossar/glossar_jsp/key=art23.html)
- Arbeit zitieren
- Alida Koch (Autor:in), 2007, Italiens Rolle beim Prozess der deutschen Wiedervereinigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89339
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