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Mit dieser Rede rechtfertigte Adolf Hitler sein Vorgehen gegen die von ihm identifizierten Staatsfeinde, die zwischen dem 30. Juni 1934 und 2. Juli 1934 getötet wurden. Bei genauerer Betrachtung des so genannten Röhm-Putsches wird jedoch deutlich, dass es sich keineswegs um eine Staatsnotwehr handelte; denn als solche wurden die Morde gegen die SA-Führung und Teile des konservativen Lagers im Nachhinein deklariert. Die eigentliche Bedrohung für Hitler resultierte nämlich nicht aus einer akuten Putsch-Gefahr der SA sondern vielmehr aus einer tief greifenden Krise innerhalb der NSDAP. Hinzu kam eine allgemeine Unzufriedenheit in allen Schichten der Bevölkerung, da die Regierung Hitler viele ihrer Versprechen nicht einhalten konnte. In dieser Situation sahen die Konservativen, die Hitler zur Macht verholfen hatten, jedoch von diesem dann ausgestochen worden waren, eine letzte Möglichkeit gegen den Reichskanzler vorzugehen.
Dass unter den Mordopfern also auch Konservative und Monarchisten zu finden waren ist nicht weiter wunderlich, doch warum Hitler mit derartiger Härte auch gegen die SA vorging kann alleine mit dem negativen Auftreten der Parteiarmee in der Öffentlichkeit nicht gerechtfertigt werden. Die Gründe für die Morde an der SA-Führung müssen also tief greifender gewesen sein. Nicht nur weiten Teilen der Bevölkerung war die SA ein Dorn im Auge. Auch in Wirtschafts- und Beamtenkreisen erhob sich immer mehr Kritik an SA-Kommissaren, die zwar über politische Macht, jedoch nicht über genügend Sachkompetenz verfügten.
Eine weitere Komponente, welches Hitler zu einem Vorgehen gegen die SA bewegte, war das Verhältnis der SA zur Reichswehr. Nicht nur, weil die konservativen Kräfte auf eine Allianz mit der ehemaligen kaiserlichen Armee hofften, sondern auch, dass das Militär eigene Ambitionen hatte sich gegen den Rivalen SA durchzusetzen, trieben Hitler zu der Entscheidung, die Reichswehr zu einem Verbündeten zu machen. Doch nicht die Auseinandersetzung mit der Reichswehr sondern ebenso der Konflikt mit der SS versetzte der SA den Todesstoss. Und dies im wahren Sinne des Wortes, denn es war die SS die die Mordaktionen durchführte. An dieser Stelle stellt sich nicht nur die Frage, warum die SS bereitwillig die Liquidierungen durchführte sondern auch, welchen Nutzen sie sich von der Ausschaltung der SA versprach. Die Antwort auf diese Frage führt auf einen unterschwelligen Konflikt zwischen SS und SA zurück...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung der SS
- Die SA-Geburtshelfer der SS
- Die Gründung der SS
- Himmler und die SS
- Himmlers Jugend
- Der Weg zum Reichsführer SS
- Der Aufstieg der SS
- Die Parteipolizei
- Himmlers Weg zur Herrschaft über die deutsche Polizei
- Die Krise des Regimes
- Kritik aus Bevölkerung, Arbeiterschaft und Wirtschaft
- Gefahr von Rechts
- Waffenträger des Regimes: Reichswehr oder SA?
- Die Position der SA
- Schluss
- Der „Röhm-Putsch“
- Die Folgen des „Röhm-Putsches“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der SS beim sogenannten „Röhm-Putsch“ von 1934. Sie untersucht die Entstehung des Konflikts zwischen der SS und der SA, die jeweiligen Positionen der beiden Organisationen und die Hintergründe für die Entscheidung Hitlers, die SA zu eliminieren. Die Arbeit beleuchtet dabei auch die Entwicklung der SS von einer kleinen Leibwache zu einer der mächtigsten Organisationen im NS-Staat.
- Die Entstehung der SS und ihre Beziehung zu Hitler
- Die Rolle Heinrich Himmlers bei der Formierung der SS
- Die Machtverschiebung zwischen SA und SS
- Die Krise des NS-Regimes 1934 und die Rolle der SA
- Die Motivation der SS für die Beteiligung am „Röhm-Putsch“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ereignisse des „Röhm-Putsches“ dar und beleuchtet die Gründe für Hitlers Vorgehen gegen die SA. Im zweiten Kapitel werden die Entstehung der SS und ihr besonderes Verhältnis zu Hitler beleuchtet. Kapitel drei widmet sich der Rolle Heinrich Himmlers und seiner Bedeutung für die Ideologie und Entwicklung der SS. In Kapitel vier wird der Aufstieg der SS zur Parteipolizei und die Machtverschiebung gegenüber der SA untersucht. Kapitel fünf beschäftigt sich mit der Krise des NS-Regimes, den Konflikt zwischen SA und Reichswehr und der Kritik an der SA in verschiedenen Gesellschaftsbereichen. Die Kapitel sechs und sieben werden im Rahmen dieser Vorschau nicht behandelt, da sie die Ereignisse des „Röhm-Putsches“ und seine Folgen beschreiben und somit potenzielle Spoiler enthalten könnten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Entstehung und Entwicklung der SS, das Verhältnis zwischen SA und SS, die Rolle Heinrich Himmlers, die Krise des NS-Regimes im Jahr 1934, die Machtverschiebung innerhalb der NSDAP und die Beweggründe für den „Röhm-Putsch“
- Arbeit zitieren
- Stephan Röttgen (Autor:in), 2006, Die SS und ihre Rolle beim "Röhm-Putsch", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89522