Mit dem Beginn der so genannten zweiten Intifada im September 2000 ist das Thema „Israel“ ein Dauergast in deutschen Wohnzimmern – in sämtlichen deutschen Medienbereichen, seien es die Printmedien, das Fernsehen oder auch Internet und Radio. Permanent berichtet, diskutiert und reflektiert die deutsche Medienlandschaft den Nahost-Konflikt. Dieser Diskurs hat sich im zweiten Halbjahr 2006 weiter verschärft.
So ist die Berichterstattung um Israel seit 2006 nicht mehr allein vom Konflikt mit Palästina gekennzeichnet, sondern auch durch die antisemitischen Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinejad oder die Auseinandersetzung gegen die Hisbollah und das dazugehörige Vordringen israelischer Soldaten in den Libanon.
Fast täglich werden den deutschen Bundesbürgern seit 2000 Bilder des Nahost Konfliktes in Form von Panzern, Anschlägen und Militäraktionen medial zusammengefasst präsentiert. Die Beiträge werden häufig auf wenige Sekunden, oder Publikationen auf wenige Zeilen, reduziert und folglich ist es somit schwer, wirklich transparente Informationen und deren Hintergründe zu liefern bzw. zu erhalten.
Dabei ist es allein den Berichtenden überlassen, aus welcher Perspektive diese Ereignisse dargestellt werden und welchen Fokus der Berichterstattung sie wählen. Es stellt sich hier die Frage, ob die mediale, selbst eingeforderte Objektivität durch Gewaltszenarien nicht in einen Opfer-Täter-Diskurs mündet. Denn die Crux der medialen Berichterstattung besteht darin, dass die sich oft wiederholenden, subjektiv positionierten Berichterstattungen, das Meinungsbild der Gesellschaft forcieren und in bestimmte Richtungen lenken können. So betont Niklas Luhmann "Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“
Der Gang der Untersuchung in der vorliegenden Publikation orientiert sich vorrangig an den Fragen: Kann es durch mediale Nachrichten zu Beeinflussungen der Konsumenten und Konsumentinnen von Nachrichten in bestimmten Themenkomplexen kommen? Wie und unter welchen Umständen wurde aus dem Konfliktgebiet Israel-Palästina in den deutschen Medien berichtet?
Mit der Herausarbeitung dieser Themen soll die These untersucht werden, dass eine tendenziöse mediale Berichterstattung in der Bundesrepublik Deutschland über die Zweite Intifada einen Anstieg des Antizionismus und Antisemitismus zur Folge hatte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klärung zentraler Begriffe
- Definition des Begriffes „Antisemitismus“
- Definition des Begriffes „Sekundärer Antisemitismus“
- Definition „Al-Aqsa-Intifada”
- Mediale Meinungsbildung
- Der Weg zur Nachricht
- Medienwirkung
- Einfluss medialer formaler Eigenschaften
- Agenda-Setting
- Framing
- Berichterstattung aus Israel und Palästina
- Israel in deutschen Medien
- Printmedien
- TV-Medien
- Antisemitismus in Deutschland
- Empirische Studien zu Antisemitismus in Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Berichterstattung der deutschen Medien über Israel während der „Al-Aqsa-Intifada“. Dabei geht es um die Frage, ob und wie mediale Nachrichten zu Beeinflussungen der Konsumenten von Nachrichten in bestimmten Themenkomplexen führen können.
- Analyse der medialen Darstellung des Nahost-Konflikts in der deutschen Medienlandschaft
- Untersuchung der Rolle der deutschen Medien bei der Meinungsbildung über Israel und Palästina
- Beurteilung der Auswirkungen der medialen Berichterstattung auf das Verständnis von Antisemitismus in Deutschland
- Evaluierung des Einflusses von Stereotypen und Vorurteilen in der Berichterstattung über den Konflikt
- Diskussion der möglichen Verbindung zwischen medialer Darstellung und dem Anstieg von Antisemitismus und Antizionismus in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die Relevanz des Themas der medialen Berichterstattung über den Nahost-Konflikt. Sie führt in die Problematik der medialen Einflussnahme auf die öffentliche Meinung ein und stellt die Forschungsfrage, ob und wie die mediale Berichterstattung über die „Al-Aqsa-Intifada“ zu einem Anstieg von Antisemitismus und Antizionismus in Deutschland geführt hat.
- Klärung zentraler Begriffe: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie „Antisemitismus“, „Sekundärer Antisemitismus“ und „Al-Aqsa-Intifada“. Es beleuchtet die Vielschichtigkeit des Begriffs „Antisemitismus“ und zeigt, wie dieser Begriff in verschiedenen Kontexten verstanden wird.
- Mediale Meinungsbildung: Dieses Kapitel analysiert die Prozesse der medialen Meinungsbildung. Es beleuchtet die Rolle des Nachrichtenwerts, der Agenda-Setting-Theorie und des Framing in der medialen Berichterstattung.
- Berichterstattung aus Israel und Palästina: Dieses Kapitel beleuchtet die mediale Darstellung des Konflikts aus israelischer und palästinensischer Perspektive.
- Israel in deutschen Medien: Dieses Kapitel analysiert die Berichterstattung über Israel in deutschen Print- und TV-Medien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Antisemitismus, Antizionismus, Nahost-Konflikt, „Al-Aqsa-Intifada“, Medienberichterstattung, Stereotype, Vorurteile, Medienwirkung, Agenda-Setting, Framing, deutsche Medienlandschaft. Die Arbeit untersucht die Rolle der Medien bei der Meinungsbildung und analysiert die mögliche Verbindung zwischen der Berichterstattung und dem Anstieg von Antisemitismus und Antizionismus in Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Sven Nauermann (Autor:in), 2007, Eine Analyse der Berichterstattung der deutschen Medien über Israel während der „Al-Aqsa-Intifada“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89689