Joachim Fest, der zu den bedeutenden zeitgeschichtlichen Autoren in Deutschland
gerechnet wurde, hat wie kein anderer das Verständnis vom Dritten Reich geprägt.
Der zwischen Wissenschaft und Journalismus schwankende Grenzgänger Fest
erreichte mit seinen Publikationen ein Millionenpublikum und war auf Grund seiner
medialen Präsenz einer der meinungsbildenden ‚Historiker’ der Bundesrepublik.
Die Spanne seiner Interessen und Neigungen war überaus vielfältig und somit auch
seine Veröffentlichungen. So hat er eine Vielzahl von Werken zu den
unterschiedlichsten Themen herausgebracht: Essays über Thomas und Heinrich
Mann, („Die unwissenden Magier“), in denen er den beiden Schriftstellern jeglichen
politischen Sachverstand absprach, das Buch „Im Gegenlicht“, in dem er Eindrücke,
Wahrnehmungen und Beschreibungen des südlichen Italien zusammenfasste oder
seine Portraitskizzen von Weggefährten und Zeitgenossen wie Hannah Arendt,
Sebastian Haffner, Ulrike Meinhof und anderen in den „Begegnungen“.
Die deutsche Öffentlichkeit begleitete er anfangs mit seinen Hörfunkbeiträgen
beim RIAS historiographisch durch den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik.
Aus einer Art Vorstudie unter dem Titel „Das Gesicht des Dritten Reiches“ (1963)
entstand dann Anfang der siebziger Jahre Fests grundlegende Hitler-Biographie mit
der ihm eine Bilanz der Ursachen und Folgen der NS-Diktatur gelang. Hitler hatte er
„analytisch geröntgt“ wie Frank Schirrmacher das einmal bezeichnete und den
komplexen Gegenstand mit enormem Stilvermögen erzählbar und auf diese Weise
auch rationalisierbar gemacht.
1973 trat Fest als Leiter des Kulturteils in das Gremium der Herausgeber der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein und verhalf dem Feuilleton zu neuer Blüte. Er
engagierte Marcel Reich-Ranicki und konnte Romanciers wie Heinrich Böll oder Erich
Fried als Autoren gewinnen. Als Herausgeber, politischer Feuilletonist und
konservativer Intellektueller hat er publizistische und wissenschaftliche Debatten
maßgeblich mitbestimmt und war so beispielsweise Mitte der achtziger Jahre im
2 „Historikerstreit“ um die Bewertung der nationalsozialistischen Verbrechen engagiert,
der im FAZ-Feuilleton seinen Ausgang nahm.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themenwahl und Fragestellung
- Lamento ohne Unterlass - Joachim Fests Verhältnis zur Geschichtswissenschaft
- Die Hitler-Biographie
- Entschluss und Entstehung
- Gesellschaftlicher Hintergrund - Die Schatten der Vergangenheit und die deutsche Studentenbewegung
- Merkmale und Besonderheiten
- Aufbau der Hitler-Biographie
- Stilistik
- Deutungsansätze
- Hitler als Verkörperung von Zeittendenzen
- Künstlerische Vorbilder - Hitler und Wagner
- Die intentionalistische Sichtweise – Hitlers Rolle im NS-System
- Hitler als Revolutionär - Zwischen Rückwärtsgewandtheit und Modernität
- ,,Hitler größer gemacht als er war\"? – Kritisches zur Hitler-Biographie
- Staatsstreich: Der lange Weg zum 20. Juli
- Der,vergessene Widerstand'?
- Der Aufstand des Gewissens
- Eine symbolische Tat - Zur Bedeutung des Attentatsversuchs
- Die Speer-Biographie
- Exkurs: Zur Person
- Prolog: Die technizistische Unmoral - Speers Portrait im ,,Gesicht des Dritten Reiches"
- Der,vernehmende Lektor”
- In der Kritik
- Albert Speer als Schlüsselfigur
- Anziehungspunkt Hitler
- ,,Kardinalsfragen”
- Ausblick posthum
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem intellektuellen Werk von Joachim Fest und analysiert ausgewählte Publikationen, um deren Besonderheiten und Merkmale zu untersuchen. Das Ziel ist es, die Kontur von Fests Werkbiografie zu erforschen und seine Rolle im deutschen Diskurs über das Dritte Reich zu beleuchten.
- Joachim Fests Einfluss auf das Verständnis des Dritten Reiches
- Analyse der Hitler-Biographie als einflussreiches Werk
- Die Darstellung des deutschen Widerstands im Kontext der NS-Zeit
- Fests Verhältnis zu Albert Speer und die Interpretation seiner Rolle
- Die Bedeutung von Fests publizistischer Tätigkeit und seine Position im intellektuellen Kontext der Bundesrepublik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Themenwahl und Fragestellung der Arbeit ein und stellt Joachim Fest als bedeutenden zeitgeschichtlichen Autor vor. Im zweiten Kapitel wird das Verhältnis von Fest zur Geschichtswissenschaft beleuchtet. Die Kapitel drei und fünf befassen sich mit den Biografien über Adolf Hitler und Albert Speer, wobei die jeweiligen Interpretationen, Sichtweisen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert werden. Kapitel vier behandelt die Darstellung des deutschen Widerstands im Kontext des 20. Juli-Attentats. Der Ausblick posthum bietet eine Zusammenfassung der Bedeutung von Fests Werk und seiner Stellung im deutschen intellektuellen Diskurs.
Schlüsselwörter
Joachim Fest, Dritte Reich, Hitler-Biographie, Albert Speer, Widerstand, Geschichtswissenschaft, deutsche Studentenbewegung, NS-System, Publizistik, Intellektueller, Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Zeitgeschichte.
- Citation du texte
- M.A. Norman Voigt (Auteur), 2007, Der historische Publizist Joachim Fest , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89753