„Wirklich ist die Geschichte Alexanders wie ein Epos, das historische Wirklichkeit wurde.“ so schreibt Wolfgang Schuller in seinem Porträt „Alexander der Große – die Inszenierung eines Welteroberers“. Die Eroberungen und Taten des mazedonischen Herrschers regten daher auch im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Autoren und Dichter an, sich künstlerisch mit ihm auseinanderzusetzen. Der Sohn Philipp des Zweiten wurde zum einen als Eroberer aber auch Herrscher zum reellen Vorbild von verschiedenen historischen Persönlichkeiten, zum anderen wurde er von diversen Literaten zum Vorbild stilisiert. Dies begann bereits nach seinem Ableben am 10.Juni 323 v. Chr. und zieht sich bis in die Jetztzeit, in das 21. Jahrhundert.
Die vorliegende Arbeit behandelt in diesem Zusammenhang den Alexanderroman in der mittelhochdeutschen Literatur, die hier aufgrund der Zeitumstände im Europäischen Mittelalter der Entstehungszeit bzw. Adaptierungszeit des antiken Alexanderstoffes eigene Akzente aufweist. Als Textgrundlage wird der sogenannte „Straßburger Alexander“ herangezogen, eine Bearbeitung des „Alexanderliedes des Pfaffen Lamprecht“, welches Leben und Taten Alexander des Großen erzählt. Die zu bearbeitenden mittelalterspezifischen Aspekte können anhand dieser ausgewählten Textgrundlage herausgearbeitet werden; eine Heranziehung weiterer, etwa frühneuhochdeutscher Bearbeitungen des Stoffes würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Der erste Teil der Arbeit wird kurz auf die bekannten Fakten zur Überlieferung und Adaption des Alexanderliedes eingehen. Der darauffolgende behandelt in knapper Weise das historische Umfeld der Entstehungszeit des ausgewählten Werkes, soweit es dem Verständnis der spezifischen Aspekte dienlich ist. Im dritten, dem umfangreichsten Teil, gilt es einige wesentliche Besonderheiten des mittelhochdeutschen Textes herauszuarbeiten. Abschließend folgen noch ein paar Gedanken zur geschichtswissenschaftlichen Verwertung der fiktionalen Texte. Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht hatte als Quelle eine französische Dichtung, ein Werk von „Alberich von Bisinzo“, wie der Autor selbst in den Zeilen 13/14 schreibt; eine in der mittelhochdeutschen Literatur übliche Benennung der Textquelle. „Elberîch von Bisen-zum – der brâte uns diez liet zû, [...]“, „Alberich von Bisinzo, der überlieferte uns das Lied.“
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit
- 1. Das Alexanderlied in der Überlieferung - Abriß
- 2. Das historische Umfeld in der Entstehungszeit des Straßburger Alexanders
- 3. Wesentliche zeitspezifische Besonderheiten im Straßburger Alexander
- 4. Der fiktionale Text in der Geschichtswissenschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Alexanderroman in der mittelhochdeutschen Literatur anhand des Straßburger Alexanders, einer Bearbeitung des „Alexanderliedes des Pfaffen Lamprecht“. Sie beleuchtet die Überlieferung des Alexanderliedes, das historische Umfeld der Entstehungszeit des Werkes und die spezifischen Aspekte der mittelhochdeutschen Bearbeitung. Abschließend werden die geschichtswissenschaftlichen Aspekte des fiktionalen Textes beleuchtet.
- Überlieferung und Adaption des Alexanderliedes
- Historisches Umfeld der Entstehung des Straßburger Alexanders
- Besonderheiten des mittelhochdeutschen Textes
- Geschichtswissenschaftliche Verwertung fiktionaler Texte
- Die Rolle des Alexanderromans in der mittelalterlichen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Das Alexanderlied in der Überlieferung - Abriß
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Überlieferung des Alexanderliedes des Pfaffen Lamprecht. Es beschreibt die wichtigsten Quellen des Werkes, darunter das französische Werk von "Alberich von Bisinzo", die lateinische Übersetzung des griechischen Alexanderromans des Pseudo-Kallisthenes und die "Historiae Alexandri Magni Macedonis" von Quintus Curtius Rufus. Der Fokus liegt auf der Entstehungszeit des Werkes und der möglichen Gründe für den vorzeitigen Abbruch des Alexanderliedes durch Lamprecht.
2. Das historische Umfeld in der Entstehungszeit des Straßburger Alexanders
Dieses Kapitel beschreibt das historische Umfeld, in dem der Straßburger Alexander entstanden ist. Es geht auf die zeitgenössischen Schreibpraktiken, die Rolle von Klerikern im literarischen Schaffen und die hohen Kosten für die Buchherstellung im Mittelalter ein. Der Fokus liegt auf der sozialen und kulturellen Bedeutung der Literatur im 12. Jahrhundert.
3. Wesentliche zeitspezifische Besonderheiten im Straßburger Alexander
Dieses Kapitel untersucht die spezifischen Merkmale des Straßburger Alexanders als mittelhochdeutsches Werk. Es analysiert die Quellen des Werkes, darunter die "Historia de preliis (Alexandri Magni)" des neapolitanischen Erzpriesters Leo, sowie die möglichen Einflüsse aus indischen Sagen. Der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der mittelalterlichen Adaption des Alexanderromans und der Bedeutung von historischer Wahrheit und Fiktion im Werk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Alexanderroman, mittelhochdeutsche Literatur, Straßburger Alexander, Pfaffen Lamprecht, Überlieferung, Quellenkritik, historisches Umfeld, mittelalterliche Literatur, zeitspezifische Besonderheiten, fiktionale Texte, Geschichtswissenschaft.
- Arbeit zitieren
- M.A. Claus Carl Jakob (Autor:in), 2002, Alexander der Große in der mittelhochdeutschen Literatur am Beispiel des Straßburger Alexanders, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89924