Ist "A theory of justice" nur eine Utopie?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 John Rawls Biographie
2.1 Rawls Ideen und Ziele
2.2 Politische Gerechtigkeit

3 Die Idee des politischen Liberalismus

4 A Theory of Justice
4.1 Der Urzustand
4.2 Der Schleier des Nichtwissens
4.3 Die Gleichheit
4.4 Die Vernunft
4.5 Das gegenseitige Desinteresse
4.6 Gerechtigkeit
4.7 Grundsätze
4.8 Grundgüter
4.9 Gerechtigkeitsgrundsätze
4.10 Unterschiedsprinzip
4.11 Freiheit
4.12 Der Begriff Bürger
4.13 Die wohlgeordnete Gesellschaft
4.14 Der Staat und die Verfassung theoretisch

5 Global

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Jahr 1956 behauptete Peter Lasletts, dass die politische Philosophie für den Augenblick tot sei. Als ebenso falsch kann heute die 1962 von Isaiah Berlin gemachte Aussage bewertet werden, im 20. Jahrhundert sei in der politischen Philosophie kein beherrschendes Werk erschienen.

Der als Neubegründer der politischen Philosophie in der Gegenwart[1] bekannte John Rawls verfasste im Jahre 1971 „A Theory of Justice“ („Gerechtigkeit als Fairness“ in der deutschen Übersetzung), mit der er sein Lebenswerk in literarische Form fasste.

Rawls wollte eine Gerechtigkeitskonzeption für eine gerechte Gesellschaft entwickeln. Eine „realistische Utopie“[2] war das Ergebnis . In „A Theory of Justice“ existiert die charakteristische Trennung von Rechtsphilosophie und Moralphilosophie nicht mehr, die für die neuzeitliche Philosophie damals typisch war.

Rawls führte später selbst an, dass er innerhalb von „A Theory of Justice“ keinen Unterschied zwischen Moralphilosophie und politischer Philosophie macht[3] und dass somit „eine in ihrem Anwendungsbereich allgemeine moralische Gerechtigkeitslehre nicht von einer im strengen Sinne politischen Gerechtigkeitskonzeption unterschieden“[4] wird.

Diese Vorgehensweise wurde häufig kritisiert und als weniger überzeugend dargestellt, als die vertragstheoretische Ableitung der Gerechtigkeitsprinzipien.

Auch aus diesem Grund präzisierte er seine Theorie mehrmals in verschiedenen Aufsätzen. Im Jahr 1993 erschienen diese Aufsätze in gesammelter Form als „Political Liberalism“ („Die Idee des politischen Liberalismus“ in der deutschen Übersetzung).

Rawls präsentierte hiermit seine Theorie in systematisch abgewandelter Form, als politisch liberale Gerechtigkeitskonzeption, wobei er sie von „umfassenden philosophischen und moralischen Lehren“[5] abzugrenzen versuchte.

Dass er sich dabei mit seiner explizit politischen Gerechtigkeitskonzeption ausdrücklich auf den Bereich des Politischen beschränkte, kann auch als Bezugnahme auf Kritik gewertet werden. Inwieweit dies tatsächlich der Fall ist, Rawls also durch Abänderung seiner ursprünglichen Theorie solche offengelegten Mängel zu beheben versucht, oder aber einfach nur Missverständnisse ausräumen will, darüber wurde im Laufe der Zeit nur spekuliert und bleibt offen.

Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die Darstellung wesentlicher Merkmale der ursprünglichen „A Theory of Justice“ sowie ihrer Neuform.

Einen besonderen Schwerpunkt möchte ich auf den moralphilosophischen Aspekt der ursprünglichen Form im Vergleich zu ihrer politischen Variante legen, wobei ich in dieser Arbeit besonders auf das siebte Kapitel von „A Theory of Justice“ eingehen werde, in dem John Rawls eine „Theorie des Guten“ entworfen hat.

Zum Vergleich mit der abgeänderten Theorie dient zusätzlich der Aufsatz „Der Vorrang des Rechten und die Ideen des Guten“, in dem Rawls im Rahmen seiner „Idee des politischen Liberalismus“ einen der drei Hauptgedanken seiner Theorie im Einzelnen vorstellt.[6]

Rawls versucht darin, einen fairen Gesellschaftsvertrag als Grundlage einer gerechten Gesellschaft zu entwerfen. Nach Rawls wäre es gerecht, wenn eine solche Gesellschaftsordnung von jedem Mitglied befürwortet werden könnte, selbst wenn das Gesellschaftsmitglied über seine eigene Stellung in dieser Gesellschaft noch nichts wüsste.

Seit „A Theory of Justice“ orientiert sich die systematisch betriebene Staatsphilosophie hauptsächlich an Rawls Argumenten, so dass man ihn wohl zu Recht als „Initiator und Zentrum der gegenwärtigen Renaissance der Staatsphilosophie“[7] definieren kann.

Wie Rawls Theorie genau aussieht und wie er sie begründet, welches Lob und welche Kritik diese Theorie hervorrief und warum sie einen so hohen Stellenwert hat, dass sie schon kurz nach ihrer Erstveröffentlichung in die Reihe der Klassiker[8] aufgenommen wurde, soll in dieser Arbeit behandelt werden.

2 John Rawls Biographie

John Borden (Bordley) Rawls wurde in Baltimore, Maryland, als zweites von fünf Kindern von William Lee Rawls und Anna Abell Stump geboren. Nach der Schule besuchte er ab 1939 die Princeton University, wo er sich für Philosophie zu interessieren begann. 1943 machte er den Bachelor of Arts und ging zur Armee. Im Zweiten Weltkrieg diente Rawls als Infanterist im Pazifik, wo er auf Neuguinea, den Philippinen und in Japan eingesetzt wurde. Er besuchte Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe. Diese Erfahrung brachte ihn dazu, eine Offizierskarriere, die ihm angeboten wurde, abzulehnen und die Armee im untersten Dienstgrad eines Private 1946 zu verlassen.

Kurz danach promovierte er in Princeton im Fach Moralphilosophie. Rawls heiratete Margaret Fox im Jahre 1949. Margaret und John teilten das Interesse an Stichwortverzeichnissen, die sie gemeinsam während ihrer ersten Ferien für ein Werk von Friedrich Nietzsche erstellten. Rawls verfasste später auch das Stichwortverzeichnis für „A Theory of Justice“ selbst.

Nach dem Doktorat lehrte Rawls in Princeton bis 1952, als er ein Fulbright-Stipendium für das Christchurch-College der englischen Oxford University erhielt. Dort geriet er unter den Einfluss von liberalen politischen Theoretikern und des Historikers Isaiah Berlin. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten arbeitete er zunächst als Assistent, später als Professor an der Cornell University, die ihm 1962 eine Philosophieprofessur antrug.

Eine weitere Lebensstellung bot ihm das Massachusetts Institute of Technology Anfang der sechziger Jahre an. Rawls aber zog 1964 die Harvard University vor, wo er für fast vierzig Jahre blieb. 1995 erlitt er den ersten von mehreren Schlaganfällen, die ihn bei seiner Arbeit stark behinderten.

Nichtsdestoweniger schaffte er es, sein letztes Werk „The Law of Peoples“ ab zu schließen, das seine wesentlichen Standpunkte zum Völkerrecht zum Inhalt hatte.

2.1 Rawls Ideen und Ziele

In „A Theory of Justice“ gibt Rawls Kriterien an, nach denen man beurteilen kann, ob eine Gesellschaft in gerechter Weise eingerichtet ist und wie soziale und wirtschaftliche Güter zwischen den Bürgern einer Gesellschaft zu verteilen sind.

Bei diesem Werk handelt es sich um den Entwurf einer Gerechtigkeitskonzeption, auf deren Grundlage er eine optimale Grundordnung (basic structure) für eine Gesellschaft realisierbar hält. Unter Grundordnung versteht Rawls dabei die sozialen Institutionen, die einen großen Einfluss auf das Leben der Gesellschaftsmitglieder ausüben.[9]

Dazu stellt Rawls Gerechtigkeitsgrundsätze auf, die man durch die Vorstellung eines Urzustandes erhält.

In diesem Gedankenexperiment sollen Personen, die aufgrund eines so genannten Schleiers der Unwissenheit weder ihre persönliche Identität noch ihre Wünsche oder Fähigkeiten kennen, die allgemeinen Bedingungen einer Gesellschaft aushandeln.

So entstehen als Ergebnis dieses Gedankenexperiments persönliche und politische Rechte, die jedes Individuum in einer gerecht eingerichteten Gesellschaft haben muss.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung I : Das Gedankenexperiment aus „A Theory of Justice“ graphisch dargestellt (eigene graphische Zusammenfassung (Smaxwil, 2004))

[...]


[1] Pogge, T. W.: John Rawls. Beck Verlag, 1994, S.177

[2] Ebd., S.35

[3] Rawls, J.: Die Idee des politischen Liberalismus. Aufsätze 1978 - 1989. Hinsch, W. (Hrsg.), Suhrkamp Verlag, 1994,S.11

[4] Ebd., S.11

[5] Rawls, J.: Die Idee des politischen Liberalismus. Aufsätze 1978 - 1989. Hinsch, W. (Hrsg.), Suhrkamp Verlag, 1994, S.11

[6] Ebd., S.10

[7] Anderheiden, M.: John Rawls, in: Information Philosophie, Oktober 1996, S. 36-39, hier S. 36.

[8] Vgl. Höffe, O.: Kritische Einführung in Rawls′ Theorie der Gerechtigkeit, in: Höffe, O. (Hrsg.), Über John Rawls „Theorie der Gerechtigkeit“, Frankfurt a. M. 1977, S. 11-40, hier S. 12. Höffe verweist hier auf Feinberg, J., der sagt: ,,A remarkable thorough treatise which well deserves to be called a philosophical classic." (J. Feinberg: Duty and Obligation in the Non-ideal World, in: The Journal of Philosophy 70, 1973, S. 263-275)

[9] Vgl. Pogge, T. W.: John Rawls. Beck Verlag, 1994, S. 49

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Ist "A theory of justice" nur eine Utopie?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V89959
ISBN (eBook)
9783638042161
ISBN (Buch)
9783638940061
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Utopie
Arbeit zitieren
Julia Smaxwil (Autor:in), 2004, Ist "A theory of justice" nur eine Utopie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89959

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