Von der Landung Diogo Cãos 1482 bis zur Berliner Kongo-Konferenz 1885 waren die Portugiesen nur an der Küste ihrer Kolonie Angola und vereinzelt im Planalto, dem zentralen Hinterland, präsent.
Hier hatten sie schon früh die Gesellschaftsformen der Völker beeinflusst. Im größten Teil des heutigen Staates Angola kamen die Afrikaner aber kaum mit den Europäern in Kontakt.
Bei der Konferenz der europäischen Kolonialmächte in Berlin wurde 1885 beschlossen, dass Kolonialbesitz an tatsächliche Herrschaft gebunden sein musste. Deshalb begannen die Portugiesen rasant mit der Besiedelung, Erforschung und Unterwerfung der ‚angolanischen’ Königreiche und Ethnien des Hinterlandes. Doch erst 1941 waren alle angolanischen Völker komplett unter portugiesische Kontrolle gebracht.
In den 50er-Jahren wurden die ersten Unabhängigkeitsbewegungen gegründet und 1961 begann der Krieg gegen die Kolonialherren. Aus einem Antikolonialkrieg wurde ein Stellvertreterkrieg des Kalten Krieges und schließlich ein Bürgerkrieg mit ethnischer Dimension. GÖTZ sah noch 2002 die Gefahr, dass aus dem Konflikt Angolas ein ethnisch bedingter Bürgerkrieg werden könnte, wie etwa in Ruanda oder im ehemaligen Jugoslawien. Sie schrieb aber vermutlich vor dem Tod Jonas Savimbis im Februar 2002.
Die derzeitige Situation Angolas gibt Anlass zur Hoffnung. Die MPLA-Regierung ist zumindest offiziell eine Regierung, die für die Gleichberechtigung aller ‚angolanischen’ Völker eintritt. Bei dem Versuch, afrikanische Geschichte ‚schreiben’ zu wollen, steht die Geschichtswissenschaft vor dem großen Problem, dass es für die präkoloniale Geschichte der zentral- und südafrikanischen Reiche keine schriftlichen Quellen gibt. Auch die Archäologie hilft bei diesem Problem nicht allzu sehr, da selbst Hochkulturen wie die Bakongo keine Steinbauten kannten, die etwa mit den aztekischen Pyramiden und Tempeln vergleichbar wären. So muss sich der Historiker hauptsächlich auf die kritische Deutung der Überlieferungen in den Schriftstücken der Kolonialherren beschränken. Denn diese entstanden aus eurozentrischer Sicht oder sogar, um die Eroberung zu rechtfertigen. Nur aus dem Kongoreich gibt es schriftliche afrikanische Quellen über die frühe Kolonialzeit. Leider sind alle Quellen schwer zugänglich und konnten für diese Arbeit nicht verwendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- I.1. Das Quellenproblem
- I.2. Probleme der ethnografisch-linguistischen Termini
- I.3. Der angolanische Konflikt
- II. Die ethnografisch-linguistische Situation Angolas im 20. Jahrhundert
- II.1. Ethnografische Situation
- II.1.1. Portugiesen
- II.1.2. Kubaner
- II.1.3. Mestiços
- II.1.4. Die vier größten Bevölkerungsgruppen Angolas
- II.1.5. Ethnografische Situation kleinerer Volksgruppen in Angola und ihre Geschichte
- II.2. Linguistische Situation
- III. Die großen Königreiche Angolas
- III.1. Präkoloniale Gesellschaftsformen
- III.2. Das Luba-Lunda-Reich und die Kriegertruppen der Jaga
- III.2.1. Das Luba-Lunda-Reich
- III.2.2. Die Jaga-Kriegertruppen
- III.2.3. Die Jaga und die Portugiesen
- III.2.4. Das Cassanje-Reich
- III.3. Das Kongoreich
- III.3.1. Präkoloniale Geschichte und Struktur des Kongoreiches
- III.3.2. Die Kolonialzeit
- III.4. Die Mbundu-Reiche
- III.4.1. Präkoloniale Geschichte und Struktur der Mbundu-Reiche
- III.4.2. Die Kolonialzeit
- III.5. Die Ovimbundu-Reiche
- III.5.1. Präkoloniale Geschichte und Struktur der Ovimbundu-Reiche
- III.5.2. Aufstieg und Niedergang der Ovimbundu
- III.6. Der Einfluss der Portugiesen auf die Gesellschaftsformen der angolanischen Völker
- III.6.1. Die Zerstörung von präkolonialen Traditionen
- III.6.2. Der Assimiladostatus
- III.6.3. Einfluss des Christentums
- III.6.4. Schaffung von zwischenethnischem Aggressionspotenzial
- IV. Als Schlusswort: Aktuelle Bedeutung der ethnischen Zugehörigkeit und der präkolonialen Geschichte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte Angolas vor und während der Kolonialzeit. Ihr Ziel ist es, die präkolonialen Gesellschaftsformen und die ethnografisch-linguistische Situation Angolas im 20. Jahrhundert zu beleuchten. Dabei werden die Auswirkungen der portugiesischen Kolonialisierung auf die angolanischen Völker und die Bedeutung der ethnischen Zugehörigkeit und der präkolonialen Geschichte in der heutigen Zeit thematisiert.
- Die Schwierigkeiten der Geschichtsforschung in Bezug auf präkoloniale afrikanische Geschichte aufgrund fehlender schriftlicher Quellen.
- Die Herausforderungen bei der Übertragung europäischer ethnografischer und linguistischer Konzepte auf die afrikanische Gesellschaft und die Problematik der ethnografischen Einteilung Angolas.
- Die präkoloniale Geschichte der großen Königreiche Angolas, wie dem Luba-Lunda-Reich, dem Kongoreich und den Mbundu-Reichen, sowie die Auswirkungen der Kolonialisierung auf diese Reiche.
- Die Bedeutung der ethnischen Zugehörigkeit und der präkolonialen Geschichte in der heutigen Zeit für Angola, insbesondere im Kontext des angolanischen Bürgerkriegs.
- Der Einfluss der Portugiesen auf die angolanische Gesellschaft, die Zerstörung präkolonialer Traditionen und die Schaffung von zwischenethnischem Aggressionspotenzial.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung behandelt die Herausforderungen der Geschichtsforschung in Bezug auf präkoloniale afrikanische Geschichte und die Probleme der ethnografischen und linguistischen Termini. Anschließend wird der angolanische Konflikt von der Ankunft der Portugiesen bis zum Bürgerkrieg und die aktuelle Situation Angolas beleuchtet.
Das zweite Kapitel widmet sich der ethnografischen und linguistischen Situation Angolas im 20. Jahrhundert. Es werden die verschiedenen ethnischen Gruppen und ihre Geschichte sowie die sprachliche Situation in Angola dargestellt.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die präkoloniale Geschichte der großen Königreiche Angolas. Hier werden die Geschichte, Gesellschaftsformen und Kultur der Luba-Lunda, des Kongoreiches und der Mbundu-Reiche beschrieben. Es wird auch der Einfluss der Portugiesen auf diese Königreiche beleuchtet.
Schlüsselwörter
Angola, Kolonialisierung, Ethnographie, Linguistik, Geschichte, Präkoloniale Geschichte, Königreiche, Luba-Lunda, Kongoreich, Mbundu, Ovimbundu, Portugiesen, Bürgerkrieg, Ethnische Zugehörigkeit, Traditionen.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Kevin Dahlbruch (Autor:in), 2003, Die Geschichte der Völker Angolas vor und während der kolonialen Eroberung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89996