1613- 1615 ist exemplarisch für die Thematik dieser Arbeit und auch für die Person des Ferdinand von Bayern (1577-1650). Sein Anliegen war es, die für die katholische Kirche schwierigen Verhältnisse im nördlichen Teil seines Bistums positiv zu verändern. Das Hauptziel Ferdinands war die Wiederaufrichtung der katholischen Religion in seinem Herrschaftsbereich. Für das Gebiet des Niederstifts Münster erhielt sein Generalvikar Hartmann daher einen eindeutigen Auftrag. Diese Anweisung Ferdinands gibt Dr. Hartmann gleich zu Beginn seiner Aufzeichnungen wieder:
„Es beginnt das Protokoll und die Erörterung, auf welche Weise zur Zeit des durchlauchtigsten und gesegneten Fürsten und Herren Ferdinand, des Kölner Erzbischofs und Bischofs von Münster, der katholische Gottesdienst in den Kirchen des Emslandes wiederhergestellt werde.“
Welchen hohen persönlichen Stellenwert der münstersche Landesherr seinem Reformvorhaben beimaß, lässt sich daran erkennen, dass er mehrere Male persönlich ins Niederstift kam, um sich von den Fortschritten vor Ort zu überzeugen und seinem Generalvikar wichtige Impulse zu geben. So ermahnte der Fürstbischof den Generalvikar Hartmann bei seinem Besuch im März 1613 in Meppen, die lutherischen Prediger zu entfernen und durch katholische Priester zu ersetzen. Am 26. März nämlich war Dr. Hartmann von Meppen aus zu seiner ersten Visitationsreise aufgebrochen. Dabei sollte er die Geistlichen des Niederstifts auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen.
Die vorliegende Arbeit widmet sich dem konfessionellen Wandel im Niederstift von der dortigen Einführung der Reformation im Jahr 1543, den münsterschen Anstrengungen zur Wiederherstellung des Katholizismus bis zur beginnenden Verankerung der bischöflichen Gegenmaßnahmen in der Bevölkerung im Niederstift 1703/ 1749. Hauptsächlicher Gegenstand sind die Visitationen der beiden münsterschen Generalvikare Hartmann und Nicolartius.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der historische Kontext
- 1.1 Die Quellen im historischen Kontext
- 1.2 Abriss der Ereignisse und Maßnahmen in den Protokollen
- 1.2.1 Die,,revolutionäre Phase“: Die Visitationen des Generalvikars Hartmann 1613-1615
- 1.2.2 Die Konsolidierung in den Visitationen 1616-1620
- 1.2.3 Die Visitationen des Petrus Nicolartius 1622-1631
- 1.3 Die Personen
- 1.3.1 Die Bischöfe
- 1.3.1.1 Ferdinand von Bayern
- 1.3.1.2 Franz Wilhelm von Wartenberg
- 1.3.1.3 Christoph Bernhard von Galen
- 1.3.1.4 Clemens August von Bayern
- 1.3.2 Die Generalvikare
- 1.3.2.1 Johannes Hartmann (1613-1621)
- 1.3.2.1 Petrus Nicolartius (1621-1634)
- 1.3.2.3 Johann Kaspar Bordewick (1652-1721)
- 1.3.2.4 Egon Reichsfreiherr von Fürstenberg (1737-1761)
- 1.3.3 Die Multiplikatoren
- 1.3.3.1 Die Jesuiten
- 1.3.3.2 Die Lehrer
- 1.3.3.3 Die Amtleute
- 2. Der Prozess der Umsetzung der Ideale des Tridentinums im Niederstift
- 2.1 Das ideale Priesterbild des Konzils von Trient
- 2.1.1 Das Priesterbild des Guten Hirten
- 2.1.2 Die Übernahme des neuen Priesterideals im Niederstift
- 2.1.3 Die Visitation als Instrumentarium zur Disziplinierung des Klerus
- 2.1.4 Die Visitationspraxis
- 2.2 Die Fragenkataloge
- 2.2.1 Zweck, Stil und Aufbau von Interrogatorien
- 2.2.2 Die in den Fragenkatalogen des Nicolartius enthaltenen Prämissen
- 2.2.3 Die Rückschlüsse aus der Visitationspraxis anhand der Interrogatorien
- 2.3 Der Vergleich der Konfessionalisierung zwischen dem Niederstift Münster und dem Hochstift Osnabrück
- 2.3.1 Der Stand der Konfessionalisierung im Bistum Osnabrück 1624/25
- 2.3.2 Das Beispiel des Kirchspiels Schledehausen
- 2.3.3 Die weitere Entwicklung der Pfarrgemeinde Schledehausen
- 2.3.4 Der Vergleich der Visitationen Lucenius` im Hochstift Osnabrück und der Generalvikare Hartmann und Nicolartius im Niederstift
- 3. Verschiedene Ansätze der Forschung
- 3.1 Die kritische Auseinandersetzung mit den Ansätzen der Mentalitätsgeschichte
- 3.2 Die Voraussetzung: Konfessionstrennende Merkmale beim Bestattungs- und Ehedekret
- 3.3 Die Untersuchung der vorgefundenen Mentalität
- 3.4 Wie wurden die Initiativen der Visitatoren bei der Bevölkerung aufgenommen?
- 3.4.1 Die verschiedenen Formen des Widerstands und die Darstellung des Protests
- 3.4.2 Abklingender Widerstand
- 3.4.3 Instrumente des religiösen Wandels
- 3.4.4 Der Wandel des Bekenntnisses
- 3.5 Der Erfolg des konfessionellen Wandels
- 3.5.1 Die Bestandsaufnahme der Kommunikantenzahlen unter Franz Wilhelm von Wartenberg
- 3.5.2 Der Status animarum von Vechta 1703
- 3.5.3 Der Status animarum im Kirchspiel Meppen von 1749
- 4. Fazit und abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem konfessionellen Wandel im Niederstift Münster während des 17. Jahrhunderts, genauer gesagt mit der Wiederherstellung des „katholischen Exerzitiums". Der Fokus liegt auf den Visitationsakten der Generalvikare Hartmann und Nicolartius aus den Jahren 1613 bis 1631/32, die als normatives Instrumentarium für den konfessionellen Wandel im Niederstift Münster dienen. Die Arbeit untersucht, wie die von Ferdinand von Bayern erlassenen Maßnahmen zur Wiederherstellung des Katholizismus im Niederstift umgesetzt wurden und welchen Einfluss diese auf die Bevölkerung hatten.
- Die Visitationsakten als Quelle für die Analyse des konfessionellen Wandels
- Die Rolle der Generalvikare Hartmann und Nicolartius bei der Umsetzung der Reformen
- Der Einfluss der Visitationen auf den Klerus und die Bevölkerung
- Die Bedeutung der Visitationen für die Durchsetzung des katholischen Glaubens im Niederstift
- Der Vergleich der Konfessionalisierungsprozesse im Niederstift Münster und dem Hochstift Osnabrück
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den historischen Kontext und stellt die Thematik der Arbeit vor. Kapitel 1 beleuchtet die Quellen im historischen Kontext und gibt einen Abriss der Ereignisse und Maßnahmen, die in den Visitationsakten festgehalten sind. Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Prozess der Umsetzung der Ideale des Tridentinums im Niederstift und analysiert die Visitationspraxis als Instrumentarium zur Disziplinierung des Klerus. Kapitel 3 behandelt verschiedene Ansätze der Forschung und untersucht die Aufnahme der Initiativen der Visitatoren bei der Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem konfessionellen Wandel im Niederstift Münster im 17. Jahrhundert, den Visitationsakten der Generalvikare Hartmann und Nicolartius, dem Tridentinischen Konzil, der Wiederherstellung des katholischen Exerzitiums, der Visitationspraxis als Instrumentarium der Konfessionalisierung, der Rolle des Klerus und der Bevölkerung im Prozess des konfessionellen Wandels, sowie dem Vergleich der Konfessionalisierungsprozesse im Niederstift Münster und dem Hochstift Osnabrück.
- Arbeit zitieren
- Markus Schubert (Autor:in), 2007, Wiederherstellung des katholischen Exerzitiums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90008