Die Absicht der vorliegenden Arbeit ist es zunächst die Vorgehensweise und Funktion des Radiosenders RTLM zu beschreiben und seine Bedeutung als Hilfsmittel beim Völkermord zu verdeutlichen, anschließend jedoch die Bedeutung, die dem Sender zugesprochen wurde, zu relativieren.
Die Kernthese dieser Arbeit ist, dass RTLM zwar ein wichtiges Instrument bei der Umsetzung des Völkermordes war, dass seine Wirkungsweise aber nicht überschätzt werden darf und die Vehemenz, mit der seine Wirkungsweise als Ausdruck einer Art ruandischen Kadavergehorsams verbreitet wird sogar eher denen als zusätzliches Argument dient, denen es behagt den Völkermord als Kulmination einer jahrzehnte- oder jahrhundertealten und quasi natürlichen ethnischen Spannung zwischen afrikanischen „Stämmen“ zu sehen.
Die Schuld, die die internationale Gemeinschaft mit ihren Regimen (repräsentiert durch die Vereinten Nationen) durch ihre Untätigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber den Vorgängen in Ruanda auf sich geladen hat, wäre so ein wenig kleiner und erschiene weniger monströs. Dem entgegenzutreten ist auch Ziel dieser Arbeit. Im letzten Teil wird außerdem die Frage aufgeworfen, inwieweit Massenmedien insgesamt ein unverzichtbarer Bestandteil von Macht sind. Die Arbeit stützt sich dabei auf einige der bekanntesten Veröffentlichungen sowohl zum Völkermord in Ruanda allgemein als auch zur Rolle RTLMs im Besonderen, vor allem auf Des Forges, Thompsons und Dallaires Bücher.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Komplizenschaft beim Völkermord
- 2.1 Funktion und Sendeinhalte von RTLM bis zum 7. April 1994.
- 2.2 RTLMs Rolle während des Völkermords
- 2.3 Der Konflikt um geeignete Gegenmaßnahmen
- 3.0 Schuld und Sühne
- 3.1 RTLM auf der Anklagebank
- 3.2 Die Mediendichotomie
- 4.0 Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle des Radiosenders Radio-Télévision Libre des Mille Collines (RTLM) im Völkermord in Ruanda. Sie analysiert die Funktionsweise des Senders, seine Sendeinhalte und seinen Einfluss auf die Hutu-Bevölkerung. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, inwieweit RTLM als Instrument der Propaganda und Mobilisierung zum Völkermord eingesetzt wurde und wie seine Rolle in Relation zu anderen Faktoren, die zum Völkermord führten, zu bewerten ist.
- Die Funktion und Sendeinhalte von RTLM vor dem Völkermord
- Die Rolle von RTLM während des Völkermords
- Die Debatte über die Auswirkungen von RTLM und die Frage der Schuld
- Die Mediendichotomie und die Frage der Verantwortung von Massenmedien
- Die Rolle der internationalen Gemeinschaft im Kontext des Völkermords
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet den historischen Hintergrund des Völkermords in Ruanda. Es zeigt die Bedeutung des Radios als Kommunikationsmittel in Ruanda und die Rolle von RTLM als Propaganda-Instrument der Regierungspartei MRND.
Das zweite Kapitel analysiert die Funktion und die Sendeinhalte von RTLM bis zum 7. April 1994. Es untersucht die Strategien, die der Sender zur Verbreitung von Hasspropaganda und zur Mobilisierung der Hutu-Bevölkerung einsetzte. Außerdem wird die Rolle von RTLM während des Völkermords im Detail betrachtet.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Folgen des Völkermords und der Frage der Schuld. Es stellt die Debatte über die Rolle von RTLM und seine Verantwortung für den Völkermord dar. Außerdem analysiert das Kapitel die Mediendichotomie und die Frage der Verantwortung von Massenmedien im Allgemeinen.
Schlüsselwörter
Völkermord, Ruanda, RTLM, Propaganda, Hasspropaganda, Massenmedien, Mediendichotomie, Schuld, Verantwortung, Internationale Gemeinschaft, Friedensabkommen, RPF, MRND, Interahamwe, Tutsi, Hutu, Arusha-Abkommen, UNAMIR, Kinyarwanda, Radio Muhabura, Radio Ruanda.
- Arbeit zitieren
- Friedrich Menz (Autor:in), 2010, "Cockroaches". Die Rolle des Radiosenders Radio-Télévision Libre des Mille Collines beim Völkermord in Ruanda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/900472