Es gibt wohl keinen lateinischen Dichter, der Lehrer und Schüler so zu begeistern versteht wie Martial. Seine Poems sind unterhaltsam, frech, pointiert, manchmal tabulos, oft unverschämt direkt, fast immer für einen Knaller oder coolen Ausspruch gut.
Das Gedicht VI 39 ist in vielerlei Hinsicht für eine Lektüre in der gymnasialen Oberstufe geeignet. Es bietet mit bösem Humor und viel Sarkasmus Einblicke in die Moral- und Sittengeschichte seiner Zeit.
Der Aufsatz gibt - nach einer ausführlichen fachwissenschaftlichen Interpretation - der Lehrkraft verschiedene Möglichkeiten an die Hand, das Poem in seinem Unterricht zu lesen. Besonders wird hier auf Interaktion und witzige Illustrationen Wert gelegt. Kommentierter Text, Interpretationsaufträge und -ergebnisse mit Begleittexten runden die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- Werkinterpretation
- Pater gibt das Leitthema an und steht wie eine Überschrift vor dem Poem.
- Non liberorum bildet die erste verblüffende polysemische Pointe: es sind Kinder, die nicht von Cinna gezeugt wurden, und zugleich solche, die selbst nicht frei sind, da sie von Nicht-Freien stammen.
- Im Weiteren ist, wie in einer Komödie, vor Cinna und der Sprecher-persona (sowie vor dem Leser) eine Bühne aufgeschlagen: auf ihr ziehen die sieben Kinder (ironisches Spiel mit der Zahl der Vollkommenheit) nebst ihren Vätern vorbei.
- Hic, qui eröffnet den lustigen Reigen der Beispiele.
- At nimmt die Antithese von sed wieder auf.
- Mit weiterführender Alliteration nimmt pistoris die Berufe in der Hausgemeinschaft des Cinna weiter auf, wobei auch die Tätigkeit des Bäckers und Konditors zu erotischen Assoziationen verführt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der didaktischen Verwendung von Martials Epigrammen im Lateinunterricht. Die Autoren argumentieren, dass die Werke Martials für Jugendliche aufgrund ihres unterhaltsamen und provokanten Stils besonders geeignet sind, um Interesse für die Antike zu wecken.
- Didaktische Potenziale von Martials Werken
- Transfer in die Lebenssituation junger Erwachsener
- Ringen um Identität und eigene Persönlichkeit
- Interpretationsansätze und didaktische Umsetzung
- Fachwissen und Fähigkeiten zur Interaktion und Humor
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text analysiert das Epigramm VI 39 von Martial, in dem der Dichter Cinna als Vater von sieben unehelichen Kindern dargestellt wird. Die Autoren untersuchen die sprachlichen und inhaltlichen Besonderheiten des Textes, die ihn zu einem geeigneten Objekt für die didaktische Arbeit machen.
- Das Leitthema des Gedichtes wird mit dem Wort "Pater" eingeführt und die Rolle der Mutter sowie von Cinna wird im ersten Abschnitt des Epigramms beleuchtet.
- Die Autoren analysieren die polysemische Pointe des Verses "Non liberorum", in der es um Kinder geht, die nicht von Cinna gezeugt wurden und gleichzeitig nicht frei sind.
- Der Text schildert, wie die sieben Kinder mit ihren Vätern nacheinander auf der Bühne erscheinen und die verschiedenen Herkünfte der Kinder werden humorvoll und skurril dargestellt.
- Das Motiv der Untreue und des Diebstahls wird im weiteren Verlauf des Textes fortgesetzt und die Autoren analysieren die sprachlichen Bilder, die Martial verwendet, um die verschiedenen Väter und ihre Beziehungen zu den Kindern darzustellen.
- Der Abschnitt über den Bäcker und seinen Sohn zeigt die Verbindung zwischen dem Beruf des Bäckers und erotischen Assoziationen auf und die Autoren analysieren den witzigen Spiel mit Krankheit und Erbgut.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die didaktische Verwendung von Martials Epigrammen, die Interpretation des Epigramms VI 39, die Analyse von Sprache und Inhalt, die Darstellung von Verrat und unehelichen Kindern sowie die Themen der römischen Lebenswelt, der Geschlechterrollen und der sozialen Hierarchien.
- Arbeit zitieren
- Michael Wenzel / Dr. Wolfgang Hippmann (Autor:in), 2008, Interpretation, Interaktion, Illustration zu Martial VI 39, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90066