Alberts Buch „Zur Politik der Weltgesellschaft. Identität und Recht im Kontext internationaler Vergesellschaftung“ ist eine „leicht überarbeitete Fassung“ (S.8) der Habilitationsschrift des Autors. Als solche ist sie kaum an ein breiteres Publikum gerichtet: während der Titel der Arbeit dem Leser kaum eine Vorstellung von Inhalt und Anlage des Werkes gestatten dürfte, so wird doch bereits mit dem Untertitel der Einleitung, ‚Von der Theoriebefindlichkeit gegen Ende der Globalisierungshausse’, recht schnell deutlich, dass es einen gesellschaftstheoretisch und politikwissenschaftlich gebildeten Rezipienten voraussetzt. Wie die nicht eben leicht verständliche Einleitung - ein komprimierter Abriss der Arbeit - erkennen lässt, versteht sich das Werk vorrangig nicht als eine materiale Studie zum Themenkreis ‚Globalisierung’, sondern vielmehr als ein Beitrag zu einer Theorie der Globalisierung. Die Begriffe „Weltgesellschaft“ und „internationale Vergesellschaftung“ im Buchtitel zeigen das theoretische Spannungsgefüge an, in dem sich das Werk bewegt, und an dem es sich abarbeitet; es ist „Ein Versuch, analytische Synergieeffekte zwischen systemtheoretischer Gesellschaftstheorie und Theorien der internationalen Beziehungen zu erzielen“ (S.14).
Ob dieser Versuch gelingt, oder ob die beschworenen „Synergieeffekte“ nicht nur fadenscheiniges Blendwerk von ineinandergeflickten Theorien darstellen, bleibt über die längste Strecke des Buches unklar. Dass dem Durchführungsschwäche des Autors – im Gegenteil: es ist die Folge der kompositorischen Anlage des Werkes, dass erst sehr spät, nach den quasi materialen Teilen der Arbeit, die Gründe preisgibt, die die komplizierte, weil gebrochene, theoretische Struktur bedingen. Diese wohldurchdachte Komposition erzwingt beim Leser eine fast 400seitige Konzentration, und gereicht dem Buch zur Ehre.
Die Arbeit baut sich aus 4, in jeweils 3 bis 4 Unterkapitel gegliederte, Hauptteilen auf:
Erster Teil „Weltgesellschaft jenseits von ‚Staat und Gesellschaft’“ (S.21-81), Zweiter Teil: „Vom Ende der Gesellschaften. Die Konstruktion nationalstaatlicher kollektiver Identität, Migration und transnationale Gemeinschaftsbildung“ (S.83-202), Dritter Teil „Vom Beginn der Weltherrschaft. Territorialität und Souveränität, oder: ein Recht der Weltgesellschaft?“ (S.203-306), Vierter Teil „Wohin driftet die Weltgesellschaft? Internationale Beziehungen, Weltgesellschaft und Verweltgesellschaftung“ (S.307-352).
Inhaltsverzeichnis
- Weltgesellschaft jenseits von „Staat und Gesellschaft“
- Gesellschaftstheorie und Internationale Beziehungen
- Die Theorie der Weltgesellschaft: Luhmanns „Kommunikationsbasiertheit von Gesellschaft“
- Schwachstellen der Systemtheorie und das Potenzial der IB
- Vom Ende der Gesellschaften. Die Konstruktion nationalstaatlicher kollektiver Identität, Migration und transnationale Gemeinschaftsbildung
- Migration: Der „Ende der Gesellschaften“?
- Transnationale Gemeinschaftsbildung und die Frage der Integration
- Identität und Recht in der Weltgesellschaft
- Vom Beginn der Weltherrschaft. Territorialität und Souveränität, oder: ein Recht der Weltgesellschaft?
- Die Herausforderung des transnationalen Rechts
- Weltgesellschaft und die Konstruktion einer neuen Ordnung
- Das Ende der Nationalstaaten und die Herausforderungen der Globalisierung
- Wohin driftet die Weltgesellschaft? Internationale Beziehungen, Weltgesellschaft und Verweltgesellschaftung
- Die Systemtheorie und die Globalisierung
- Die Problematik der Kommunikationsbasiertheit
- Eine neue Theorie der Weltgesellschaft?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch analysiert die Herausforderungen der Globalisierung für die traditionelle Staats- und Gesellschaftstheorie. Es setzt sich zum Ziel, einen neuen theoretischen Rahmen für das Verständnis der Weltgesellschaft zu entwickeln, der die Stärken der Systemtheorie mit der empirischen Perspektive der Internationalen Beziehungen verbindet.
- Kritik des Staats- und Gesellschaftstheorie im Kontext der Globalisierung
- Entwicklung eines neuen Konzepts von Weltgesellschaft
- Integration von Systemtheorie und Internationalen Beziehungen
- Analyse der Auswirkungen von Migration und transnationaler Gemeinschaftsbildung
- Die Rolle von Recht und Souveränität in der Weltgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Der erste Teil des Buches analysiert den traditionellen Gesellschaftsbegriff und die Kritik der Systemtheorie an diesem.
- Der zweite Teil befasst sich mit dem „Ende der Gesellschaften“ im Zuge der Migration und der Herausbildung transnationaler Gemeinschaftsbildung.
- Im dritten Teil werden die Herausforderungen der Globalisierung für das Recht und die Souveränität von Nationalstaaten diskutiert.
Schlüsselwörter
Weltgesellschaft, Globalisierung, Systemtheorie, Internationale Beziehungen, Migration, transnationale Gemeinschaftsbildung, Recht, Souveränität, Identität, Staat, Gesellschaft
- Arbeit zitieren
- Güven Asmacik (Autor:in), 2007, Internationale Beziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90168