„Die Besonderheit und Stärke der Geographie liegt in einer Verbindung natur- und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektiven und Methoden“ (KNOX und MARSTON 2001: S. 3). Aus diesem Satz wird der grundlegende Charakter der Geographie als Schnittstelle zwischen Natur- und Kulturwissenschaft deutlich. Diese unterschiedlichen Wissenschaften mit unterschiedlichen Methoden erfordern andere Kompetenzen, sodass dieser Einfluss auch bei Jungen und Mädchen- mit ihren psychosozialen Entwicklung- im Erdkundeunterricht zu Auswirkungen im Unterrichtsalltag ihren Ausdruck finden. Es werden sowohl grundlegende Aspekte im gemeinsamen Unterricht von Jungen und Mädchen (Koedukation) sowohl fachspezifische Problematiken angesprochen.
In dieser Behandlung wird versucht, nachdem die Entwicklung zur und in der Koedukation kurz umrissen wird, die wissenschaftlichen Erkenntnisse aufzuzeigen, diese mit der Historie zu verknüpfen und an Erfahrungen aus dem abgeleisteten Unterrichtspraktikum zu verdeutlichen und eventuell Alternativen zum faktischem Unterrichtsgeschehen anzubieten. Der Weg dorthin wird über geschlechtsspezifische Problemfelder begangen. Dennoch werden in den Kapiteln niemals Geschlechter separat behandelt. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Preußischen Königreich 1717 unter Friedrich Wilhelm I begann der erste Versuch einer Koedukation. Die 4 jährige Schulpflicht für Mädchen und Jungen war konzeptionell die Vorlage zur gleichen Unterrichtung von eben jenen, führte aber in der Praxis zu Komplikationen. Es mangelte aber an Lehrkräften und an Schulen, sodass Mädchen mitbeschult wurden. Dies bedeutet in der Praxis das Mädchen einen Sitzplatz im Schulgebäude bekamen aber ihnen aber eine konzentrierte und fördernde Bildung erschwert wurde (ULSHOEFER 1990: S. 2).
Diese nicht existente fördernde Bildung wurde auch darin zum Ausdruck gebracht, dass es in dieser Zeit keine höheren Schulen für Mädchen gab. Ebenso wurden nur männliche Lehrkräfte ausgebildet. Eine Anfrage auf Erweiterung einer Schule um ein Lehrerkolleg für Knaben wurde 1732 stattgegeben, einer ebensolchen für „Mademoisellen“ wurde abgelehnt (ebd.). Während sich die Situation der Koedukation durch neue Baumassnahmen und vermehrte Lehrerstellen zum positiven verändert sollte sich der Einfluss der Frauen auf schulische Ausbildung noch herauszögern.
Inhaltsverzeichnis
- Jungen und Mädchen im Erdkundeunterricht.
- Einleitung.
- Die historische Entwicklung der Koedukation.
- SCHÜLER-Schülerinnen
- Die,,Vaterlose Gesellschaft"
- Die Folgen für das Verhalten
- Interesse am Fach
- Besondere Begabungen und Auswirkungen
- SCHÜLERINNEN- Schüler
- Mädchen und die Naturwissenschaften contra sexueller Stereotyp ..
- Schulzusammensetzung
- Folgen für die Methodik/ Didaktik…........
- Kritische Stellungnahme zum Unterrichtspraktikum…
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss der geschlechtsspezifischen Sozialisation von Jungen und Mädchen auf den Erdkundeunterricht. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Koedukation und analysiert die Auswirkungen des gemeinsamen Unterrichts auf das Verhalten und die Leistungsentwicklung von Schülern. Die Arbeit verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse mit Erfahrungen aus dem Unterrichtspraktikum und bietet gegebenenfalls alternative Unterrichtsformen.
- Geschlechtsspezifische Aspekte im Erdkundeunterricht
- Die Auswirkungen der „Vaterlosen Gesellschaft“ auf Jungen
- Das Verhalten von Jungen und Mädchen im Koedukativen Unterricht
- Der Einfluss der Schulzusammensetzung auf die Geschlechterrollen im Unterricht
- Mögliche Konsequenzen für die didaktische Gestaltung des Erdkundeunterrichts
Zusammenfassung der Kapitel
- Jungen und Mädchen im Erdkundeunterricht. Die Einleitung verdeutlicht die Bedeutung der Geographie als Schnittstelle zwischen Natur- und Kulturwissenschaft und betont die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Kompetenzen von Jungen und Mädchen im Unterricht zu berücksichtigen. Die Arbeit strebt danach, die historische Entwicklung der Koedukation, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Unterrichtspraktikum zu verknüpfen und alternative Unterrichtsformen zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung der Koedukation. Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung der Koedukation in Preußen nach, beginnend mit der Einführung der Schulpflicht im 18. Jahrhundert. Es beleuchtet die Herausforderungen der frühen Koedukation, die unzureichende Bildung für Mädchen und die langsame Durchsetzung der Gleichstellung von Frauen im Bildungssystem.
- SCHÜLER- Schülerinnen. Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der „Vaterlosen Gesellschaft“ und deren möglichen Auswirkungen auf die Sozialisation von Jungen. Er beleuchtet die Rolle des fehlenden männlichen Einflusses und die Dominanz von Frauen im Bildungssystem.
- Die Folgen für das Verhalten. Der Einfluss des Fehlens männlicher Bezugspersonen auf das Verhalten von Jungen im Unterricht wird untersucht. Jungen werden als aktiver, intellektueller und kreativer wahrgenommen, gleichzeitig aber auch als brutal, rücksichtslos und angeberisch.
Schlüsselwörter
Koedukation, Geschlechterrollen, Erdkundeunterricht, Didaktik, Sozialisation, „Vaterlose Gesellschaft“, Verhaltensunterschiede, Schulzusammensetzung, Naturwissenschaften, Stereotypen.
- Arbeit zitieren
- Riccardo Klinger (Autor:in), 2005, Didaktische Akte zum Unterrichtspraktikum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90171