Gustav Stresemann gilt als der erste deutsche Staatsmann seit Bismarck, der eine konzeptionelle und erfolgreiche Außenpolitik betrieben hat.
Was aber war Stresemanns Konzept und in welcher Hinsicht hatte er Erfolg?
Dieser Frage will die hier vorgelegte Arbeit im Rahmen des Proseminars „Der Ruhrkampf 1923“ nachgehen. Untersucht werden soll der Weg von jenem Ruhrkampf bis zur Londoner Konferenz im ersten Amtsjahr von Gustav Stresemann als Außenminister des Deutschen Reiches zwischen August 1923 und August 1924. Um Stresemanns Wirken in diesem Jahr fundiert einschätzen zu können, sollen zuvor folgende Aspekte analysiert werden:
1. Eine Untersuchung der Zeitspanne vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zu Stresemanns Amtsantritt soll die Voraussetzungen, in denen er agieren konnte und musste, erschließen. Hierbei werden zwei Schwerpunkte gesetzt: Die aus dem Verlangen der Siegermächte nach umfassender Wiedergutmachung resultierende Reparationsfrage und die nach Sprengung der Vorkriegsordnung offene Bündnisfrage. These dieser Arbeit ist, dass diese beiden Fragen zur französischen Ruhrbesetzung führten. Eine kurze Betrachtung der ersten Phase der Ruhrkrise, in der Stresemann noch nicht an entscheidender Stelle beteiligt war, also des halben Jahres zwischen dem Jahreswechsel 1922/ 1923 und dem August 1923, soll dann die konkrete Situation zu Stresemanns Amtsantritt und ihre Dramatik verdeutlichen.
2.Eine Skizzierung der grundlegenden Überlegungen und Strategien des Außenpolitikers Stresemann soll herausarbeiten, dass Stresemann den Zangengriff von Frankreich und Polen anders lösen wollte, als es in Deutschland bis dahin diskutiert wurde, und dass er daher die Reparations- und Ruhrkampffrage bei aller Empörungsrhetorik, an der auch er sich beizeiten beteiligte, kooperativ lösen musste.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu bewerten, inwieweit Gustav Stresemann in seiner Anfangszeit als Leiter der deutschen Außenpolitik die Situation für das Deutsche Reich grundlegend veränderte. Ein kurzer Ausblick auf die Zeit nach der Londoner Konferenz soll schließlich die Nachhaltigkeit dieser Veränderung von 1923/1924 dokumentieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ergebnis des Weltkrieges
- Äußere Lage der frühen 1920er Jahre
- Zwischen Verweigerung und Erfüllung
- Neue Optionen und neue Einkreisung
- Hintergrund: Der französisch-polnische Zangengriff
- Rapallo
- Machtprobe an der Ruhr
- Frankreichs Entschluss zur Ruhrgebietsbesetzung
- Ruhrkampf
- Cunos Scheitern
- Gustav Stresemann und die außenpolitische Wende
- Grundkonzept
- Der Weg aus der Ruhrkrise
- "Kalkulierte Kapitulation" und Republik am Abgrund
- Frankreichs erzwungener Umschwung
- Die Zäsur von London und deren Folgen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse des Weges vom Ruhrkampf zur Londoner Konferenz im ersten Amtsjahr von Gustav Stresemann als Außenminister des Deutschen Reiches (August 1923 bis August 1924). Sie untersucht Stresemanns Konzept und seine Erfolge in der Ruhrkrise und analysiert die Voraussetzungen, die zu seiner Amtsantritt führten. Das Ziel ist es, zu bewerten, inwieweit Stresemann die Situation für das Deutsche Reich grundlegend veränderte.
- Die Reparationsfrage als Folge der umfassenden Wiedergutmachung durch die Siegermächte
- Die offene Bündnisfrage nach Sprengung der Vorkriegsordnung
- Die französische Ruhrbesetzung als Konsequenz aus den beiden oben genannten Fragen
- Stresemanns kooperativer Ansatz zur Lösung der Reparations- und Ruhrkampffrage
- Die Nachhaltigkeit von Stresemanns Veränderungen für das Deutsche Reich
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach Stresemanns Konzept und seinem Erfolg in der Außenpolitik. Sie definiert den Untersuchungszeitraum und skizziert die Schwerpunkte der Analyse.
- Ergebnis des Weltkrieges: Dieses Kapitel analysiert die Folgen des Ersten Weltkrieges und die Entstehung der Pariser Friedensordnung. Es beschreibt die Auswirkungen des Versailler Vertrages auf das Deutsche Reich, insbesondere die Reparationsforderungen und die Eingriffe in die nationale Souveränität.
- Äußere Lage der frühen 1920er Jahre: Dieser Abschnitt beleuchtet die außenpolitische Situation Deutschlands in den frühen 1920er Jahren. Er analysiert die Verweigerungshaltung der deutschen Regierung gegenüber den Reparationsforderungen und die neuen Optionen und Einkreisungen, denen Deutschland ausgesetzt war.
- Machtprobe an der Ruhr: Dieses Kapitel beschreibt die französische Ruhrbesetzung und den daraus resultierenden Ruhrkampf. Es analysiert Frankreichs Entschluss zur Besetzung, die Folgen des Ruhrkampfes und das Scheitern der deutschen Regierung unter Cuno.
- Gustav Stresemann und die außenpolitische Wende: Dieser Teil analysiert Stresemanns Konzept und seine Strategie zur Lösung der Ruhrkrise. Er beleuchtet Stresemanns "kalkulierte Kapitulation" und die Umstände, die zu einem erzwungenen Umschwung Frankreichs führten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Gustav Stresemann, Ruhrkampf, Reparationsforderungen, Versailler Vertrag, Pariser Friedensordnung, Außenpolitik, deutsche Regierung, Frankreich, Londoner Konferenz, "kalkulierte Kapitulation", Zangengriff, Einkreisung, Kooperation.
- Quote paper
- Arno Barth (Author), 2007, Stresemanns Erfolg in der Ruhrkrise und dessen Bedeutung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90176