Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Realisierungsmöglichkeiten integrativer Erziehung im Elementarbereich. Mein Interesse an dieser Thematik bildete sich im Verlauf meines Schwerpunktstudiums „Vorschulische Erziehung" heraus, das ich während des zweiten Studienabschnittes mit dem Wahlpflichtfach „Geistigbehindertenpädagogik" kombinierte. Durch die Zuordnung dieses Faches zum Schwerpunktthema, konzentrierte sich mein Interesse in erster Linie auf die Erziehung behinderter Kinder im Vorschulbereich und es stellte sich für mich die Frage, ob und unter welchen Bedingungen eine gemeinsame Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder möglich ist.
Mein Versuch, mich anhand von Literatur zu diesem Thema über diesbezügliche Realisierungsmöglichkeiten, nicht zuletzt im Hinblick auf eine spätere berufliche Tätigkeit, zu informieren, verlief relativ unbefriedigend, da es sich bei der vorliegenden Literatur vorwiegend um einzelne Erfahrungsberichte, Modellbeschreibungen, Tagungsprotokolle und die Auseinandersetzung mit Teilaspekten des Themas handelt.
Auswertende und zusammenfassende, also systematische Literatur, die einen Überblick über bisherige Erfahrungen und allgemeine Hinweise für eine konkrete Realisierung gibt, habe ich dagegen nicht gefunden. Dies brachte mich auf den Gedanken, mich selbst im Rahmen meiner Diplomarbeit mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Meine Arbeit soll einerseits einen Überblick über bisherige Modelle und Realisierungsversuche integrativer Erziehung geben und andererseits die Erfahrungen, die damit gemacht wurden, im Hinblick auf allgemeine Realisierungsmöglichkeiten auswerten.
Im einzelnen soll untersucht werden:
- unter welchen Bedingungen integrative Erziehung realisiert werden kann,
- ob integrative Erziehung sowohl für die behinderten, als auch die nichtbehinderten Kinder sinnvoll ist,
- wo integrative Erziehung auf Probleme und Grenzen stößt,
- was im Hinblick auf einzelne Behinderungsarten zu berücksichtigen ist,
- und welche Konsequenzen sich für die pädagogische Arbeit in integrativen Gruppen ergeben.
Darüberhinaus soll eine Zusammenstellung gezielter integrationsfördernder Maßnahmen durchgeführt werden, die eine praktische Hilfe zum Einstieg in integrative Arbeit geben soll.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. ZUM BEGRIFF DER INTEGRATION
- 1.1. Definitionen und Auffassungen
- 1.2. Zielvorstellungen
- 1.3. Argumente für und gegen Integration
- 2. MÖGLICHKEITEN UND FORMEN VON INTEGRATION IM VORSCHULBEREICH
- 2.1. Integrative Modelle
- 2.1.1. Argumente für und gegen integrative Erziehung
- 2.2. Kombinierte Modelle
- 2.3. Aufnahme behinderter Kinder in Regeleinrichtungen
- 2.3.1. Argumente für und gegen die Aufnahme behinderter Kinder in Regeleinrichtungen
- 2.4. Aufnahme nichtbehinderter Kinder in Sondereinrichtungen
- 2.5. Zusammenfassung
- 3. NOTWENDIGE UND WÜNSCHENSWERTE RAHMENBEDINGUNGEN ZUR REALISIERUNG INTEGRATIVER ERZIEHUNG
- 3.1. Gruppengröße und -zusammensetzung
- 3.2. Personelle Ausstattung
- 3.3. Innere Bereitschaft und Engagement der Erzieher
- 3.4. Vorbereitung der nichtbehinderten Kinder
- 3.5. Zusammenarbeit mit den Eltern
- 3.6. Fortbildung, Beratung und Supervision
- 3.7. Therapeutische Versorgung in integrativen Gruppen
- 3.8. Weitere wünschenswerte Rahmenbedingungen
- 4. INTERAKTIONEN UND VERHALTENSWEISEN BEHINDERTER UND NICHTBEHINDERTER KINDER
- 4.1. Erfahrungen und Beobachtungen in integrativen Gruppen
- 4.2. Eine empirische Untersuchung zum Interaktionsverhalten
- 4.3. Zusammenfassung und Auswertung
- 4.3.1. Allgemeines Kontaktverhalten
- 4.3.2. Spielverhalten
- 4.3.3. Sozial- und Konfliktverhalten
- 4.3.4. Pädagogische Konsequenzen
- 5. DIE BEDEUTUNG INTEGRATIVER ERZIEHUNG FÜR DIE ENTWICKLUNG BEHINDERTER UND NICHTBEHINDERTER KINDER
- 5.1. Erfahrungen und Beobachtungen in integrativen Gruppen
- 5.2. Zusammenfassung und Auswertung
- 5.2.1. Sozial-emotionale Entwicklung
- 5.2.2. Kognitive Entwicklung
- 6. PROBLEME IN INTEGRATIVEN GRUPPEN
- 6.1. Erfahrungen und Beobachtungen in verschiedenen Gruppen
- 6.2. Zusammenfassung und Auswertung
- 6.2.1. Durch das Verhalten behinderter Kinder bedingte Probleme
- 6.2.2. Die Ablehnung behinderter Kinder durch andere
- 6.2.3. Negative Einstellungen gegenüber Behinderten
- 6.2.4. Die Überforderung behinderter Kinder in größeren Gruppen
- 6.2.5. Probleme der pädagogischen Mitarbeiter integrativer Gruppen
- 7. GRENZEN INTEGRATIVER ERZIEHUNG
- 7.1. Kriterien, Stellungnahmen und Erfahrungen aus den verschiedenen Einrichtungen
- 7.2. Zusammenfassung und Auswertung
- 8. BEHINDERUNGSSPEZIFISCHE BESONDERHEITEN UND DEREN KONSEQUENZEN FÜR DIE PÄDAGOGISCHE ARBEIT IN INTEGRATIVEN GRUPPEN
- 8.1. Die Situation behinderter Kinder
- 8.2. Geistigbehinderte Kinder
- 8.2.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild geistiger Behinderungen
- 8.2.2. Falldarstellungen
- 8.2.3. Konsequenzen für den pädagogischen Umgang mit geistigbehinderten Kindern in integrativen Gruppen
- 8.3. Körperbehinderte Kinder
- 8.3.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild körperlicher Behinderungsformen
- 8.3.2. Falldarstellungen
- 8.3.3. Konsequenzen für den pädagogischen Umgang mit körperbehinderten Kindern in integrativen Gruppen
- 8.4. Sinnesgeschädigte Kinder
- 8.4.1. Blinde und sehgeschädigte Kinder
- 8.4.1.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Sehschädigungen
- 8.4.1.2. Falldarstellungen
- 8.4.1.3. Konsequenzen für den pädagogischen Umgang mit sehgeschädigten Kindern in integrativen Gruppen
- 8.4.2. Hörgeschädigte Kinder
- 8.4.2.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Hörschädigungen
- 8.4.2.2. Falldarstellungen
- 8.4.2.3. Konsequenzen für den pädagogischen Umgang mit hörgeschädigten Kindern in integrativen Gruppen
- 8.5. Sprachbehinderte Kinder
- 8.5.1. Kennzeichen, Ursachen und Erscheinungsbild von Sprachbehinderungen
- 8.5.2. Falldarstellung
- 8.5.3. Konsequenzen für den pädagogischen Umgang mit sprachbehinderten Kindern in integrativen Gruppen
- 9. ZUM PÄDAGOGISCHEN VERHALTEN IN INTEGRATIVEN GRUPPEN
- 9.1. Allgemeine Aufgaben integrativer Erziehung
- 9.1.1. Erleichterung des Eingliederungs- und Eingewöhnungsprozesses
- 9.1.2. Erweiterung des Erfahrungsraumes behinderter Kinder durch Förderung in der Gruppe
- 9.1.3. Einbeziehung spezieller therapeutischer Übungen in die Gruppenarbeit
- 9.1.4. Unterstützung behinderter Kinder im sozial-emotionalen Bereich
- 9.1.5. Anwendung frühdiagnostischer Maßnahmen zur Ermittlung des Entwicklungsstandes behinderter Kinder
- 9.1.6. Angemessenes Verhalten in Konfliktsituationen
- 9.2. Weitere pädagogische Maßnahmen zur Förderung von Integrationsprozessen
- 9.2.1. Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Behinderung“
- 9.2.2. Soziometrische Analyse der Gruppenstruktur
- 9.2.3. Rhythmik, Musik- und Bewegungserziehung
- 9.2.4. Integrationsfördernde Spiele
- 9.2.5. Durchführung gemeinsamer Freizeitaktivitäten
- 10. PERSPEKTIVEN IM HINBLICK AUF SCHULISCHE INTEGRATION
- ABSCHLIEBENDE BEURTEILUNG
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Realisierung integrativer Erziehung im Elementarbereich. Ihr zentrales Anliegen ist es, die Möglichkeiten und Herausforderungen einer gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder im Vorschulbereich zu untersuchen.
- Die Arbeit analysiert verschiedene Modelle und Realisierungsversuche integrativer Erziehung.
- Sie untersucht die notwendigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Integration.
- Sie beleuchtet die Interaktionen und Verhaltensweisen von behinderten und nichtbehinderten Kindern in integrativen Gruppen.
- Sie erörtert die Bedeutung integrativer Erziehung für die Entwicklung aller Kinder.
- Sie diskutiert die Herausforderungen und Grenzen der Integration.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel behandelt den Begriff der Integration und beleuchtet verschiedene Definitionen und Auffassungen, sowie die Argumente für und gegen Integration.
- Kapitel 2 stellt verschiedene Formen der Integration im Vorschulbereich vor, inklusive der Argumente für und gegen integrative Erziehung, sowie die Aufnahme von Kindern in Regeleinrichtungen und Sondereinrichtungen.
- Das dritte Kapitel analysiert die notwendigen Rahmenbedingungen für die Realisierung integrativer Erziehung, wie z.B. Gruppengröße, Personelle Ausstattung, die innere Bereitschaft der Erzieher, die Vorbereitung der Kinder, die Zusammenarbeit mit den Eltern, sowie Fortbildungs- und Beratungsangebote.
- Kapitel 4 beleuchtet Interaktionen und Verhaltensweisen von behinderten und nichtbehinderten Kindern in integrativen Gruppen und stellt die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Interaktionsverhalten vor.
- Kapitel 5 untersucht die Bedeutung integrativer Erziehung für die sozial-emotionale und kognitive Entwicklung sowohl behinderter als auch nichtbehinderter Kinder.
- Im sechsten Kapitel werden Probleme in integrativen Gruppen behandelt, die durch das Verhalten der Kinder, durch negative Einstellungen oder durch die Überforderung der Kinder entstehen können.
- Kapitel 7 diskutiert die Grenzen integrativer Erziehung anhand von Kriterien, Stellungnahmen und Erfahrungen aus verschiedenen Einrichtungen.
- Das achte Kapitel befasst sich mit den besonderen Bedürfnissen und Herausforderungen, die sich aus verschiedenen Behinderungsformen ergeben. Es beleuchtet die Situation geistigbehinderter, körperbehinderter, sinnesgeschädigter und sprachbehinderter Kinder und deren Auswirkungen auf den pädagogischen Umgang in integrativen Gruppen.
- Kapitel 9 widmet sich dem pädagogischen Verhalten in integrativen Gruppen und beschreibt allgemeine Aufgaben, sowie verschiedene integrationsfördernde Maßnahmen.
- Das zehnte Kapitel befasst sich mit Perspektiven im Hinblick auf schulische Integration.
Schlüsselwörter
Integrative Erziehung, Elementarbereich, Behinderte Kinder, Nichtbehinderte Kinder, Rahmenbedingungen, Interaktionen, Verhaltensweisen, Entwicklung, Probleme, Grenzen, Behinderungsspezifische Besonderheiten, Pädagogisches Verhalten, Schulische Integration.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Pädagogin Brigitte Halfkann (Autor:in), 1987, Integrative Erziehung behinderter Kinder im Elementarbereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90191