In der 1979 erschienen Erzählung Das Treffen in Telgte konstruiert Günter Grass ein fiktives Treffen barocker Dichter.
Im Treffen in Telgte taucht neben weiteren bekannten barocken Dichtern auch Filip Zesen auf, der sich wiederholt im Disput mit seinem Kollegen Rist befindet und wie die übrigen Teilnehmer des Treffens eine Lesung hält.
Es bleibt zu fragen wie eng sich Grass bei ‚seinem’ Zesen an den bekannten Fakten des historischen Zesen orientiert hat. Es scheint, dass Grass diverse Züge von Zesens Persönlichkeit in die Erzählung Das Treffen in Telgte hat einfließen lassen. Zunächst ist festzustellen, dass Zesen nicht im Vordergrund der gesamten Handlung steht und häufig nur in Nebensätzen und kurzen Einschüben erwähnt wird. Darüber hinaus liefert der Erzähler nur eine knappe allgemeine Beschreibung Zesens (S. 96), berichtet von der Episode, die der Dichter am Fluss erlebt, und von seiner Lesung, die mit Nasebluten endet. Trotz der wenigen Beschreibungselemente blickt der eigenwillige Charakter Zesens durch, der ihn wiederum zu einer auffallenden und interessanten Figur macht, die dem historischen Pendant nach heutiger Forschungslage nicht ganz unähnlich zu sein scheint. Dennoch werden nicht die einzelnen Charaktereigenschaften im Vordergrund der Untersuchung stehen, sondern die Innovationen des Schriftstellers und Sprachwissenschaftlers Zesen. Es wird im nächsten Schritt zu erläutern sein, welche Rolle Zesen im Hinblick auf die Deutung der gesamten Erzählung einnimmt.
Die neuere Zesen-Forschung fällt mit Blick auf die ältere Forschung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die allerdings aufgrund ihres Alters in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt wurde, eher spärlich aus. Diese Arbeit orientiert sich vorwiegend an den Erkenntnissen von Ferdinand van Ingen, Klaus Kaczerowsky und Hans-Georg Kemper. Zu Günter Grass’ Treffen in Telgte wurden zahlreiche Aufsätze ausgewertet, die jedoch in der Regel nur am Rande auf den Dichter Zesen eingehen. Hervorzuheben ist allerdings die Analyse „ein leises ‚dennoch’“. Zum ironischen Wechselbezug von Literatur und Wirklichkeit in Günter Grass’ Erzählung das Treffen in Telgte von Andreas Graf, die wichtige Aspekte zur Funktion Zesens im Treffen in Telgte darlegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der historische Zesen und der fiktive Zesen – Ein Vergleich
- Der Sprachpurist
- Der Geachtete
- Der Kritiker
- Fazit
- Zesens Lesung
- ,,da Literatur von Literatur herkommt“ – Zesens Erlebnis am Fluss
- Das Motiv
- Das Flusserlebnis als Spiegelbild grausamer Realität
- „Er wolle niederschreiben, was er gesehen“ – Das Dilemma eines Schriftstellers
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung und Funktion Filip Zesens in Günter Grass' Erzählung "Das Treffen in Telgte". Sie untersucht, wie Grass die Persönlichkeit des historischen Zesen in seine fiktive Figur integriert und welche Bedeutung Zesen im Kontext des Treffens barocker Dichter hat. Dabei werden die literarischen und historischen Aspekte von Zesens Rolle beleuchtet.
- Die Verknüpfung von historischer Figur und literarischer Gestalt
- Zesens Rolle im Treffen der Dichter in Telgte
- Zesens Auseinandersetzung mit der Realität und dem Tod
- Die Bedeutung von Sprache und Literatur im Kontext der Epoche
- Die Darstellung von Zesens Innovationen als Schriftsteller und Sprachwissenschaftler
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Erzählung "Das Treffen in Telgte" und die darin dargestellte Figur Zesens ein. Sie skizziert das Treffen der barocken Dichter und Zesens spezifische Rolle.
Kapitel 2 vergleicht den historischen Zesen mit der fiktiven Gestalt in Grass' Werk. Es betrachtet Zesens Rolle als Sprachpurist, Geachteten und Kritiker und untersucht, wie Grass diese Aspekte in seine Erzählung integriert.
Kapitel 3 beschreibt Zesens Lesung im Rahmen des Treffens und analysiert die Reaktion der anderen Dichter auf seinen Vortrag.
Kapitel 4 beleuchtet Zesens Begegnung mit den Leichen am Fluss und untersucht die Bedeutung dieses Erlebnisses für seine literarische Arbeit. Es analysiert das Motiv der Flussszene und die Verbindung von Literatur und Realität.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Barockliteratur, Günter Grass, "Das Treffen in Telgte", Filip Zesen, Historische Figuren in der Literatur, Sprachpuristen, Romanliteratur, 17. Jahrhundert, Sprachgeschichte, Tod und Vergänglichkeit, Literatur und Realität, Autobiographie, literarische Innovationen.
- Quote paper
- Kristina Reymann (Author), 2007, Über die Darstellung und die Funktion Filip Zesens in Günter Grass’ Erzählung "Das Treffen in Telgte", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90241