Diese Arbeit handelt von dem Menschenbild und dem daraus entstandenen pädagogischen Ansatz des Pädagogen Paulo Freire. Da Freires Menschenbild stark durch sein Leben und die Landbevölkerung Brasiliens in den frühen sechziger Jahren geprägt ist, besteht der erste Teil aus einem Überblick über Freires Leben und Werk sowie die politische Situation in Brasilien in den frühen sechziger Jahren.
Im Anschluss folgt eine Zusammenfassung seines pädagogischen Ansatzes. Dem wird eine traditionelle Methode, von Freire als Bankiers-Konzept bezeichnet, gegenübergestellt.
Paulo Freire wurde in Recife, Brasilien, am 19. Februar 1921 als Kind einer Mittelschichtfamilie geboren. Sein Vater war Militärpolizist. Während der Weltwirtschaftskrise erfuhr Freire am eigenen Leib, was Armut und Hunger bedeuten. So geprägt, beschloss er, sein Leben dem Kampf gegen die Armut zu widmen. Er studierte nach dem Abitur zunächst Jura an der Bundesuniversität von Paranambuco und schloss das Studium mit dem Lizentiat ab. Da er jedoch das Gefühl hatte, als Jurist auf der falschen Seite - nämlich auf der der Reichen und Privilegierten zu stehen - änderte er seinen Weg.
Er studierte Pädagogik, wurde zunächst Lehrer und dann Professor.
1959 wurde er an der Universität Recife promoviert. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit dem Unterricht für Erwachsenen und Analphabeten. Er sah große Fehler im Bildungssystem. „1964 hatten ungefähr 4 Millionen Kinder im schulfähigen Alter keine Schule. Es gab 16 Millionen Analphabeten im Alter von vierzehn Jahren oder darüber. Diese alarmierenden Defizite behinderten die
Entwicklung des Landes und standen der Ausbildung einer demokratischen Mentalität entgegen.“
1962, unter der Regierung des Präsidenten Joao Goulart, der seine Arbeit unterstützte, beginnt Freire offiziell im Nordosten des Landes mit der Alphabetisierung. 1963 und 1964 arbeiteten Alphabetisierungsgruppen Freires in ganz Brasilien. Nach dem Militärputsch im April 1964 wurde er verhaftet. Freire musste 75 Tage ins Gefängnis und verließ anschließend das Land. Er lebte 16 Jahre im Exil - in Chile, in den USA und in der Schweiz.
In Chile arbeitete er 4 Jahre als Beauftragter der UNESCO. Obwohl er seine Aufgabe in der Arbeit in Lateinamerika sah und befürchtete, seine kulturellen Wurzeln zu verlieren, ging er 1969, ermutigt von seiner Frau Elza, nach Cambridge, USA.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Leben und Werk
- Zur politischen Situation Brasiliens in den frühen sechziger Jahren
- Übersicht
- Die Bauernbewegung
- Das Menschenbild Freires
- Zu Freires Pädagogik
- Das dialogische Lernen
- Was Freire ablehnt: die alte Methode des „Bankiers-Konzeptes“
- Bemerkung
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Menschenbild und dem daraus entstandenen pädagogischen Ansatz des Pädagogen Paulo Freire. Der Fokus liegt auf der Analyse von Freires Lebensgeschichte und der politischen Situation Brasiliens in den frühen sechziger Jahren, die maßgeblich sein Menschenbild und seine Pädagogik prägten. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung seines pädagogischen Ansatzes, insbesondere das dialogische Lernen, und stellt ihn einer traditionellen Methode, dem sogenannten „Bankiers-Konzept“, gegenüber.
- Die politische und soziale Situation Brasiliens in den frühen sechziger Jahren
- Das Menschenbild Paulo Freires
- Freires pädagogischer Ansatz: Das dialogische Lernen
- Kritik an traditionellen pädagogischen Methoden
- Der Einfluss von Freires Werk auf die pädagogische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und erläutert die Ziele und Schwerpunkte der Untersuchung. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Leben und Werk von Paulo Freire, beleuchtet seine Erfahrungen mit Armut und Hunger und beschreibt seinen Werdegang als Pädagoge. Im dritten Kapitel wird die politische Situation in Brasilien in den frühen sechziger Jahren betrachtet, die durch die Landbevölkerung, die Bauernbewegung und die Militärdiktatur geprägt war.
Das vierte Kapitel widmet sich Freires Menschenbild, das durch seine Erfahrungen in Brasilien und seine Überzeugung von der Möglichkeit zur Veränderung geprägt ist. Im fünften Kapitel wird sein pädagogischer Ansatz, das dialogische Lernen, vorgestellt, das auf der Grundlage des Dialogs zwischen Lehrenden und Lernenden basiert und den Lernenden als aktive Gestalter ihres eigenen Lernprozesses betrachtet. Abschließend wird die traditionelle Methode des „Bankiers-Konzeptes“ kritisiert, die Freire ablehnt, da sie Wissen als eine einseitige Übertragung von Lehrkräften auf Lernende betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Paulo Freire, Menschenbild, Pädagogik, Dialogisches Lernen, Brasilien, politische Situation, Landbevölkerung, Bauernbewegung, Militärdiktatur, Bankiers-Konzept, Bildung, Alphabetisierung, soziale Gerechtigkeit.
- Arbeit zitieren
- Hanna Erasmus (Autor:in), 2007, Menschenbild und Pädagogik Paulo Freires, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90279