Das ausgewählte Beratungsgespräch fand im Rahmen der Suchtberatung statt. Die Klientin kam nach Aufforderung ihres Mannes und nach einem Telefonat zwecks Terminvereinbarung in die Beratungsstelle. Zur Begrüßung ist die Beraterin aufgestanden und hat der Klientin die Tür geöffnet. Die Beraterin lud die Klientin ein, sich eine Sitzgelegenheit auszusuchen und gab ihr danach zur Begrüßung die Hand. Beraterin und Klientin sitzen sich schräg über die Ecke des Beratungstisches gegenüber, welches beiden Parteien eine freie Gesprächsatmosphäre bietet (vgl. Weinberger 2014). Die Phase des „Joinings“ dauerte ungefähr 15 Sekunden (vgl. Widulle 2012) und wurde von der Beraterin mit einer konkreten Frage zum Anliegen der Klientin beendet. Daraufhin schildert die Klientin die berufliche Situation als Reinigungskraft und die damit einhergehenden psychischen Belastungen, die überwiegend durch ihre Arbeitszeiten und Arbeitskollegen hervorgerufen werden. Dieses veranlasst sie, laut ihrem Mann, zur Stressbewältigung überdurchschnittlich viel Alkohol zu konsumieren, welches ihrer Meinung nach noch im angemessenen Bereich liegt. Dies griff die Beraterin auf und fragte nach ihrer beruflichen und privaten Situation. Sie bezog die Meinung des Mannes der Klientin mit ein und das Geschilderte gab der Beraterin in dieser Phase den Impuls, nach Lösungen für die Klientin zu suchen und diese vorzuschlagen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Reflexion einer gelungenen und weniger gelungenen Passage
2.1 Gelungene Passage
2.2 Weniger gelungene Passage
3. Abschließende Bewertung des Beratungsgesprächs
4. Gesamtreflexion
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das ausgewählte Beratungsgespräch fand am 24.05.2019 in der Hochschule Emden/Leer statt. Für das Gespräch haben wir vorab einen Seminarraum der Bibliothek reserviert, somit hatten wir für das Gespräch eine ungestörte Atmosphäre. Das Beratungsgespräch führten XY als Beraterin und XY als Klientin. XY war für die Videoaufnahme zuständig und XY und XY verfolgten das Gespräch und fertigten Notizen anhand des „Beraterverhaltens“ im dafür vorgesehenen Beratungsbogen an.
Insgesamt haben wir vier Beratungsgespräche mit unserer Tutorin geführt. Von vier geführten Gesprächen ist dieses das Letzte, mit einer Dauer von 9 Minuten und 8 Sekunden. Wir haben uns für dieses Gespräch entschieden, da sich beide Beteiligte gut in die nachgestellte Situation einfühlen konnten. Über die Beobachtungsbögen hatten wir zusätzlich einen Überblick über die eingehaltenen Gesprächsphasen der Beraterin (vgl. Widulle 2012, S.74ff). Ferner gingen wir im Team nach dem Beratungsgespräch in die gemeinsame Reflexion und haben festgestellt, dass die Anzahl an gelungenen und weniger gelungenen Textpassagen bei diesem Beratungsgespräch für eine schriftliche Reflexion am meisten bieten würde.
Das ausgewählte Beratungsgespräch fand im Rahmen der Suchtberatung statt. Die Klientin kam nach Aufforderung ihres Mannes und nach einem Telefonat zwecks Terminvereinbarung in die Beratungsstelle. Zur Begrüßung ist die Beraterin aufgestanden und hat der Klientin die Tür geöffnet. Die Beraterin lud die Klientin ein, sich eine Sitzgelegenheit auszusuchen und gab ihr danach zur Begrüßung die Hand. Beraterin und Klientin sitzen sich schräg über die Ecke des Beratungstisches gegenüber, welches beiden Parteien eine freie Gesprächsatmosphäre bietet (vgl. Weinberger 2014, S. 137). Die Phase des „Joinings“ dauerte ungefähr 15 Sekunden (vgl. Widulle 2012, S. 75) und wurde von der Beraterin mit einer konkreten Frage zum Anliegen der Klientin beendet. Daraufhin schildert die Klientin die berufliche Situation als Reinigungskraft und die damit einhergehenden psychischen Belastungen, die überwiegend durch ihre Arbeitszeiten und Arbeitskollegen hervorgerufen werden. Dieses veranlasst sie, laut ihrem Mann, zur Stressbewältigung überdurchschnittlich viel Alkohol zu konsumieren, welches ihrer Meinung nach noch im angemessenen Bereich liegt. Dies griff die Beraterin auf und fragte nach ihrer beruflichen und privaten Situation. Sie bezog die Meinung des Mannes der Klientin mit ein und das Geschilderte gab der Beraterin in dieser Phase den Impuls, nach Lösungen für die Klientin zu suchen und diese vorzuschlagen.
2. Reflexion einer gelungenen und weniger gelungenen Passage
Im Folgenden werden die gelungene und weniger gelungene Textpassage reflektiert und im Anschluss wird das gesamte Beratungsgespräch bewertet, hinsichtlich des Verlaufes und des Beraterverhaltens.
2.1 Gelungene Textpassage
In unserem Beratungsgespräch finden sich verschiedene Gesprächsphasen wieder (vgl. Widulle 2012, S.73). Die Klientin hat während des gesamten Gesprächs mehrfach geäußert, dass ihr Alkoholkonsum für sie kein schwerwiegendes Problem darstelle und sie sich aus Liebe zu ihrem Mann auf das Beratungsgespräch eingelassen habe. In diesem Videoabschnitt befindet sich die Beratung in der 3. Phase, der „Ist-Zustand erforschen“ (vgl. Widulle 2007, S. 84f). Im Fokus der 3. Phase steht die thematische Bearbeitung des Anliegens. Diese Phase wird auch „Explorationsphase“ genannt, welche das Ziel verfolgt, ein systematisches Auslegen, eine Eingrenzung und Auswahl und ein sachlich wie emotionales Vertiefen des Verständnisses des Ist-Zustandes zum Problem durch Klientin und Beraterin (vgl. ebd.).
In der gelungenen Passage leitet die Beraterin durch ihre Konkretisierungsfragen die Klientin an, über ihre Situation am Arbeitsplatz intensiver zu sprechen. Dies greift die Beraterin in ihrer Analyse mit auf und bittet die Klientin, den bestimmten, von ihr angesprochenen Aspekt, genauer zu definieren und zu konkretisieren, indem sie sagt: „ (…) passiert das schon täglich oder jedes Mal nach der Arbeit oder nur, wenn sie die Schicht mit ihrer, ja, nicht so netten Kollegin haben?“. Der Vorteil hierbei ist, dass es die Klientin aktiviert, genauer zu Denken und ihre Situation exakter zu formulieren. Sachverhalte können dadurch verdeutlicht und Informationen können konkreter wiedergegeben werden, welche wiederrum für die Analyse der Beraterin von Nutzen sein können. Denn auch „die Ermittlung von Fähigkeiten, Bereichen von Zufriedenheit und Wohlbefinden, von sozialen und personalen Ressourcen sind Teil dieser Analyse“ (Widulle 2007, S. 85). Die Beraterin verhindert zudem durch diese Art der Fragestellung weitere Verallgemeinerungen und lenkt auf das gegenwärtige Problem. Sie möchte dadurch konkrete Aussagen bekommen und Hintergründe und Zusammenhänge erfahren. Hierzu führt die Beraterin die Fragestellung weiter, indem sie die Problematik am Arbeitsplatz mit dem daraus resultierenden Alkoholkonsum verknüpft. Die Klientin erwähnte zuvor, dass sie nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Anraten ihres Mannes einem Beratungsgespräch zugestimmt hat. Darauf geht die Beraterin ein und möchte diesen Sachverhalt von der Klientin noch einmal konkret geschildert bekommen. Sie fragt: „ ja, also sehen Sie wahrscheinlich das gar nicht so wie ihr Mann oder vielleicht auch, andere Leute? Kann ja sein, dass denen das auch schon aufgefallen ist oder so, also sind sie wirklich nur hier, weil ihr Mann das möchte, damit sie ihn quasi beruhigen.“. Hier hat die Beraterin den gegenwärtigen Zustand noch einmal zusammengefasst und paraphrasiert. Dies ist eine Methode im Rahmen des „umschreibenden und aktiven Zuhörens“ (vgl. Weinberger 2013, S. 51f). Sie gibt wörtlich wieder, ob sie den Sachverhalt korrekt verstanden hat und signalisiert der Klientin, dass sie ihr Anliegen, ihre Erfahrung und ihre Meinung erkannt hat. Der Vorteil des aktiven Zuhörens besteht darin, dass die Beraterin somit selbst Zeit gewinnt, um ihre eigenen Gedanken zu sortieren. Sie sammelt Argumente und erfährt dadurch die Meinung und die Motive der Klientin. Ein Perspektivwechsel ist zudem durch die Beraterin gegeben, als diese nach der Meinung ihres Mannes und ihres Umfeldes fragt. Die Beraterin regt die Klientin zu einer Differenzierung des Gesagten an, indem sie ihre Äußerung von verschiedenen Blickwinkeln betrachten soll. Sie erweitert somit das Wahrnehmungsfeld der Klientin, so dass bisher nicht beachtete Aspekte der Klientin zugänglich gemacht werden können (vgl. Weinberger 2013, S.76f).
Ferner hat sie anhand dieser Art der Befragung die Klientin aktiviert, welche daraufhin zustimmt und ein weiteres Beispiel gibt: „Ja, weil er dann […] Ja. Eigentlich schon. Also er sagt dann auch ähm, immer so: Ja, sonst trenne ich mich von dir, und also dann geht es auch immer richtig rund, weil er mich als Alkoholikerin abstempelt. Aber letztens zum Beispiel: da ähm, hatte ich eine Woche Urlaub und da habe ich auch nichts getrunken.“ Inhaltlich wird deutlich, dass die Beziehung zu ihrem Mann darunter leidet. Der Partner hat eine bestimmte Erwartungshaltung gegenüber der Klientin. Die ungute Situation entsteht mitunter durch die Forderungen und unerfüllten Erwartungen, überdiese er enttäuscht und bestrafend reagiert („[…] Ja, sonst trenne ich mich von dir.“). Somit verändert sich der partnerschaftliche Fokus und es geht vermehrt um einen Defizitblick. Durch die Unzufriedenheit mit der Situation am Arbeitsplatz und dem daraus resultierenden Konsum, verschlechtert sich zusätzlich die private Situation Zuhause. Die „angegriffene“ Klientin geht angesichts der Dominanz und Vehemenz ihres fordernden Mannes in Widerstand und Rückzug („Aber letztens zum Beispiel: da ähm hatte ich eine Woche Urlaub und da habe ich auch nichts getrunken.“). Dies grenzt an eine Art Teufelskreis: Je nachdem, wie Erwartungen und Forderungen mitgeteilt werden – und auch in welcher Intensität – führt dies zu Abwehr und Gegenwehr seitens der Klientin. Anstatt Kritik gut annehmen zu können und die Kritikpunkte zu bedenken, welche ihr Mann bezüglich des Konsums äußert, wird argumentativ verteidigt. Nicht der Wunsch auf Konsumminderung wird erkannt, sondern eine negative Kritik gehört. Auf einen vermeintlichen Angriff folgt postwendend ein Gegenangriff: Aktion und Reaktion. „Soziale und kulturelle Faktoren beeinflussen Menschen sowohl in der Wahrnehmung als auch in der Bewertung der Nutzen und Kosten ihres Verhaltens“ (Miller 2009, S.35).
In diesem Zusammenhang bewerte ich das Verhalten der Klientin als eine Art der Ambivalenz und des Konfliktes. Genau zu definieren wäre, was die Klientin als den Nutzen oder die Kosten ihres Verhaltens ansieht. Genannte Vorteile im weiterführenden Gespräch sind der Stressabbau von der Arbeit und dass der Alkohol ihr hilft, zu entspannen. Nachteilig ist jedoch, dass es ihrer Ehe schadet und sie diese durch ihr Verhalten zerstören könnte. Zusätzlich ist ein vermehrter Alkoholkonsum gesundheitsschädlich, kostenintensiv und könnte schlussendlich auch zum Verlust der Arbeitsstelle führen.
2.2 Weniger gelungene Textpassage
Die weniger gelungene Passage beginnt ungefähr 50 Sekunden nach Beendigung der gelungenen Passage. In diesem Videoabschnitt befindet sich die Beratung in der 4. Phase, der Ziele entwickeln“ (vgl. Widulle 2007, S.86).
„Mit Klienten Bilder einer besseren Zukunft zu entwerfen, diese auf die aktuelle Problemsituation zu beziehen, sie als Ziele zu konkretisieren und zum Engagement für diese Ziele zu ermutigen, sind dabei die nächsten Schritte.“ (Widulle 2007, S.86)
Ein „Zukunftsbild“ (vgl. ebd.) soll durch Hilfestellung der Beraterin entworfen und konkretisiert werden. Die Klientin hatte, wie bereits dargestellt, Schwierigkeiten mit ihrer Situation am Arbeitsplatz und den damit einhergehenden psychischen Belastungen, welche sie zum Alkoholkonsum bewegen. Die Beraterin griff die Problematik bezüglich des Konsums auf und schlug vor, dass die Klientin sich über Alternativen informieren könne, welche sie von ihren Belastungen am Arbeitsplatz sonst beruhigen. Die Beraterin schlägt mit dem Satz „ Vielleicht nicht einen Jägermeister trinken, sondern eine halbe Stunde spazieren gehen. Ich weiß nicht, haben Sie einen Hund, oder so? Vielleicht mit dem spazieren gehen.“ Alternativen vor. Diese Aussage finde ich in unterschiedlichen Hinsichten nicht gelungen. Das Problem hierbei ist, dass die Klientin, durch Lösungsvorschläge seitens der Beraterin, gezwungen ist, mit Ja oder Nein zu antworten: „ Ja, ja ich habe einen Hund. Ich habe auch eine ganz schöne Terrasse […] ja das habe ich – da habe ich noch gar nicht so drüber nachgedacht.“ Die Beraterin legt ein dirigierendes Verhalten in ihre Aussage, gibt Ratschläge und bietet der Klientin somit eine Lösung für ihr Problem. Dies kann auf der einen Seite schwer für die Klientin sein, welche einen bestimmten Erfahrungshintergrund hat und in einer spezifischen Umweltkonstellation lebt, direkt eine Lösung für ihr Problem des Alkoholkonsums zu finden, zum anderen wird die Klientin dadurch in eine passive Rolle gedrängt. (vgl. Weinberger 2013, S.72) Eigene Lösungsansätze und Gefühle der Klientin werden nicht beachtet bzw. wird Seitens der Beraterin nicht darauf eingegangen und die Gefahr besteht, dass die Klientin spätestens beim nächsten Griff zur Flasche wieder auf einen guten Rat angewiesen ist. Ferner kann dies zusätzlich schwierig sein, da sich die Klientin in einer Situation wiederfindet, in welcher sie sich zu rechtfertigen hat. Vor ihr sitzt eine Beraterin, welche unterschiedliche Lösungsvorschläge gibt, mit welchen die Klientin eventuell aber nicht einverstanden ist. Lösungsvorschläge setzen sie somit dementsprechend unter Druck. Hinzukommt, dass selbsterarbeitete Entscheidungen und Ziele meist verbindlicher und von größerem Wert sind, als die von der Beraterin herangetragenen Zielsetzungen. Anstatt dass sie Lösungsvorschläge vorgibt, könnte die Beraterin die Klientin in ihrer Zielfindung mit einbeziehen und fragen: „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob es vielleicht andere Möglichkeiten gibt den Stress zu kompensieren? Würden Sie gerne darüber reden, ob es andere Möglichkeiten gibt?“. Denn entscheidend hierbei ist auch: Die Beraterin hat im Vorfeld auch nicht nachgefragt, ob die Klientin an Lösungsvorschlägen, die in diese Richtung gehen, interessiert ist und möchte diese eventuell auch gar nicht. Wie würde eine Alternative zum Stressabbau aussehen? Es ist entscheidend, dass kein Lösungsvorschlag seitens der Beraterin gegeben wird, sondern, dass Hilfe für bestimmte Themenbereiche angeboten werden. Ein Ansatz hierzu hätte sein können: „Gibt es sonst etwas, was Sie interessant finden? Würden sie darüber gerne reden wollen?“. Diese Art der Fragestellung fördert die Bereitschaft und Aktivierung der Klientin und dadurch würden Lösungen gemeinsam entwickelt, anstatt von der Beraterin präsentiert werden. Ferner fördert ein Ratschläge bietendes, lenkendes Verhalten der Beraterin auch die Unselbstständigkeit und zugleich Abhängigkeit der Klientin. Wie bereits erwähnt, übt die Beraterin dadurch Druck auf die Klientin aus, sich dementsprechend zu verhalten, wenn die Klientin will, dass es ihr besser gehen soll (vgl. Weinberger 2013, S.73). Letztlich steht die Frage im Raum, ob der Klientin mit dem Ratschlag auch wirklich geholfen ist. Denn ist die Klientin der Situation, auf Alkohol zu verzichten nicht gewachsen und weiterhin darauf angewiesen, so wird sie sich vielleicht als Schuldige fühlen, da sie den Rat der Beraterin nicht befolgen konnte.
Weiterführend erzählt die Klientin, dass sie zum Runterkommen auch gerne „ so ein paar Kräuter“ konsumiert, „ dann ist man ein bisschen beruhigter.“. Auf diese Aussage reagiert die Beraterin meines Erachtens nicht sehr gelungen. Sie zeigt eine offensichtlich abwertende Haltung, indem sie antwortet: „ […] Ja, gut, Also „mal“ ist das ja auch völlig in Ordnung, aber ich glaube, auf Dauer ist das auch nicht so gesund.“. Die Stimmlage, der Tonfall und die Mimik der Beraterin verändern sich in eine negative Haltung, nachdem sie vom Mischkonsum erfährt und dies signalisiert, dass die Beraterin mit dieser Verhaltensweise der Klientin nicht konform ist. Die Beraterin hätte hierbei die Bedeutung des empathischen Verstehens verinnerlichen können. Beim empathischen Verstehen erfährt die Klientin keine Belehrungen, Bewertungen oder Kritik seitens der Beraterin und wird so befähigt, angstfrei und ohne Abwehrmaßnahmen über ihre Gefühle und Konflikte zu sprechen (vgl. Weinberger 2013, S. 43). Zusätzlich geht das Verhalten der Beraterin ins Moralisieren. Hierbei stellt sich die Frage, wie das bei der Klientin ankommt. Wahrscheinlich weiß sie selbst, was sie von der Beraterin gesagt bekommt. Entscheidend hierbei wäre aber: Wie kommt die Klientin raus aus diesem Kreis? Denn es geht in erster Linie darum, die Klientin aus ihrer Sichtweise heraus zu verstehen, das bedeutet, sich als Beraterin selbst permanent die Frage zu stellen: „Wie sieht die Klientin das?“ und nicht „Wie sehe ich das?“. Dadurch entsteht nicht die Gefahr, dass persönliche Vorurteile oder Wertungen in die Gesprächssituation mit hineingebracht werden (vgl. Weinberger 2013, S. 69). Der zuvor erwähnte, veränderte Tonfall, trägt zusätzlich dazu bei, dass die Klientin auf ihre Empfindungen nichtzutreffende Äußerungen trifft.
In Bezug darauf, dass es sich um ein Erstgespräch handelt und die Beziehung zwischen Beraterin und Klientin noch nicht gestärkt ist, besteht hier zusätzlich die Gefahr, die Klientin wieder zu verlieren. „Ein empathisches Verstehen impliziert, dass Sie auch merken, was in dem Klienten während des Gesprächs vorgeht“ (Weinberger 2013, S. 106). Die Beraterin hätte auch hier in ihrer weiterführenden Antwort mehr offene Fragen stellen und auf die Bereitschaft der Klientin zielen können, anstatt wieder vermehrt Lösungswege zu präsentieren: „ Vielleicht ist es ja sogar, Yoga, könnte ja sein, vielleicht hilft Ihnen das ja oder auf ihre schöne Terrasse mit einem Tee. Ihrem Mann sagen, „wenn ich von der Arbeit komme, brauche ich wirklich mal eine halbe Stunde noch Pause“, dann trink ich einen Tee, vielleicht eine Zeitung lesen, oder so und einfach mal runterkommen.“. So gilt auch hier, keine Ratschläge zu erteilen bzw. anzubieten, sondern mit ihr gemeinsam Lösungen zu finden. Dadurch würde die Klientin erleben, dass die Beraterin ihr aktiv zugewandt ist und Anteil an ihr als Person und an ihren Emotionen nimmt. Die Beraterin arbeitet zwar lösungsorientiert, jedoch hätte sie lösungsorientierte Fragen stellen können. Diese fokussieren auf Ressourcen und positive Erfahrungen der Klientin und machen diese in der Wirklichkeit der Klientin sichtbar (vgl. Widulle 2012, S. 121). Eine lösungs-, kompetenz-, und ressourcenorientierte Frage wäre z.B.: „Was hat Ihnen neben dem Konsum noch geholfen, mit der Situation am Arbeitsplatz klarzukommen?“.
3. Abschließende Bewertung des Beratungsgesprächs
Aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen und Wirklichkeiten der Interaktionspartner, sind Beratungsgespräche nur ansatzweise planbar. Grund hierfür sind „u.a. die Flüchtigkeit von Gesprächen, sowie die Komplexität von Kommunikation. Gespräche folgen aber typischen Mustern, sie verlaufen in bestimmten Phasen, die in ganz unterschiedlichen Gesprächsformen auftreten.“ (Widulle 2012, S.73). Ferner sollte sich ein gelungenes Beratungsgespräch an verschiedenen Gesprächsphasen orientieren (vgl. ebd.). Zu Anfang befinden sich die Gesprächspartner in der „1. Phase: Kontakt- und Situationsklärung“ (vgl. Widulle 2012, S.75). Dies beginnt mit der Begrüßungsphase, welche dazu dient, guten Kontakt und eine Beziehung zueinander herzustellen. Aus Sicht der Beraterin bedeutet dies, „Zuwendung, Präsenz und ungeteilte Aufmerksamkeit geben zu können.“ (Widulle 2007, S. 83). Die Anfangsphase beginnt bei unserem Beratungsgespräch mit dem Klopfen an der Tür und dem Hereinbitten der Klientin. Der erste Kontakt und die Begrüßung erfolgten durch das Anbieten eines Sitzplatzes, gefolgt von einem Händeschütteln. Außerdem gehört auch dazu, eine zwischenmenschliche Beziehung zwischen Beraterin und Klientin aufzubauen („Joining“). Rahmenbedingungen und der Grund des Gespräches werden zudem in dieser Phase geklärt, um die gleichen Gesprächsvoraussetzungen zu schaffen. Das „Joining“ fällt in unserem Beratungsgespräch kurz aus, welches darauf zurückzuführen ist, dass die Beraterin die Klientin mit der Aussage begrüßt, dass im Vorfeld ein Telefonat zwecks Terminvergabe stattgefunden hat und somit sei der zu klärende Anlass im Vorfeld schon gegeben. Eine Einstimmung auf die Klientin mit einer Frage, wie z.B.: „Haben Sie gut hergefunden?“ oder, dass die Beraterin selbst kurz von sich erzählt, um dem Einstieg beider Parteien zu erleichtern, fand nicht statt.
„Wichtig ist auch, nicht hier schon in ein inhaltliches Gespräch einzusteigen, sondern diese Vor-Phase durchzuhalten“ (Widulle 2007, S.84). Ein zeitlicher Rahmen wurde nicht festgelegt, allgemeine Themen, kurze Notizen oder in welcher Beratungsstelle sie sich befindet, wird nicht thematisiert. Die Klientin startet somit direkt und berichtet freiwillig, offen und zielgerichtet über den Grund ihres Erscheinens.
In „Phase 2: Thema herausfinden“ stehen die Klärung inhaltlicher Anliegen und Themen und der Erwartungen und Gesprächsziele im Zentrum.“ (Widulle 2007, S. 84). Das Thema und der Grund, die Beratung aufzusuchen, werden konkretisiert. In dieser Phase ist die Aufgabe seitens der Beraterin, das Thema einzugrenzen, die Erwartungen der Klientin zu erkennen, die Motivation der Klientin herauszufinden und eine Struktur für das Gespräch zu bilden. Zu diesem Zweck sollte die Beraterin sich verschiedener Fragetechniken bedienen, welche verhelfen, die Kommunikation zu fördern. Dazu dienen bspw. offene Fragen, denn diese „bringen vielfältige Informationen und Antworten“ (Widulle 2012, S.105) und können zu einem positiven Verlauf helfen. Zu Beginn stellt die Beraterin offene Fragen in Bezug auf das Aufsuchen der Klientin. Diese betont, dass sie auf Anraten ihres Mannes diesem Beratungsgespräch zugestimmt und nicht aus Eigenmotivation diesen Schritt gewagt hat. Die Beraterin hat durch die Aussage der Klientin einen Eindruck über die Meinung des Ehemannes erhalten und fragt weiter nach, wie die Klientin dies empfindet. Diese Fragetechnik ermöglicht der Beraterin, die Klientin in ihrem Erleben zu verstehen (vgl. Weinberger 2013, S.108). Die Klientin ist jedoch nicht der Meinung, dass sie ein Suchtproblem hat, sondern dass der Konsum auf die Bedingungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind.
[...]
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.