Die jüngere Steinzeit auf Bornholm


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

25 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Chronologie
2.1 Relative Chronologie
2.2 Absolute Chronologie
2.3 Synthese

3. Inventar
3.1 Keramik
3.2 Steingeräte
3.3 Bernstein u. Kupfer
3.4 Knochengeräte

4. Siedlungsstrukturen
4.1 Siedlungsstrukturen auf Bornholm
4.2 Haustypologie (Abb. 16)
4.3 Besiedlung im Kontext
4.4 Erdwerke

5. Wirtschaftsweise
5.1 Botanische Analysen
5.2 Rohstoffvorkommen

6. Bestattungssitte
6.1 Grabformen
6.1.1 Quellenkritischer Exkurs
6.2 Grabbeigaben

7. Deponierungen

8. Gesellschaft

9. Zusammenfassung und Ausblick

10. Abbildungen

11. Literatur

1. Einleitung

Bornholm ist eine kleine Insel von 588,4 km², heute Dänemark zugehörig und ca. 40 km südlich der Küste Schonens gelegen. Die Insel war in der nacheiszeitlichen Periode eine isolierte Insel und wurde vom Kontinent abgetrennt durch steigendes Wasser des Ancylus Sees. Die Folge ist eine Kommunikation sich auf das am nächsten benachbarte Festland, Schonen, beziehend (Nielsen, F. O. 1990: 54). Auch der Einfluss anderer Regionen des Ostseegebietes sollten nicht unterschätzt werden. Bis in die späten 70er Jahre war das Neolithikum auf Bornholm nur durch die Großsteingräber, Einzelfunden und durch einige Deponierungen bekannt. Dies änderte sich jedoch schlagartig mit den ersten Siedlungsarchäologischen Untersuchungen in den frühen achtziger Jahren stark. Heute ist Bornholm in Verbindung mit dem fast 20 jährigen dauernden „Stenalderprojekt“ eines der am besten untersuchten Gebiete im Anbetracht der Siedlungsarchäologie des Neolithikums, nicht nur im Skandinavischen Raum sondern auch in Mittel- und Nordeuropa. Dies besonders im Hinblick auf Siedlungsstrukturen des Früh und- Spätneolithikums.

Die Untersuchungen begannen 1979 bei Runegård und Grødby (Abb. 2 & 3), wo reiches Material der Trichterbecherkultur (TRB) aus dem Mittelneolithikum geborgen wurde.

2. Chronologie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1 Relative Chronologie

Die relative Chronologie Bornholms orientiert sich nach einer Aufstellung bei der die Keramik die Grundlage bildet. Für Bornholm wurde somit ein Eigenes Chronologieschema der relativen Chronologie erstellt. Dieses orientiert sich im Bezug auf die verschiedenen Keramikstile und deren Einordnung zum einen auf die Chronologie Jütlands und den dänischen Inseln und zum Anderem auf die der Chronologie Schonens (Jensen, Jørgen 2001: 271).

2.2 Absolute Chronologie

Die Absolute Chronologie auf Bornholm setzt sich meist zusammen aus dem Material der Siedlungsausgrabungen. Genauer aus den Pfostenlöchern und hier sind seltener Holzkohle und häufiger aber verkohlte Getreidekörner, meist Weizen oder Gerste als Datierungsmaterial herangezogen worden. Das älteste Haus findet sich sowohl auf Grødbygård als Limensgård

Auf Grødbygård wurde dies haus jedoch nur mit Hilfe der Typologischer Analyse der Keramik in den Zeitraum 3900 - 3700 v. Chr. Datiert.

Auf Limensgård ist der Nachweis der Besiedlung frühestens mit Haus FH u. FJ (nur eine Pfostenreihe) auf 3800 BC zu datieren[1] (Nielsen, P.O. 1999: 150).

2.3 Synthese

Eine wesentliche Grundlage für Dänemark ist die relativ-chronologisch Datierung basierend auf der Keramik, die z. Teil mit absoluten chronologischen Daten verknüpft ist, bei Grab- und Siedlungsfunden neueren Datums.

3. Inventar

Bornholm umfasst das ganz ganze Trichterbecherzeitliche Inventar von den dicknackigen, spitznackigen bis zu den dünnnackigen Beilen, Klingen, Meisel, Trichterbecher, und sogar drei Kupferflachbeile.

3.1 Keramik

Eine größere Anzahl kann den Einzelfunden der des frühen Neolithikums (EN A) zugeordnet werden (Abb. 19). Hier stellt sich Vallensgård I in den Vordergrund, eine Platz der sich an Rande des Moores von Vallensgård Mose sich befindet, gerade südlich des zentralen bergigen und bewaldeten Teils der Insel. Hier wird charakteristische Keramik von kurzhalsigen Trichterbechern ohne Ornamentierung oder eingestempelten oder geritzten Mustern unterhalb des Randes gestellt. Ösenhalsbecher und Lehmscheiben und sowie die spitznackigen Äxte gehören auch dazu. Nachteilig ist das die Keramik auf Vallensgård auch solche des En B beinhaltet. An der Lokalität Gudhjem Syd die Keramikscherben stammen von Trichterbechern mit einer Varietät von gestempelten oder eingedrückten unterhalb des Randes, inklusive Fingerkuppen Eindrücke und Schnurrmuster. Im Bezug auf die Ornamentierung und den Formen der Keramik zeigt diese Keramik des FNA (Abb. 20 b,d) verschiedene Parallelen mit der von Westpommern, wie die Keramik von Kosin (Nielsen, F. O. & P. O. 1990: 59).[2]

Wie schont erwähnt wurde auf Vallensgård I auch Keramik aus dem Frühen Neolithikum B (FN B) gefunden (Abb. 20 a,c,e), welche schnurverzierte Trichterbecher aufweist. Dieser Komplex des FN B weist einige Gemeinsamkeiten mit Svenstrop Gruppen in südwest- Schonen auf. Auch sind Parallelen mit dem Ystad Gebiet aufgezeigt worden. Von dieser Phase gilt es für Süd-Schonen und Bornholm, dass geflochtene Schnurreindrücke besonders beliebt erscheinen.

Auf dem Nedre Grødbygård sind dann Scherben aus dem FN C gefunden worden. Hier werden geschlagene Schnureindrücke eingeführt, sowie Trichterbecher mit vertikalen Linien oder Leisten an der Schulter und dem unteren Teil des Gefäßes. Diese Funde weisen wiederum Ähnlichkeiten mit der südwest-schonischen Bellevuegård Gruppe auf. Aber auch mit der in Jütland und Schleswig- Holstein vorkommenden Fuchsberg Keramik und des Virum Stiles. Dementsprechend wurde typische Keramik im Virum-Stil auch auf Bornholm gefunden (Nielsen, F. O. & P. O. 1990: 60). Diese Keramik ist auch assoziiert mit dem frühesten Erscheinen der ersten Dolmen, wurde aber auch im Siedlungskontext wie in Kabusa III in Schonen gefunden. Die Funde mehren sich mit dem Mittelneolithikum durch die Siedlungen im Südosten der Insel und damit in Verbindung durch die 14 Ganggräber, sieben davon in Rundhügeln (Ebbesen spricht von 12 Ganggräbern). Hier ist die Keramik häufig in Form von Votivdeponierungen vor dem Eingang der Gräber anzutreffen (Abb. 23), welche hauptsächlich auch durch „Ausgräber“ des 19. Jahrhunderts untersucht wurden. Diese Keramik aus den Ganggräbern stammt aus den Perioden des MN A Ib (Abb.21) bis MN III/IV. Jedoch besteht keine Basis für dieses Material, um es mit dem Material auf dänischen Inseln mit entsprechenden Unterteilungen/Chronologieschemas zu korrelieren. Die Ganggrabskeramik taucht in zwei Varianten auf. Zum einen ist der Klintebakke Stil präsent, zum anderen wo der MN III Stil dominant erscheint. Dazu gehört auch die Keramik von St. Myregård I und II welche Keramik der frühen Ganggrabzeit und aus dem MN AI (Abb. 21) beinhaltet. Dazu kommt die Keramik aus dem MN BI aus Ndr. Grødbygård der Grube 165 und Limensgård (Abb.22), mit meist horizontalen Furchenstichen und vertikalen und horizontalen Ritzlinien. Auffällig ist hier auch das die Keramik hier zu der aus den Siedlungen gut zusammenpasst. Markant ist das die Keramik von einer feinen Qualität und in verschiedenen Formen auftaucht. Diese Typen sind große und kleine Trichterbecher, offene Schalen ornamentiert mit Dreiecken, Rauten, Leitermotiven und Sparrenmotiven.

Auf Vasagård wurde grobgemagerte dicke Keramik einer extensiv genutzten Siedung gefunden. Die Keramik weist hier eine Dekoration mit einfachen Eindrücken und welche mit Fingerkuppen auf. Auch ist eine feine Ware vorhanden die jedoch meist in mit hängenden Dreiecken verziert ist. Auch tauchen hier die Lehmscheiben auf die mit konzentrischen Zirkelmustern verziert sind.

Einige der Lehmscheiben mit dekorative Elemente und die Fingerkuppen verzierte Keramik, Becher die den Einzelgrabbechern ähnlich sind (Store Valby) (Abb. 24) kann chronologisch mit den MN A V Funden aus Ost Jütland und den dänischen Inseln verbunden werden – Also der Gruppe zu St. Valby, die ebenfall auf Schonen zu finden ist im Erdwerk von Stävie (Nielsen, F. O. & P. O. 1990: 61). Unter der Keramik aus dem MN V A tauchen auch die dicknackigen Beile auf.

Zum Übergang auf das MN B fängt hier das Fundspektrum mit der des Fundkomplexes der Einzelgrabkultur (EGK) an. Zu dieser Zeit ist in Nordjütland die Grubekeramische Kultur vorherrschen an den Küstenzonen, so auch in Süd-Ost-Schonen. Auf Bornholm wurde keine derartige Keramik gefunden, jedoch die typischen Pfeilspitzen der Typen A, B und C (nach Peter Vang Petersen 1993), (Nielsen, F. O. & P. O. 1990: 66).

Auch ist auf Bornholm im Gegensatz zum übrigen Dänemark wenig Fundmaterial der Einzelgrabkultur/Streitaxtkultur gefunden worden, abgesehen von den Hausgrundrissen und der Keramik (Abb. 18). Im Gegenzug scheint es erwartungsgemäß eine gewisse Kontinuität von der Trichterbecherkultur im MN I zu geben. Dies ist auch mit den Funden von Ndr. Grødbygård zu bestätigen. Hier in der Grube 165 (Abb. 22). Hier tauchen Grübchenornamente auf, die ein Einfluss der Grubenkeramischen Kultur aufweisen könnte. Auch ist die Ähnlichkeit zwischen den schnurverzierten Gefäßen (Typen A-C) und der frühen Bootsaxtkultur in Schonen auffallend. Technisch gesehen setzt diese Keramik dann die Trichterbecherkultur fort, hart gebrannt mit einer groben Magerung von stücken aus Granit von einer Größe bis zu 5 mm.

Andere Hinweise sind die Lehmscheiben und der Gebrauch von hängenden Dreiecken. Hierbei sollte beachtet werden, dass hier nicht auf interkulturelle Trends geschlossen werden kann, sondern, dass es lediglich lokale Entwicklungen sind, besonders im Hinblick auf Bornholms topographischen Vorraussetzungen einer Insel.

3.2 Steingeräte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Der Stein mit konzentrischen Zirkeln und Querlinien von Rispebjerg Nielsen, (F. O. &, P. O. & Kaul, F. 2002: 131 )

Eine Besonderheit auf Bornholm stellen mit Ritzlinien und Kreisen mit unterschiedlichen Motiven verzierte kreisförmige kleine Steine dar. Die meisten wurden gefunden im Zusammenhang mit Schichten von rotgebranntem Lehm, die Steine selber sind nicht gebrannt. Diese Schichten sind C-14 datiert auf 2900-2700 v- Chr. Damit sind die Steine der späten TRB zugehörig, was durch die Keramikscherben und Flintbeile aus dieser Zeit bestätigt wird. Ein ganz besonderer Stein ist ein nahezu kreisrund geschliffener 1995 entdeckter Stein. Die Fläche ist bedeckt mit konzentrischen Kreisen und kurzen radiären Linien, so mit wechselweise glatten und gravierten Zonen (Abb. 1). Bisher sind auf Rispebjerg an die 20 Exemplare (Abb. 34, 35, 36) solcher Steine aufgetaucht. Oft sind aber die Ornamentierungen sehr schwach gearbeitet, so das sie nur unter gesonderten Lichtbedingungen zu erkennen sind.

Sonst sind an Steingeräten die typischen dünnnackigen und dicknackigen Beile, Meißel der TRB und EGK gefunden worden: 1. als Depotfund, 2. als Grabbeigabe in den Dolmen oder Ganggräbern oder als Opferung/Deponierung bei den Palisaden oder in der Nähe davon bei den Erdwerken von u. a. Rispebjerg, und dann dort meist in einem durch Feuereinwirkung fragmentiertem Zustand, welches auch auf Rituale hindeutet (siehe Erdwerke und Depotfunde).

Diese Kreismotive von Rispebjerg (Abb.35) sind später als die Ganggrabzeit und so auch nicht direkt mit diesen verknüpft.. Auch wenn es wahrscheinlich ist, dass es um einen Ausdruck von Sonnenbildern handelt, ist diese Deutung mit großer Unsicherheit verbunden. Jedoch muss von den Ausgräbern festgestellt werde, dass diese ornamentierten Steinchen stark in Verbindung stehen mit der Ausübung der Religion, und nicht zum normalem Alltagsgebrauch.

3.3 Bernstein u. Kupfer

Drei Kupferflachbeile wurden auf Bornholm gefunden, dies sind für die Insel die einzigen Zeugnisse der aufkommenden Kupferbearbeitung im Neolithikum. Bernstein, vor allem in Form von Perlen wurde wie erwähnt schon in großer Anzahl in den Gräbern gefunden.

Sie sind sehr häufig genau in den Ganggräbern. Von sieben Anlagen sind sie bekannt, jedoch ist ihr Erhaltungszustand sehr schlecht, das nur selten genauere Formen differenziert werden können. In Hallebrøndshøj wurden 200 Perlen gefunden (Abb. 25 oben). Dies sind hauptsächlich spulenförmige und doppelaxtförmige Perlen und Perlen mit spitzovalem Querschnitt. Insgesamt wurden auch drei Kupferflachbeile (Slusegård, Verster Bredegård und Neksø) des Mittelneolithikums auf Bornholm gefunden (Klassen, Lutz, 2001: 342, 344, 347).

3.4 Knochengeräte

An Knochengeräten ist vom Fundmaterial nichts publiziert.

4. Siedlungsstrukturen

Die Siedlungen auf Bornholm geben einen hervorragenden Einblick in Siedlungen durchgehend vom Frühneolithikum bis zur Bronzezeit einen durchgehenden Einblick über Siedlungsstruktur und Hausbau. Ein solcher Einblick mit durchgehender Chronologie gewinnen wir nur selten an anderen Stellen Dänemarks oder gar Norddeutschlands. Beispiele können Vorbasse in Westjütland oder auch Wateringen in Holland sein (Jørgen, Jensen 2001: 285).

4.1 Siedlungsstrukturen auf Bornholm

Es wurden 108 verschiedene Wohnplätze lokalisiert, darunter mehrere mit permanenter Besiedlung. Die meisten Wohnplätze sind auf leichten und gut durchlässigen Sandböden angelegt (Abb. 3). Vom FN C an werden die Plätze auf Südbornholm größer und auch dort ist nun die hauptsächliche Besiedlung von Einzelgehöften, welches bedeutet das wahrscheinlich nicht mehr als zwei Häuser gleichzeitig bestanden haben (Nielsen, P.O. 1997: 199).

Die drei Hauptsiedlungen auf Bornholm Limensgård, Grødbygård und Vasagård liegen beide auf dem Südteil der Insel. So tragen diese Siedlungen dazu bei, neues Licht zu werfen, auf 1. die lokale Hausbautradition der späten Trichterbecherkultur und 2. die allmähliche Annahme neuerer kultureller Elemente durch die Streitaxtkultur.

4.2 Haustypologie (Abb. 16)

Im Frühneolithikum (3900- 3400 BC) herrschen infolge der wenigen Befunde Einzelhäuser und Einzelgehöfte vor, wie auf dem restlichem dänischem Festland. Dies ist nicht nur eine Tendenz auf Bornholm sonder auch auf dem übrigen Süd-skandinavischen Gebiet, sowie Holland und NW- Deutschland (Niedersachsen) erkennbar. Diese Einzelgehöfte weisen somit eine verteilte und mobile Besiedlung auf, die meist nach den archäologischen Befunden der Hausgrundrisse zu urteilen auf eine nur kurze Zeit der Besiedlung eines bestimmten Hauses hinweisen. In Dänemark ist dieses charakteristische Siedlungsmuster typisch für die Zeit der Großsteingräber und den Erdwerken wie Sarup auf Fünen aber auch die beiden von Vasagård Ost auf Bornholm. Niels H. Andersen schlägt vor, dass dies, Plätze für die Ausübung gemeinschaftlicher Rituale waren, der kleinen Einzelgehöfte verteilt hauptsächlich auf dem Südteil der Insel (Andersen, N., H. 1997, 311-318).

Bei Limensgård wurden zwei Häuser (Abb. 4) in Verbindung mit einer Kulturschicht, Flintgeräte und Keramik-Scherben aus dem FN ausgegraben. Auf 3900-3700 v. Chr. datieren diese und sind viel kleiner als aus den späteren Besiedlungsphasen (Nielsen, P.O. 1997: 197). So wurden auf Limensgård weitere 18 Hausgrundrisse aus dem Mittelneolithikum und 16 aus dem Spätneolithikum nachgewiesen. Das größte Haus (AB) hat die großen Maße von 44 m und 8-9 m Breite aus dem SN (Nielsen, P.O. 1999: 156). Nur die fünf Pfostenlöcher wurden vom Hause FJ registriert. Eine Botanische Großrestanalyse ergab das Nacktgerste und Weizen beide kultiviert wurden. Auf 3800 v. Chr. wird diese Probe aus einem Pfostenloch durch eine 14C Datierung datiert. Eine vollständigere Einsicht erhalten wir vom Haus FH auf Limensgård, ein zweischiffiges Langhaus mit abgerundeten Giebeln mit einer Länge von 18 m und einer Breite von 5,75 m (Abb. 7). Auch von anderen Orten in Dänemark sind diese relativ kleinen zweischiffigen Häuser bekannt. So datieren vom Frühneolithikum bis zum Mittelneolithikum die Häuser wie von Bygholm Nørremark in Ost-Jütland und Mossby auf Schonen und Brunneby im Östergötland, Ornehus auf Seeland. Zur Zeit der Ganggräberin Dänemark die Perioden MN AIb – III und in Norddeutschland die Periode der Tiefstichkeramik ist die Siedlungsstruktur jedoch fast völlig unbekannt, nur in SW Holland kann noch eine Tradition des zweischiffigen Langhauses registriert werden für diese Periode. So sind in dieser Periode zweischiffige Häuser mit einer Tendenz zu einem ovalen/ und oder ovalem Grundriss (Abb. 7).

Im Mittelneolithikum (Abb. 6) ändert sich die Siedlungsstruktur der dispersiven Einzelhäuser. Deutlich ist dies im MN AII um 3100 v. Chr. zu erkennen, wo der Bau von megalithischen Gräbern aufzuhören beginnt. So wurden auf Limensgård zwei Langhäuser mit einer Länge von 16 m durch Holzkohle in das Ende des Mittelneolithikums (MN A V) um 2800 v. Chr. datiert. Auch im mittleren Spätneolithikum um 2500 v. Chr. finden sich drei Hausgrundrisse von Limensgård, datiert hier durch verkohlte Getreidekörner (Nacktgerste) (Nielsen, P.O. 1997: 197). Ingesamt sind teilweise bis zu 18 Häuser nachgewiesen, wo die Erdwerke keine Kontinuität länger aufweisen (Nielsen, P.O. 1993).

Die Besiedlung der späten TRB (Abb. 2): Allein 16 Häuser sind vom MN AV der Grødby Phase bis zur folgenden Schnurkeramik auf dem Ausgrabungsgebiet von Grødbygård (Abb. 5) registriert. Das Haus A war 7 m breit und 22 m lang. Dies erweist sich als ein Haus, das weitaus größer ist, als die wenigen Funde aus dem FN (z. B. Haus AA auf Limensgård mit 13 m Länge und 7 m Breite) Das Dach wurde getragen von 5 Pfosten entlang der Achse des Daches und durch weitere schlankere Pfosten parallel mit der Wand, 1 m von dieser entfernt, unterstützt. Der Verbleib von Wandgräben konnte hier auch nachvollzogen werden. Infolge der 14C Daten datieren die Häuser von Grødby ca. 2800-2500 v. Chr., also in das Spätneolithikum (Nielsen, P.O. 1997: 201). Es ist anzunehmen - wenn eine Dauer der Bewohnung eines Hauses von 35 Jahren angenommen wird -, dass nicht mehr als zwei Häuser in dieser Siedlung gleichzeitig gewesen sein können. In den Pfostenlöchern wurden zum Haus A und dem benachbarten Haus B gehörig, Scherben des Grødbystils ausgegraben, benannt nach diesem Fundkomplex am Grødbygård. Das meist charakteristische für diesen Stil sind die tulpenförmigen Becher, oft dekoriert unterhalb des Randes mit „hängenden Dreiecken“. Der Grødbystil hat eine Anzahl von Gemeinsamkeiten mit der Keramik aus dem Mittelneolithikum A V, welche auf Bornholm durch den Vasagårdstil benannt nach der Siedlung auf Vasagård 6 km von Grødbygård gelegen. Illustriert werden die unterschiedlichen Keramikelemente dieses Stils besonders durch die Grube BA2 auf Grødbygård. Die Keramik der Grube beinhaltet Scherben von undekorierten Bechern und von Bechern mit großen, dreieckigen Ornamenten am Nacken, halb-kugelförmigen und schalenförmigen Gefäßen, mit schrägen Linien und horizontalen Eindrücken unterhalb des Randes und Vorratsgefäße mit Schnurleisten mit Fingerkuppeneindrücken am Rand oder an der Schulter. Auch Tonscheiben mit gewinkelten Mustern und strahlenförmigen Motiven sind nachzuweisen oder sie haben eine dreieckige Ornamentik, die an diejenige der Becher erinnert (Nielsen, P.O. 1997: 199).

Auf Grødbygård wurden neben den Rechteckhäusern auch vier Kreisförmige durch Pfosten-Löcher nachweisbare Anlagen ausgegraben, welche gleichzeitig waren mit den Langhäusern, doch deren Funktion ist nicht bekannt. In den Bereich 2870 – 2710 v. Chr. datiert die Struktur L Auch auf Vasagård wurden solche Pfostenkreise entdeckt. Hier ist eine dreiphasige Anlage (Abb. 14). einen präzisen Kreis bildend mit einem Durchmesser zwischen 5,15 m und 6, 5m.

In den Pfostenlöchern dieser Anlagen wurde gebranntes Material in Form von verkohltem Getreide, Knochenstümpfen und krakelierter Flint und Scherben von Tonscheiben mit Halbbogenornamentik (Nielsen, F. O. &, P. O. & Kaul, F. 2002: 125).

In der frühneolithischen Besiedlung Grødby ist das früheste Haus durch die Keramik auf ca. 3700 – 3500 v. Chr. datiert. Die nächste Phase die fassbar wird ist die MN A III und MN A V mit dem Vasagårdstil der Keramik (siehe oben Keramik).

Am Übergang MN A/B werden die Plätze besonders groß, von 1-3, 5 bis 10 ha. Die größte Siedlung ist Vasagård Ost mit 2,5 ha Fläche.

Im Mittelneolithikum (Abb. 2) verschwindet die große Besiedlungskonzentration auf Bornholm. Ein Phänomen, das im ganzen Gebiet der Trichterbecherkultur festzustellen ist, mit dem Beginn der Einzelgrabkultur/Streitaxtkultur/Schnurkeramik Komplex. Eine Ursache für die wenigen Funde von Häusern und Siedlungen dieser Zeit mag in daran liegen, dass die Häuser nicht in der Weise mit unterstützenden und tragenden Pfosten in den Boden gegraben, gebaut wurden. Auch das Fehlen von Abfallgruben ist auffällig und mag kennzeichnen, dass lehmverputzte Flechtwände nicht ausgeführt wurden, dass kein Lehm mehr für diese Wände gegraben wurde.

Erst zum Spätneolithikum (Abb. 2 & 30)) werden die Areale wie auf Limensgård wieder von einer größeren Gemeinschaft von Bauern besiedelt. Hier entstehen wieder dorfähnliche Häufungen von Häusern und vor allem das sich bis in die Bronzezeit fortsetzende zweischiffige Langhaus (P. O. Nielsen 1998: 16-24). So sind für diese Zeit 16 Langhäuser auf Limensgård ausgegraben. Das größte Haus (Haus AB) hat die Maße von 44 m und 8-9 m Breite mit einer Zunahme des Abstandes zur Wand an beiden Enden (Ab. 8). Drei Reihen von Pfosten tragen das Dach: Eine Reihe in der Längsachse mit tief eingegrabenen großen Pfosten. Und zwei Reihen als stützende Träger der Wand und des Daches (Nielsen, P.O. 1999: 156).

So wurden Häuser mit abgesengtem Boden bis zu den Funden von Limensgård auf Bornholm und Fosie auf Schonen, als typisch für die Zeit des Spätneolithikums dargestellt.

4.3 Besiedlung im Kontext

Auf Jütland wurden zum Beginn der Einzelgrabkultur (EGK) die weniger fruchtbaren Böden zur Besiedlung genutzt. Hier ist der Wandel auch mehr abrupt zu verzeichnen und das besiedelte Gebiet vergrößerte sich deutlich im Verhältnis zu früheren Perioden (Nielsen, P.O. 1993: 95). Im Gebiet um Herning auf Nordjütland z. B. erscheint es oft, dass die Einzelgrabkultur ihre Siedlungen dort hat, wo die späte Trichterbecherkultur siedelte.

4.4 Erdwerke

Auf Bornholm sind auch drei Erdwerke in jüngster Zeit entdeckt worden und diese wurden teilweise ausgegraben bzw. Sondagen wurden vorgenommen. Der bekannteste ist Vasagård (Abb. 10) Ost 2, 5km NW von Limensgård. Dieses Erdwerk wurde in Verbindung mit einer Ausgrabung des Dolmens von Vasagård gefunden (Nielsen, F. O. & P. O. 1990: 60). Das ganze Gebiet hat einen Durchmesser von 225 m und umfasst 2,5 ha. Die Nutzung wird durch Keramik aus dem EN C bis zum MN A V bezeugt. Nach anfänglicher Nutzung als Erdwerk wurde es im Mittelneolithikum (MN A 3000 BC) als Siedlungsplatz genutzt was die verfüllten Gräben mit viel Siedlungsmaterial aus dem MN III und AV bezeugen. Hier sind normale Siedlungsaktivitäten zu verzeichnen neben dem Bau von mehrfachen Palisaden um den Ort herum. Nahe den Palisaden wurden kleine Gruben oder Gräben mit Deponierungen (Abb. 33) von ungebranntem und gebranntem Flintwerkzeugen gefunden (Nielsen, P.O. 1999: 153). Sowohl bei den Gruben als auch bei den Palisaden fanden sich ganze Flintbeile und Meisel niedergelegt, zugehörig waren gebrannte Reste von Flintwerkzeugen. Es bleibt nicht nur bei Einzelnen Funden solcher gebrannten Flintreste (Abb. 29). Sie scheinen großflächig an verschiedenen Plätzen des Erdwerkes vorzukommen. Nielsen & Kaul (2002: 126) geben hier die Möglichkeit einer Ablegung des Überschusses an Flint und Flintgeräten in Zusammenhang mit verschiedenen Opferzeremonien an.

Ein weiteres bedeutendes Erdwerk ist das 1996 teilweise ausgegrabene Erdwerk von Rispebjerg (Abb. 9 & 13). Die Geologie und Landschaft erinnert hier auch an Vasagård. In direkter Nähe zur neolitischen Anlage befindet sich eine Halbkreiswallanlage genannt „Ringborgen“ mit einem Durchmesser von 115 m aus der Eisenzeit, die 150 und 1958 ausgraben wurde. Diese Anlage hatte auch eine vorgelagerte Vorburg (Nielsen & Kaul 2002: 129). Diees Erwerk ist wie Vasagård von zwei starken Palisaden mit Pfosten bis zu 30 cm Durchmesser umgeben worden, das durch Such- und Sondagegräben nachgewiesen wurde.

Das neolitische Erdwerk in Verbindung mit einer Siedlung auf dem gleichen Platz hatte deutlich größere Ausmaße sich nach Osten erstreckend als die den Ringborgen mit der Vorburg.

Weiter konnten hier Reste und Gräben von nicht weniger als 14 Palisaden, wobei mehrer von diesen zu doppelten Palisaden verknüpft werden können.. Die Überschneidungen in den Gräben weisen nach, das die Palisaden sich abgelöst haben,. So sind auch dicke Siedlungsschichten die den Zeitraum von der Ganggrabzeit mit Hauptgewicht im letzten Teil der Trichterbecherkultur dokumentiert. Das Fundmaterial ähnelt wiederum dem von Vasagård. So sind Auch Pfostenlöcher der Langhäuser und besonders mehrer Runde Anlagen (Abb. 14) deren Funktion unbekannt ist – aber wohl im religiösen Bereich zuzuordnen sind, aufgedeckt worden Nielsen & Kaul (2002: 130).

[...]


[1] OxA- 2895: 5000+/- 70 bp, kalibriert 3890-3780 BC, mit Standardabweichung 3950-3700 BC

[2] Für die relativchronologische z. T. absolut datierte Keramikabfolge siehe Abb. 17.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die jüngere Steinzeit auf Bornholm
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Ur- und Frühgeschichte)
Veranstaltung
Neolithische Gesellschaften im nördlichen Mitteleuropa und Südskandinavien
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V90340
ISBN (eBook)
9783638052603
ISBN (Buch)
9783638945592
Dateigröße
1728 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Steinzeit, Bornholm, Neolithische, Gesellschaften, Mitteleuropa, Südskandinavien
Arbeit zitieren
Hilthart Pedersen (Autor:in), 2006, Die jüngere Steinzeit auf Bornholm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90340

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die jüngere Steinzeit auf Bornholm



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden