„Wehe dem Mutterherzen, welchem die Vollziehung dieser Pflicht nicht süß, nicht leicht wird, wehe der Mutter, die sich nicht in jedem Verlangen des Säuglings nach ihrem Busen, in dem sichtbaren Wachstum des Kindes, in dem Lächeln nach dem Genusse, in dem Suchen seiner Händchen für die Beschwerden, zehnfach belohnt fühlt. Was ist schöner als das Bild einer glücklichen Mutter. Liebe und Sitte und wahre Kindsliebe sind das Element des Weibes.“
Die vorliegende Arbeit widmet sich dem 1796 erschienen Roman ‚Luise’ von Therese Huber. Die hier zitierte Aussage einer Zeitgenossin deutet auf einen Diskurs des 18. Jahrhunderts hin, dessen Analyse, obwohl gar nicht zu den zentralen Anliegen des genannten Romans gehörend, interessante Ergebnisse verspricht: Es ist die Rede von dem neuen ‚Weiblichkeits- bzw. Mütterlichkeitsdiskurs’, der am Ende des 18. Jahrhunderts zu einer historischen Wende der Frauenrolle innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft führen sollte.
Der Roman soll nun in Bezug auf seine Positionen hinsichtlich dieses historischen Wandels des Mutterbildes untersucht werden. Wie zeigt sich ‚Mutterschaft’ als Rollenbild bei Therese Huber?
Die Antwort findet sich in der Beziehung der beiden zentralen Romanfiguren Madame N. und ihrer Tochter Luise, in der sich die Auseinandersetzung zwischen der tradierten distanziert-ablehnenden Mutterschaft und einer neuen hingebungsvollen Mutterrolle manifestiert. Die Arbeitshypothese, die der Interpretation des Textes deshalb zu Grunde liegt, lautet: Therese Huber will ihre Leserinnen im Zuge der sich wandelnden Rolle der Frau zu einer fürsorglichen, aufopferungsvollen und zärtlichen Mutterschaft erziehen. Allerdings findet sich an keiner Stelle des Werkes eine nennenswerte Kritik daran, dass dieses Rollenverständnis die individuelle Freiheit der Frau wiederum in höchstem Maße beschneidet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mutter ohne Muttergefühl?
- Eine revolutionäre Wende: der "Mythos Mutterliebe" entsteht.
- Therese Hubers "Luise" im Spiegel der "neuen Mutterschaft"
- Madame N. als Symbol der alten Mutterschaft'
- Die heilige' Beziehung zwischen Mutter und Kind..
- Die weibliche Kommunikationssituation im Roman als Erziehungsinstrument….....
- Der Mutter alle Ehre..
- Luise muss sterben?
- Fazit..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Roman "Luise" von Therese Huber und analysiert dessen Darstellung der Mutterschaft im Kontext des neu entstehenden Mutterbildes im späten 18. Jahrhundert.
- Die Entwicklung des "neuen Mütterlichkeitsdiskurses" im 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Mutterliebe im Wandel der Zeit
- Die Darstellung von "Mutterschaft" in Therese Hubers "Luise"
- Der Vergleich zwischen der "alten" und "neuen" Mutterschaft im Roman
- Die Bedeutung der weiblichen Kommunikation im Erziehungsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext der "neuen Mutterschaft" dar und erläutert die Bedeutung des Romans "Luise" für die Analyse dieses Themas.
- Das erste Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Mutterschaftskonzepts bis zum 18. Jahrhundert. Es wird gezeigt, dass die Mutterliebe in dieser Zeit noch nicht als naturgegeben galt, sondern eher als gesellschaftliches Ideal angesehen wurde.
- Das zweite Kapitel analysiert den "Mythos Mutterliebe" und seine Entstehung im Kontext des gesellschaftlichen Wandels.
- Das dritte Kapitel widmet sich der Darstellung von "Mutterschaft" im Roman "Luise" und untersucht die Beziehung zwischen Madame N. und ihrer Tochter Luise als Beispiel für die Auseinandersetzung zwischen der "alten" und "neuen" Mutterschaft.
- Das vierte Kapitel erörtert die Bedeutung der weiblichen Kommunikation im Erziehungsprozess im Roman und analysiert die Rolle der Mutter als Erziehungsinstrument.
Schlüsselwörter
Mutterschaft, Mutterliebe, Weiblichkeit, Mütterlichkeitsdiskurs, 18. Jahrhundert, Therese Huber, Luise, Roman, Gesellschaftswandel, Erziehung, Kommunikation, Frauenrolle.
- Arbeit zitieren
- Lilli-Marie Lauschus (Autor:in), 2006, Der neue Mutterschaftsdiskurs im 18. Jahrhundert und seine Verarbeitung in Therese Hubers Roman 'Luise' (1796), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90342