Die Einflussnahme von Private-Equity-Gesellschaften auf Beteiligungsunternehmen


Diplomarbeit, 2007

99 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitende Worte zur Thematik

2. Methodologie

3. Besonderheiten des deutschen Private Equity-Marktes
3.1. Fakten und Zahlen
3.2. Wirtschaftliche und soziale Hintergründe

4. Charakteristika von Private Equity-Investments
4.1. Anteil der Beteiligung
4.2. Form des Kapitals
4.3. Lebenszyklus des Beteiligungsunternehmens
4.4. Exit

5. Ausrichtung und Refinanzierung der Marktteilnehmer
5.1. Unabhängige Private Equity-Gesellschaften
5.2. Bankenabhängige Private Equity-Gesellschaften
5.3. Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
5.4. Corporate Venture Capital-Gesellschaften

6. Methoden der Einflussnahme von Private Equity- Gesellschaften
6.1. Financial Engineering
6.2. Governance Engineering
6.3. Operational Engineering

7. Diskussion: Die Bedeutung von Private Equity für Beteiligungsunternehmen
7.1. Position der Altgesellschafter
7.2. Position des Managements
7.3. Position der Banken
7.4. Position der Gewerkschaften
7.5. Position des Staates
7.5.1. Volkswirtschaftliche Bedeutung
7.5.2. Rechtliche Rahmenbedingungen

8. Reflexion

Quellenverzeichnis

Anhang 1: Fragebogen

Anhang 2: Fragebogen

Anhang 3: Telefon-Interview

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3.1 Private Equity-Investment und BIP in Europa und den USA

Tabelle 3.2 Private Equity-Portfolios in Europa

Tabelle 4.1 Ausgestaltungsmöglichkeiten von Mezzanine- Kapital

Tabelle 4.2 Investments 2006 geordnet nach Unternehmens- zyklen

Tabelle 5.1 Fundraising in Europa und Deutschland (Mrd. €)

Tabelle 5.2 Ausländische und heimische Investments in Deutschland

Tabelle 7.1 Entwicklung der Leverages im Zeitablauf

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 4.1 Risiko und Rendite von Mezzanine-Kapital

Abbildung 4.2 Investments nach Lebenszyklen im Zeitablauf

Abbildung 7.1 Die Nutzung von Finanzierungsinstrumenten

Abbildung 7.2 Umsatzentwicklung nach Unternehmenslebenszyklen (Median 2000 - 2004)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitende Worte zur Thematik

Gegenstand dieser Arbeit ist Private Equity (PE): die Allokation von Beteiligungskapital durch Investmentgesellschaften mit dem Ziel eines zukünftigen profitablen Verkaufs. Neben dem Eigenkapitalcharakter (daher „equity“) ist die außerbörsliche (daher „private“)1 Finanzierung regelmäßig kennzeichnend.

Die Tätigkeit von Venture Capital-Gesellschaften wird somit im dieser Arbeit unterliegenden Verständnis von PE eingeschlossen.2 Der Fokus der Betrachtung liegt jedoch auf Buy-outs, weil die Einflussnahme von PE-Gesellschaften in diesen Transaktionen aufgrund der geänderten Eigentumsverhältnisse naturgemäß höher ist.

Zum Anderen soll insbesondere die Situation in Deutschland betrachtet werden, da hier - trotz oder gerade wegen der relativ geringen Verbreitung von PE3 - der Einfluss von PE- Gesellschaften auf Beteiligungsunternehmen oft kritisch4 gesehen wird. Auch in Debatten unter Studenten5 und Analysten in der Frankfurter Bankwirtschaft ist Private Equity ein beliebtes Thema. Nach subjektiver Wahrnehmung, die ich in Studium und Praxisaufenthalten gewinnen konnte, ist die PE- Industrie in der Gunst der finanzwirtschaftlich orientierten, Arbeit suchenden Absolventen und Berufsanfängern in jüngster Vergangenheit vor das Investmentbanking auf Rang eins gestiegen. Neben der Aussicht auf hohe, erfolgsabhängig steigende Einstiegsgehälter6 lockt die Verantwortung, über Wohl und Wehe ganzer Unternehmen zu entscheiden, denn „die Beteiligungsbranche dreht ein großes Rad, ein sehr großes“7.

Ausgangspunkt dieser Arbeit war deshalb, folgende Fragen zu beantworten: Wie arbeiten PE-Gesellschaften? Welche Investment- und welche Managementpolitik verfolgen sie? Wie gelingt es PE-Gesellschaften überdurchschnittliche Renditen für ihre Investoren zu erwirtschaften?

Die Frage, welche Hebel mit welchem Resultat PEGesellschaften in Bewegung setzen und ferner, welche Auswirkungen dies für die Beteiligungsunternehmen hat, führte schließlich zur Themenstellung dieser Arbeit, die die oben genannten Fragen umklammert: Die Einflussnahme von PEGesellschaften auf Beteiligungsunternehmen.

Die Motivation, mich diesem Komplex zu widmen, entnahm ich, neben dem Wunsch, mein Studium an der Fachhochschule Münster mit dieser Diplomarbeit abzuschließen, vor allem aus dem Interesse an der PE- Industrie. Dieses ist im Laufe meines Studiums so weit angewachsen, dass ich während der Arbeit an dieser Studie mit der Suche nach einer Einstiegsposition im Bereich der Beteiligungsfinanzierung begonnen habe. Leider werden nur wenig mehr als 1000 Professionals in den Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften beschäftigt8.

2 Methodologie

Klaus-Jörg Meier9, Investment Manager der Beteiligungsgesellschaft DZ Equity Partner GmbH, antwortete auf die Frage nach den Risiken einer PE-Finanzierung für das Beteiligungsunternehmen: „Risiken können nur die Stakeholder haben: Gesellschafter, Arbeitnehmer, Management, sonstige Stakeholder“.10 Diese Antwort weckte mehr Fragen als sie beantwortete. Ihre Bedeutung für diese Arbeit ist mit Blick auf die Gliederung schnell zu erkennen, die durch sie inspiriert wurde.

Aufgrund ihrer hervorgehobenen Stellung als bedeutende Eigenkapitalinvestoren, erfährt das Engagement von PE- Gesellschaften tatsächlich von fast allen Anspruchsgruppen eines Unternehmens, im Englischen Stakeholder genannt, besondere Beachtung. Da deren Interessen nicht immer reibungsfrei harmonieren, wird auch der Einfluss einer PE- Beteiligung nicht von allen Stakeholdern in gleicher Weise erfahren. Deshalb wird „Die Einflussnahme von PE- Gesellschaften auf Beteiligungsunternehmen“ (so die Themenstellung dieser Arbeit) in ihrer Ausarbeitung nach den wichtigsten Anspruchsgruppen gegliedert.

Die Betrachtung der Besonderheiten des deutschen Marktes (Kapitel 3), der Charakteristika von PE-Investments (Kapitel 4) sowie der Marktteilnehmer (Kapitel 5) bilden das Fundament zum Verständnis dieser Arbeit.

Ausgangspunkt der anschließenden Analyse sind die Wertschöpfungsansätze der PE-Gesellschaften: Financial, Operational und Governance Engineering. Anschließend wird deren Bedeutung für die Stakeholder, mit Schwerpunkt auf die Altgesellschafter, das Management und die Gewerkschaften aufgezeigt. Auch die Position der Banken und des Staates wird behandelt.11

Von der gewählten diskursiven Struktur erhoffe ich mir, auf dem „Prozess einer Aushandlung von individuellen Geltungsansprüchen der einzelnen Akteure“12 eine stärkere Bindung des Leserinteresses zu erreichen.

Für die Wahl der Gliederung spricht weiterhin, dass Thesen zur Einflussnahme von PE-Gesellschaften bewusst im Kontext der Gruppenzugehörigkeit beurteilt werden können. An dieser Stelle ziemt es sich, den Leser über die Position der Gruppe aufzuklären, der ich selbst angehöre. Die Freie Demokratische Partei, hat im Juli 2007 einen Kongress zum Thema „Private Equity: Perspektiven für den Standort Deutschland“13 veranstaltet. Auf diesem lobt der „FDP- Finanzexperte“14 Frank Schäffler vor allem die „wichtige Bedeutung für den Mittelstand“15. Auch die an gleicher Stelle geäußerte Hoffnung des Parteivorsitzenden Guido Westerwelle, dass „Kapitalströme keinen Bogen um Deutschland machen“16, verdeutlicht die grundsätzlich offene Haltung der Liberalen gegenüber der Private Equity-Branche.

Um der Kontroversität des Themas gerecht zu werden, sind zum Teil wörtliche Äußerungen von Repräsentanten bestimmter Anspruchsgruppen eingearbeitet worden. Auch meine persönliche Sicht auf das Wirken von PE-Gesellschaften wird abschließend in der Reflexion dargestellt. Weder mir noch den zitierten Personen soll dabei ein Alleindeutungsanspruch eingeräumt werden. Vielmehr soll die Arbeit dazu beitragen, Diskussionen zu entfachen, statt sie zu beenden.

3 Besonderheiten des deutschen Private Equity-Marktes

3.1 Fakten und Zahlen

In Größe und Bedeutung unterscheidet sich der deutsche PEMarkt von reifen Märkten wie Großbritannien oder den Vereinigten Staaten von Amerika. Tabelle 3.1 ermöglicht einen Vergleich des Volumens von PE-Investments mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Europa und den USA. In Relation zum Bruttosozialprodukt sind PE-Investments in Großbritannien sechs Mal so hoch wie in Deutschland.

Tabelle 3.1 Private Equity-Investment und BIP in Europa und den USA

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BVK, n.d.a., S. 3.

Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass der deutsche Markt noch verhältnismäßig jung ist. Privat geführte PE-Firmen existieren in Deutschland erst seit 1983, als die Venture Capital-Euphorie von den Vereinigten Staaten von Amerika ins Land kam.17

Anstatt in der Folgezeit mit hohen Raten aufzuholen, ist Deutschlands Marktwachstum aber noch immer unterdurchschnittlich wie die folgende Tabelle zeigt. Dies lässt sich der folgenden Tabelle entnehmen.

Tabelle 3.2 Private Equity-Portfolios in Europa

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BVK (2006a), S.13; eigene Berechnungen

3.2 Wirtschaftliche und soziale Hintergründe

Die geringe Verbreitung von Private Equity in Deutschland hat vielfältige Ursachen. Klaus-Jörg Meier, Investment Manager der Beteiligungsgesellschaft DZ Equity Partner, vermutet die Ursache im Aufbau der deutschen Wirtschaft: „Grund ist, dass Deutschland eine vergleichsweise stark ausgeprägte mittelständische Unternehmensstruktur hat. Deutsche mittelständische Unternehmen finanzieren sich traditionell stärker über Fremdkapital.“18

Im Vergleich mit den USA, Großbritannien und Japan wird deutlich wie stark die Fremdfinanzierung bei hiesigen Unternehmen ausgeprägt ist: Einen Anteil von über 40 Prozent Kreditfinanzierung erreicht innerhalb der Vergleichsgruppe nur Deutschland.19 Folglich kann „insbesondere Deutschland als Vertreter bankenorientierter bzw. -dominierter Unternehmensfinanzsysteme bezeichnet werden“.20

Historisch bedingt ist die überwiegende Fremdfinanzierung durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der ein Aufleben der PE-Branche in Deutschland nicht zuließ.21 Aber auch in heutiger Zeit sehen mittelständische Unternehmen offenbar noch wenig Anreiz, die Art ihrer externen Finanzierung zu ändern: „Nicht einmal jedes zehnte kleine oder mittlere Unternehmen in Deutschland nutzt moderne Finanzierungs- instrumente wie Factoring oder Asset Backed Securities. Stattdessen setzen diese Firmen vor allem auf den klassischen Bankkredit“, denn: „Mittelständler lassen sich nur ungern in die Karten‘ schauen“. 22

Eigenkapitalinvestoren verlangen jedoch nicht nur nach Transparenz auf Seiten des zu finanzierenden Unternehmens. Praktische Erfordernisse wie die Erstellung eines Business Plans sowie die Notwendigkeit eines Auswahlprozesses erfordern auf Seiten des Beteiligungsunternehmens Know-how, das dieses oftmals nicht gewillt oder in der Lage ist aufzubringen.23

Wenn die Anforderungen einer externen Finanzierung im Vergleich zwischen PE und einer Kapitalmarktfinanzierung noch für erstere sprechen mögen, so ist eine Kreditfinanzierung aufgrund einer möglichen und in Deutschland üblichen Besicherung des Darlehens sowie einer eventuell langfristig gefestigten Hausbankenbeziehung doch deutlich unkomplizierter.24

Steuerliche sowie weitere gesetzliche Rahmenbedingungen25 wirken sich zudem nachteilig auf die Attraktivität von PE aus.

Zusammenfassend beschreibt Ann-Kristin Achleitner, wissenschaftliche Direktorin des Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) und Inhaberin des KfW- Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial Finance an der TU München, die vor allem aus dem Mittelstand geringe Nachfrage nach PE: „Externes Eigenkapital kommt erst in Betracht, wenn alle anderen Möglichkeiten der Finanzierung ausgeschöpft sind“.26

Widrige Rahmenbedingungen paarten sich in den vergangenen Jahren zudem mit einem gravierenden Imageproblem der PE-Branche. In 2005 verglich der deutsche Vizekanzler Franz Müntefering internationale Finanzinvestoren mit Heuschrecken, die seiner Meinung nach für eine steigende Zahl von Unternehmensinsolvenzen und Arbeitnehmer- entlassungen verantwortlich seien27. Verschiedene andere Politiker und Gewerkschaftsführer argumentierten in der gleichen Weise und sogar das deutsche Grundgesetz mahnt: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“28 Dies lässt auf eine weit weniger kapitalistische Gesellschaft schließen als sie beispielsweise in Großbritannien und den USA anzutreffen ist.

Aktuelle Reformen und Regulierungen tendieren, die Attraktivität von PE zu erhöhen. Im Zuge der Einführung des „Basel II“-Akkords, der zu einer strikter regulierten Kreditvergabe führt, versuchen viele Unternehmen ihre Kapitalstruktur im Sinne einer höheren Eigenkapitalquote zu verbessern. Aber „auch bei der Auswahl der alternativen (dem wirtschaftlichen Eigenkapital zurechenbaren) Finanzierungs- instrumente zeigt sich ein Unterschied zwischen Deutschland und dem angelsächsisch geprägten Markt: 2005 wurden nur rund 74% der Investitionen in Form von echtem Eigenkapital getätigt“.29 Der restliche Anteil wurde in Form von Mezzanine30 und anderen eigenkapitalähnlichen Mitteln aufgenommen, die den Verlust unternehmerischer Kontrolle vermeiden.

Allerdings scheuen nicht nur Beteiligungsunternehmen einen extensiven Gebrauch von PE. Professionals berichten, dass sie auch im Gespräch mit potentiellen Fondsinvestoren teils auf Vorbehalte stoßen31.

4 Charakteristika von Private Equity-Investments

PE kann als Investment-Partnerschaft generalisiert werden, die im Durchschnitt etwa sieben Jahre andauert32. Dessen ungeachtet gibt es eine große Zahl an Ausgestaltungs- möglichkeiten für die PE-Gesellschaft und das Beteiligungs- unternehmen.

Der Einsatz von PE kann nach folgenden Charakteristika differenziert werden: Anteil der Beteiligung, Form des Kapitals, Lebenszyklus des Beteiligungsunternehmens, Weise des Ausstiegs (Exit) der PE-Gesellschaft.

4.1 Anteil der Beteiligung

Im Gegensatz zu strategischen Investoren (auch „Corporates“ genannt) investieren die meisten in Deutschland tätigen PE- Firmen in Minderheitsbeteiligungen33. Dies hat zwei Vorteile:

Das Beteiligungsunternehmen (beziehungsweise der Alteigentümer) behält die Entscheidungshoheit und die PE- Gesellschaft muss keine Kontroll-Prämie zahlen. Bei einer Mehrheitsbeteiligung oder gar einer vollständigen Übernahme ist die Gestaltungsmacht des PE-Investors naturgemäß höher.

4.2 Form des Kapitals

Das Prinzip der Vertragsfreiheit gewährt vielfältige Ausgestaltungen von PE-Investitionen zwischen rechtlichem Eigen- und Fremdkapital. Mischformen, die teils Kredit- teils Eigenkapitalcharakteristika aufweisen, werden Mezzanine genannt. Der Ursprung des Wortes ist italienisch (mezzanino) und bezeichnet ein Zwischenstockwerk.

Mögliche Formen sind (typische und atypische) stille Beteiligungen, Gesellschafterdarlehen, Nachrangdarlehen und Genussscheine. Die einzelnen Ausgestaltungen werden oft in Grafiken wie der folgenden dargestellt.

Abbildung 4.1 Risiko und Rendite von Mezzanine-Kapital

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dank der unzähligen Möglichkeiten individueller

Vereinbarungen34, tendieren solche Darstellungen oft zur Vereinfachung, wo distinguierte Information von Nöten ist. Diese Arbeit verzichtet daher bewusst auf eine tiefgehende Präsentation einzelner Formen von Mezzanine-Kapital und empfiehlt eher die unternehmensspezifischen Konditionen der PE-Gesellschaften zu vergleichen.

Folgende Darstellung ist einer Präsentation35 von Guido Block, Investmentmanager der WGZ Initiativkapital GmbH, entnommen. Sowohl zu verallgemeinernde Charakteristika wie die potentielle Zurechenbarkeit zum wirtschaftlichen Eigenkapital als auch die Bandbreite der Ausgestaltungsmöglichkeiten werden sichtbar.

Tabelle 4.1 Ausgestaltungsmöglichkeiten von Mezzanine- Kapital

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Block (2006), S. 22

4.3 Lebenszyklus des Beteiligungsunternehmens

Private Equity kann grob in Früh- und Spätphasenfinanzierung gegliedert werden. Ersteres beinhaltet die Vergabe von „Seed“Kapital zur Entwicklung von Geschäftsideen und -produkten sowie „Start-up“-Kapital zum Aufbau des Unternehmens.36 Ein Frühphaseninvestment ist höheren Risiken ausgesetzt, weil ein Investment oft nur auf der Basis eines Business Plans beurteilt werden kann - ohne jegliche Vergleichswerte.

Venture Capital wird oft als Synonym für Frühphasenfinanzierung benutzt. Allerdings sind Venture Capital Investoren neben der Frühphasenfinanzierung oft auch auf andere Stadien im Unternehmenslebenszyklus mit hohem Risiko und hoher Rendite spezialisiert: Expansion, Replacement (wenn ein früherer Anteilseigner ausscheiden möchte), Turn-around und Bridge financing (Brückenfinanzierung bspw. in Vorbereitung eines Börsenganges).

Unter Spätphasenfinanzierung wird oft eine Wachstumsfinanzierung oder ein Buy-out verstanden. Grob gegliedert gibt es drei Arten von Buy-outs: den Management Buy-out (MBO) - eine Übernahme des

Beteiligungsunternehmen durch dessen eigenes Management, den Management Buy-in - eine Übernahme durch externes Management und den Leveraged Buy-out - eine Übernahme mit Hilfe eines sehr hohen Fremdkapitalanteils37. Schon aus praktischen Erwägungen tritt selten einer der genannten Buy-outs in Reinform auf. So ist das Management eines Unternehmens in den seltensten Fällen in der Lage, den Alteigentümer ohne fremde Hilfe herauszukaufen. Die tatsächlichen Gegebenheiten ziehen dann oft eine Kombination mit einem Leveraged Buy-out nach sich.38

Wenn internes und externes Management gemeinsam ein Unternehmen übernehmen, wird auch von einem Buy-in- Management-Buy-out (BIMBO) gesprochen.

Die folgende Tabelle zeigt die vom Gesamtvolumen relativ hohe Bedeutung von Buy-outs und die dennoch große Anzahl von Venture Capital-Finanzierungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BVK (2007c), S. 22

Die Änderungen des Investment-Verhaltens im Zeitablauf, insbesondere die wachsende Bedeutung von LBOs zeigt die untenstehende Grafik.

Abbildung 4.2 Investments nach Lebenszyklen im Zeitablauf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BVK (2007c), S. 12

4.4 Exit

Außer in Fällen ungewöhnlicher Gewinnverteilung oder zwischenzeitlicher Neustrukturierung der Passivseite der Unternehmensbilanz, bspw. aufgrund einer unerwartet positiven Unternehmensentwicklung, generieren PE-Firmen den Ertrag ihrer Investition grundsätzlich zum Zeitpunkt des Ausstiegs.39 Der Exit kann im Wesentlichen nach folgenden Wegen unterschieden werden: Initial Public Offering (Börsengang der Beteiligung, kurz IPO genannt), Trade Sale (Verkauf an einen strategischen Investor), Secondary Purchase (Weitergabe der Beteiligung an eine andere PE-Gesellschaft), Buy-back (Rückkauf durch die Alteigentümer) oder im Fall des Misserfolgs: Totalausfall.

Ein IPO wird als Königsweg der Ausstiege betrachtet, weil er empirisch die höchsten Renditen ermöglicht40. Eine Studie des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsge- sellschaften41 zeigt, dass mehr als 90 Prozent der befragten PE-Gesellschaften die Relevanz des Marktes für IPOs als wichtig bis sehr wichtig für den PE-Markt einschätzen.

Gleichwohl ist der Börsengang nicht der meistgewählte Weg zum Ausstieg42.

Der Trade Sale ist besonders in Zeiten vorsichtiger Kapitalmarktteilnehmer die bevorzugte Exit-Option, weil industrielle Investoren oft bereit sind, eine Prämie auf den Unternehmenswert zu zahlen, um Zugriff auf potentielle Synergien zu erhalten.

Unterschiedliche Bewertungen, liquiditätsgetriebene Anreize zur (Des-)Investition oder strategische Neuausrichtungen, vor allem auch unter Portfoliogesichtspunkten (in Bezug auf Kumulierung oder Ausgleich von Risiken), sind mögliche Ursachen für einen Secondary Purchase.

Ebenso können die Alteigentümer (oder zumindest ein Teil von ihnen) die Anteile der PE-Gesellschaft zurückkaufen. Solch ein Rückkauf wird manchmal schon zu Beginn der Partnerschaft vereinbart. Ein praktisches Verfahren ist dann die Rückzahlung von Mezzanine-Kapital.

Ein eher tragisches Ende des Kapital-Engagements ist der Totalverlust. PE-Gesellschaften kalkulieren gemäß einer „Faustformel“43 mit bei zehn Investments mit zwei bis drei Ausfällen. Aufgrund des erhöhten Risikos einiger Venture Capital-Investments, beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen Totalverlust gemäß einer EVCA-Studie 30 Prozent, die eines Teilverlustes 42 Prozent.44

5 Ausrichtung und Refinanzierung der Marktteilnehmer

PE-Anbieter sind keine homogene Masse; es gibt verschiedene Gesellschaften mit unterschiedlichen Zielen und Strategien, deren Unterschiede im Folgenden genauer betrachtet werden sollen.

Neben der strategischen Ausrichtung der Firmen ist ihre Refinanzierung von Bedeutung, da sie Aufschluss auf die finanziellen Möglichkeiten gibt. Auf eine Diskussion der strategischen Optionen hinsichtlich der Refinanzierung von PEGesellschaften wird jedoch verzichtet, da kein direkter Zusammenhang mit der Einflussnahme auf die Beteiligungsgesellschaften besteht.45

Grob gegliedert ist zwischen unabhängigen und bankenabhängigen Gesellschaften, mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGen) sowie Corporate Venture Capital-Firmen zu unterscheiden.

Wie zuvor beschrieben, entwickelte sich PE in der heute bekannten Form vor etwa 20 Jahren in Deutschland. Die Ursprünge dieses Finanzinstruments liegen mehr als 100 Jahren zurück, in den Investmentaktivitäten reicher Familien. Die heutzutage als so genannte Business Angels oder Family Offices auftretenden Privatpersonen werden jedoch ob ihres geringen Einflusses auf das Marktgeschehen ebenso wie die durch Einführung eines Investivlohns möglichen Mitarbeiter- beteiligungen nicht näher betrachtet.46

5.1 Unabhängige Private Equity-Gesellschaften

International führend sind heutzutage unabhängige britische und US-amerikanische Firmen, die teils milliardenschwere Fonds verwalten. Ein Blick auf das Fundraising der Branche

Private Equity GmbH, in Bezug auf bankenabhängige Gesellschaften geteilt: „Das sind interne Entscheidungen, die die HSH betreffen und über die möchte ich nicht mit Ihnen sprechen. Wir wollen ja nicht über die HSH Nordbank, sondern über Private Equity reden.“ zeigt, dass rund zwei Drittel der eingeworbenen Mittel privaten Gesellschaften zufließen47.

Dabei kommt auch ein finanzieller Anreiz für führende Angestellte privater PE-Gesellschaften zum Tragen. Neben der anteiligen Rendite durch die potentielle Mitbeteiligung am Investment erhalten sie eine Management-Fee, d. h. einen Prozentsatz der eingesammelten Investorengelder.48

Neben einem erfolgreichen Investment ist also das Geschick beim Fundraising von Bedeutung. Wobei jedoch ein starker Zusammenhang zu vermuten ist: eine Gesellschaft mit einem schlechten track record, d. h. einer schlechten Erfolgsgeschichte, wird große Schwierigkeiten haben, Investoren zu finden.

Überwiegend finanzieren sich unabhängige PE-Firmen mit Hilfe von Pensionsfonds, Stiftungen und Dachfonds, wobei Banken und Versicherer in Deutschland die größte Investorengruppe stellen.49

Der Erfolg im Fundraising dient als Beleg für die schnell wachsende Popularität von PE in Europa wie die folgende Tabelle zeigt. Analog zu den bisherigen Darstellungen ist die Entwicklung in Deutschland - sowohl des Fundraising als auch des Investments - unterdurchschnittlich.

Tabelle 5.1 Fundraising und Investment in Europa und Deutschland (Mrd. Euro)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: EVCA, Thomson Financial, PricewaterhouseCoopers, BVK

Bei weiterer Auswertung der Fundraising-Daten, sollte berücksichtigt werden, dass im europäischen Durchschnitt nur 57 Prozent der Mittel im Herkunftsland des Fonds gesammelt werden und nur 65 Prozente der Mittel im Land verbleiben. Dank des Status als Finanzzentrum fließen den in London ansässigen Investoren beispielsweise deutlich höhere Beträge zu als für Großbritannien bestimmt sind50. Dies erklärt, dass das PE-Investment in Deutschland in jedem der Jahre zwischen 2001 und 2006 das jeweilige Fundraising übersteigt. Während das Investment in Deutschland seinen Höchstbetrag aus dem Jahr 2001 noch nicht wieder erreicht hat, hat sich das Investment im europäischen Durchschnitt verdoppelt.

[...]


[1] Eine Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen ist jedoch nicht per definitionem ausgeschlossen wie bspw. das Investment der US- amerikanischen Blackstone Group in die Deutsche Telekom AG belegt.

[2] Diese Meinung wird unter anderem von Michael Jensen geteilt: „And in the interest of clarity, let me mention that “private equity” comprises not only LBO firms like KKR, but classic venture capital firms like Kleiner Perkins - and, although there are important differences between these activities, there are remarkable similarities between the ownership and governance systems of venture capital and LBO firms, which is why we lump them together“, siehe Morgan Stanley (2006), S. 6.

[3] Vgl. Kapitel 3.

[4] Vgl. insbesondere Kapitel 7.4.

[5] Zur besseren Lesbarkeit wird auf die Verwendung gleichberechtigter weiblicher Wortendungen verzichtet.

[6] Ein Gehaltsreport der WirtschaftsWoche zählt Private-Equity-Manager zu den „zehn bestbezahlten Berufen“ mit Einstiegsgehältern zwischen 80.000 Euro und 100.000 Euro. Siehe WirtschaftsWoche (n.d.), S. 2.

[7] Siehe Environmental Studies (n.d.).

[8] Vgl. BVK (2007c), S. 2.

[9] Aufgrund der Veröffentlichung wurden die Namen der Personen geändert, die in Fragebögen und Interviews ihre Meinung kund gaben.

[10] Siehe Meier (2007).

[11] Weitere Stakeholder sind bspw. die Lieferanten eines Unternehmens. Da jedoch die bedeutenden Interessenlagen durch die Auflistung bereits abgebildet sind, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf die genannten Gruppierungen.

[12] Definition des Diskursbegriffs durch Jürgen Habermas, vgl. EuropaUniversität Viadrina (n.d.).

[13] Vgl. Portal Liberal (2007a), Portal Liberal (2007b) und FDP Bürgerfonds (2007).

[14] Siehe Portal Liberal (2007a).

[15] Vgl. Schäffler (2007), S. 2.

[16] Siehe Portal Liberal (2007b).

[17] Vgl. BVK (n.d.a), S. 2.

[18] Siehe Meier (2007).

[19] Vgl. Enz et al (2007), S. 27.

[20] Vgl. ebd, S. 18.

[21] Vgl. Odefey (2004).

[22] Siehe Meier (2007).

[23] Vgl. ebd.

[24] Vgl. ebd.

[25] Vgl. Kapitel 7.5.

[26] Siehe Achleitner et al. (2005), S. 4.

[27] Siehe Kapitel 7.4.

[28] Siehe Grundgesetz, Artikel 14, Absatz 2.

[29] Siehe Meier (2007).

[30] Siehe Kapitel 4.2.

[31] Vgl. BVK (2007a), S. 3.

[32] Die Haltedauer richtet sich nach dem Einzelfall, sieben Jahre sind aber eine oft genannte Dauer; vgl. bspw. BVK (2005), S. 5; Angelos (2007) und Morgan Stanley (2006), S. 13.

[33] Vgl. BVK (n.d.c.), S. 2.

[34] Vgl. zum Beispiel Block (2006), S. 17f.

[35] Siehe Block (2006), S. 22.

[36] Vgl. BVK (2007d), S. 1.

[37] BVK (2005), S. 28.

[38] Vgl. Angelos (2007): Anhand der im Interview erläuterten Beteiligung wird deutlich, dass eine strikte Trennung nach Buy-out-Formen nicht zweckdienlich ist.

[39] Vgl. BVK (n.d.d), S. 2.

[40] Vgl. ebd.

[41] Vgl. BVK (2004), S. 2ff.

[42] Vgl. BVK (n.d.d), S. 2.

[43] Siehe BVK (2005), S. 60.

[44] Vgl. BVK (2005), S. 63.

[45] Diese Ansicht wird von Dr. Spyros Angelos, Geschäftsführer der HSH

[46] Vgl. Engel et al (2004), S. 18.

[47] Vgl. BVK (2007b), S. 2.

[48] Vgl. Strategic Capital Management (2005), S. 4.

[49] Vgl. BVK (2007a), S. 15.

[50] Vgl. Meyer (2006), Seite 5.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Die Einflussnahme von Private-Equity-Gesellschaften auf Beteiligungsunternehmen
Hochschule
Fachhochschule Münster
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
99
Katalognummer
V90360
ISBN (eBook)
9783638042697
ISBN (Buch)
9783638942027
Dateigröße
768 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einflussnahme, Private-Equity-Gesellschaften, Beteiligungsunternehmen
Arbeit zitieren
Gerd Rainer Meiners (Autor:in), 2007, Die Einflussnahme von Private-Equity-Gesellschaften auf Beteiligungsunternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90360

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