Seit geraumer Zeit steht kaum ein anderes Thema mehr im öffentlichen Interesse, als die zunehmende Massenarbeitslosigkeit. Fast täglich hört, sieht oder liest man von weiteren Entlassungen, Werksschließungen, Standortverlagerungen und arbeitsmarktpolitischen Umbrüchen.
Auf politischer Ebene wird hierauf mit oftmals kurzfristigen, problemorientierten Maßnahmen reagiert, die in Form von Ich-AG`s, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, Ein-Euro Jobs u.ä. umgesetzt werden.
Die Gründe für das weitere Ansteigen der Arbeitslosigkeit werden in wirtschaftlichen Mängeln gesucht, etwa der Konjunkturflaute, der Konkurrenz der Niedriglohnländer, dem unattraktiven Standort Deutschland etc.
Jedoch halten diese Argumente einer genaueren Betrachtung der Sachlage nicht stand, da die steigende Arbeitslosigkeit nicht nur in den industriellen Ländern zu beobachten ist, sondern vielmehr einen weltweiten Entwicklungsprozess darstellt.
Die Zeichen deuten vielmehr darauf hin, dass den Arbeitsgesellschaften die Arbeit ausgeht bzw. so rar wird, dass sie für eine zunehmende Zahl von Menschen keine Existenzgrundlage mehr bieten kann.
Neben dem individuellen Leid, welches mit dem Wegfall von Erwerbsarbeit verbunden ist, stellt sich auf gesellschaftlicher Ebene die Frage, wohin der Weg einer Erwerbsarbeitsgesellschaft führt, der die Arbeit ausgeht?
Diese notwendige Neugestaltung eines Gesellschaftssystems birgt trotz aller Schwierigkeiten, die damit einhergehen, jedoch auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, um das gesellschaftliche, das kulturelle und das individuelle Leben zu bereichern und den Fokus der gesellschaftlichen Betrachtung weg zu lenken von einer eindimensionalen Betrachtung der Arbeitswelt als gesellschaftlichen Mittelpunkt, hin zu einer vielschichtigen Betrachtungsweise der gesellschaftlichen Lebenswelt.
Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einigen dieser möglichen Visionen. Ich möchte mich dem Thema bezüglich eines Endes der Erwerbsarbeitsgesellschaft weniger aus dem Blickwinkel der damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Problemlagen nähern, als vielmehr meinen Blick auf die damit verbundenen Chancen der Neugestaltung eines gesellschaftlichen Zusammenlebens richten.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Definition: Arbeit, Arbeitsgesellschaft
- 2. Geschichte der Arbeit
- 2.1 Die Antike (2. Jahrtausend v. Chr. – 476 n. Chr.)
- 2.2 Mittelalter (zwischen Antike und Renaissance)
- 2.2.1 Das Christentum
- 2.3 Puritanismus 17./18. Jahrhundert
- 2.3.1 Die Ökonomisierung der Arbeit
- 2.4 Aufklärung 18./19. Jahrhundert
- 2.5 Die Industrialisierung
- 2.6 Schlussfolgerungen
- 3. Arbeit, Identität, soziale Integration - Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Erwerbsarbeit
- 3.1 Arbeiten jenseits von Erwerbsarbeit
- 4. Das Ende der Erwerbsarbeitsgesellschaft
- 4.1 Technisierung
- 4.2 Die Globalisierung der Arbeitsmärkte
- 4.3 Entwicklung der weltweiten Arbeitslosigkeit
- 4.3.1 Prekäre Arbeitsformen
- 4.3.2 Verdeckte Arbeitslosigkeit
- 4.4 Arbeitsplatzabbau
- 4.5 Neue Arbeitsbereiche
- 4.5.1 Virtuelle Unternehmen
- 4.6 Schlussfolgerungen
- 5. Visionen zukünftiger Tätigkeitsgesellschaften
- 5.1 Visionen einer zukünftigen Tätigkeitsgesellschaft nach Jeremy Rifkin
- 5.1.1 Arbeitszeitverkürzung
- 5.1.2 Der dritte Sektor
- 5.1.3 Finanzierung
- 5.1.4 Entlohnung bzw. Belohnung
- 5.1.5 Sozialwährung
- 5.1.6 Schlussfolgerungen
- 5.2 Die Bürgerarbeit
- 5.2.1 Materielle Belohnung
- 5.2.2 Immaterielle Belohnung
- 5.2.3 Finanzierungsmöglichkeiten
- 5.2.4 Die Gemeinwohl-Unternehmer
- 5.2.5 Ausschuss für Bürgerarbeit
- 5.2.6 Beteiligung an der Bürgerarbeit
- 5.2.7 Bürgerarbeit als Mittel gegen Arbeitslosigkeit
- 5.2.8 Schlussfolgerungen
- 5.3 Neue Arbeit - Neue Kultur
- 5.3.1 Die Zentren für Neue Arbeit
- 5.3.2 Die Wurzeln der Neuen Arbeit
- 5.3.3 Das Konzept der Neuen Arbeit
- 5.3.3.1 Teilzeitarbeit
- 5.3.3.2 High-Tech-Eigenversorgung
- 5.3.3.3 Das calling
- 5.3.4 Neue Arbeit in den „Entwicklungsländern“
- 5.3.5 Schlussfolgerungen
- 5.4 Arbeitsfairteilung
- 5.4.1 Schlussfolgerungen
- 6. Reformmodelle der Sozialhilfe
- 6.1 Staatliche Lohnbezuschussungen
- 6.2 Der Kombilohn
- 6.3 Die negative Einkommensteuer
- 6.4 Das EITC in den USA
- 6.5 Das RMI in Frankreich
- 6.6 Schlussfolgerungen
- 6.7 Das bedingungslose Grundeinkommen
- 6.7.1 Finanzierungsvorschläge
- 6.7.2 Bedingungsloses Grundeinkommen als Reaktion auf arbeitsmarktpolitische Herausforderungen
- 6.7.3 Schlussfolgerungen
- 7. Neue Möglichkeiten und Aufgaben der Sozialen Arbeit
- 7.1 Tauschringe
- 7.2 Eigenarbeit als Alternative zu Erwerbsarbeit
- 7.2.1 Definition: Eigenarbeit
- 7.2.2 Haus der Eigenarbeit
- 7.2.3 Selbstversorgung durch Eigenarbeit?
- 7.2.4 Schlussfolgerungen
- 8. Schlussbetrachtungen
- Der Wandel der Arbeitsgesellschaft und die Folgen für den Arbeitsmarkt
- Die Bedeutung von Arbeit für die individuelle Identität und soziale Integration
- Visionen zukünftiger Arbeitsgesellschaften und alternative Modelle
- Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Gestaltung von neuen Arbeitsformen und Lebensentwürfen
- Reformmodelle der Sozialhilfe und die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Entwicklung der Erwerbsarbeitsgesellschaft und untersucht die Herausforderungen, die sich durch die zunehmende Technisierung, Globalisierung und den daraus resultierenden Wandel der Arbeitswelt ergeben. Im Zentrum der Betrachtung steht die Frage, welche neuen Aufgaben und Möglichkeiten sich für die Soziale Arbeit in diesem Kontext ergeben.
Zusammenfassung der Kapitel
In der Einleitung werden die zentrale Fragestellung und der Aufbau der Arbeit dargelegt. Kapitel 1 definiert den Begriff "Arbeit" und beleuchtet die Entwicklung der Arbeitsgesellschaft. In Kapitel 2 wird ein historischer Überblick über die Arbeitswelt gegeben, beginnend mit der Antike und endend mit der Industrialisierung. Kapitel 3 untersucht die gesellschaftliche Bedeutung von Erwerbsarbeit und beleuchtet die Auswirkungen von Arbeit auf Identität und soziale Integration. Kapitel 4 analysiert den Wandel der Arbeitsgesellschaft und beleuchtet die Auswirkungen von Technisierung, Globalisierung und Arbeitslosigkeit auf den Arbeitsmarkt. Kapitel 5 befasst sich mit Visionen zukünftiger Tätigkeitsgesellschaften und stellt verschiedene Modelle zur Diskussion.
Schlüsselwörter
Erwerbsarbeit, Arbeitsgesellschaft, Technisierung, Globalisierung, Arbeitslosigkeit, Prekäre Arbeit, Bürgerarbeit, Neue Arbeit, Sozialarbeit, Sozialhilfe, bedingungsloses Grundeinkommen, Eigenarbeit, Selbstversorgung.
- Quote paper
- Diplom Sozialpädagoge/Sozialarbeiter Jörg Bosse (Author), 2006, Das Ende der Erwerbsarbeitsgesellschaft - Neue Aufgaben und Möglichkeiten für die Soziale Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90379