Wird von Hegels Phänomenologie des Geistes gesprochen, so denkt man häufig an das berühmte Kapitel über Herrschaft und Knechtschaft, das „von weltphilosophischer Bedeutung geworden“ (Fink: Grundphänomene: 280) ist. Man mag auch an den Stufenweg denken, den das Bewusstsein hin zum Absoluten durchläuft und dieses philosophische System bewundern oder bezweifeln. Seltener wird daran gedacht, welche Grundvoraussetzungen Hegel macht. Im Folgenden soll nun nachvollzogen werden, wie die Sprache als eine Grundlage der Phänomenologie des Geistes gesehen werden kann. Anhand dreier wichtiger Kapitel der Phänomenologie soll die Bedeutung der Sprache exemplarisch dargelegt werden.
Im Kapitel über die sinnliche Gewissheit zeigt sich, dass die Sprache als der Stein betrachtete werden kann, der die ganze Bewegung, „die Bildung des Bewußtseins selbst zur Wissenschaft“ (PhG: 73) ins Rollen bringt.
Das Kapitel über Physiognomik und Schädellehre hat ausdrücklich die Sprache zum Gegenstand. Hier wird zudem der soziale, kommunikative Charakter der Arbeit deutlich. Daneben werden einige Parallelen zur sinnlichen Gewissheit erkennbar, was die ‚wahrhaftige’ Natur der Sprache, stets nur ein Allgemeines, nie jedoch ein Gemeintes ausdrücken zu können, angeht.
Der letzte zu betrachtende Teil wird der Abschnitt über die Bildung sein, in der Hegel die Sprache als Phänomen schließlich einordnet. Hier nämlich ist das Bewusstsein sprachlich strukturiert, hier endlich tritt sie „in ihrer eigentümlichen Bedeutung“ (PhG: 376) auf „und gilt als Sprache“ (PhG: 376). Wiederum werden Ähnlichkeiten zu den beiden anderen Kapiteln deutlich, wenn der Unterschied zwischen Gemeintem und Gesagtem erneut aufbricht und sich der besondere Charakter der Sprache, das Unterscheiden und Verkehren zeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprache im Kapitel über „die sinnliche Gewissheit“
- Sprache im Kapitel über „Physiognomik und Schädellehre“
- Sprache im Kapitel über „Die Bildung und ihr Reich der Wirklichkeit“
- Schlussüberlegung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Rolle der Sprache in Hegels Phänomenologie des Geistes. Anhand dreier zentraler Kapitel der Phänomenologie – die sinnliche Gewissheit, Physiognomik und Schädellehre sowie die Bildung – wird exemplarisch gezeigt, wie die Sprache als Grundlage der phänomenologischen Bewegung und des Bewusstseinsbildungsprozesses fungiert.
- Die Bedeutung der Sprache als „Stein“, der die phänomenologische Bewegung in Gang setzt
- Die Rolle der Sprache in der Kommunikation und der Herausforderungen des Ausdrucks
- Die sprachliche Struktur des Bewusstseins und die spezifische Bedeutung der Sprache in der Bildung
- Das Verhältnis von Gemeintem und Gesagtem sowie die Funktion der Sprache als Unterscheidungs- und Vermittlungsmittel
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Kapitel über die sinnliche Gewissheit stellt die erste, unreflektierte Bewusstseinsform dar. Die sinnliche Gewissheit betrachtet den Gegenstand unmittelbar und behauptet dessen absolutes Sein. Die Sprache enthüllt jedoch die Unhaltbarkeit dieser Behauptung, indem sie die unweigerliche Vermittlung und Allgemeinheit des „Jetzt“ und „Hier“ aufzeigt.
- Das Kapitel über Physiognomik und Schädellehre befasst sich explizit mit der Sprache. Der soziale und kommunikative Charakter der Sprache wird hier deutlich. Es werden Parallelen zur sinnlichen Gewissheit gezogen, insbesondere in Bezug auf die Beschränkungen der Sprache, ein spezifisches Gemeintes auszudrücken.
- Das Kapitel über die Bildung betrachtet die Sprache als ein wesentliches Element des Bewusstseins. In der Bildung wird das Bewusstsein durch Sprache strukturiert. Die Sprache tritt in ihrer „eigentümlichen Bedeutung“ auf und zeigt den Unterschied zwischen Gemeintem und Gesagtem.
Schlüsselwörter
Sprache, Phänomenologie des Geistes, sinnliche Gewissheit, Physiognomik, Schädellehre, Bildung, Bewusstsein, Gemeintes, Gesagtes, Vermittlung, Allgemeinheit, Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Kluitmann (Autor:in), 2005, Die Bedeutung von Sprache in der Phänomenologie des Geistes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90528