Die Verschuldung der öffentlichen Hand der EU-Mitgliedsstaaten ist maßge-bend für die Stabilität in der EU. Daher werde ich mich mit meiner Seminarar-beit vermehrt auf das Thema der Staatsverschuldung konzentrieren. Über deren Auswirkung besteht noch immer eine Kontroverse. So bezeichnete Ricardo bereits 1820 das Mittel der staatlichen Verschuldung als eine der „schreck-lichsten Geißeln, die je zur Plage der Nation erfunden wurde.“ List hingegen bezeichnet 1858 „das Staatskreditsystem [als] eine der schönsten Schöpfungen der neueren Staatskunst und ein Segen für die Nation.“ Die verschiedenen makroökonomischen Sichtweisen der Staatsverschuldung werden in Kapitel 2 dargestellt.
Aktuelle Brisanz erhält die Thematik vor dem Hintergrund der europäischen Währungsunion. In der Währungsunion mit einer gemeinsamen, durch die EZB unabhängig bestimmten Geldpolitik, nationalen Fiskalpolitiken und dem Wegfall von Wechselkursanpassungen ist die Fiskalpolitik das einzige Instru-ment, auf asymmetrische, länderspezifische Schocks zu reagieren. Dies gilt zumindest solange die Anpassungsprozesse aufgrund von Unvollkommenhei-ten der Faktor- und Gütermärkte nicht vollständig über den Marktmechanismus ablaufen. Die Auswirkung und Disziplinierung nationaler Fiskalpolitiken in der EWWU werden als weiterer zentraler Punkt dieser Untersuchung in Kapitel 3 beleuchtet. Die Arbeit wird mit einem Ausblick und der Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse abgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Staatsverschuldung
- 2.1. Definition
- 2.2. Makroökonomische Denkrichtungen
- 2.2.1. Die klassische Sichtweise
- 2.2.2. Die neoklassische Sichtweise
- 2.2.3. Der Keynesianismus
- 2.3. Entwicklung der Staatsverschuldung und des Defizits
- 2.3.1. In der EU
- 2.3.2. In der Bundesrepublik Deutschland
- 3. Fiskalpolitik in der EWWU
- 3.1. Fiskalpolitische Implikationen der EWWU
- 3.2. Maastrichter Vertrag und SWP
- 3.2.1. Die vier Konvergenzkriterien
- 3.2.2. Analyse des Kriteriums der Finanzlage der öffentlichen Hand
- 3.2.3. Aufweichung und Kritik an dem SWP
- 3.3. Nationale Verschuldungsgrenzen und der Gedanke der automatisch stabilisierenden Finanzpolitik
- 3.3.1. Theorie der automatisch stabilisierenden Finanzpolitik
- 3.3.2. Art. 115 GG und seine Rechtfertigung einer Staatsverschuldung
- 4. Ausblick und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Staatsverschuldung in der EU und deren Relevanz für die Stabilität der Wirtschafts- und Währungsunion. Sie analysiert verschiedene makroökonomische Perspektiven auf Staatsverschuldung und beleuchtet die Auswirkungen der Fiskalpolitik innerhalb der EWWU. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Maastrichter Vertrag und dem Stabilitäts- und Wachstumspakt.
- Makroökonomische Perspektiven auf Staatsverschuldung
- Entwicklung der Staatsverschuldung in der EU und Deutschland
- Fiskalpolitik in der EWWU und deren Implikationen
- Der Maastrichter Vertrag und der Stabilitäts- und Wachstumspakt
- Nationale Verschuldungsgrenzen und automatisch stabilisierende Finanzpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Staatsverschuldung in der EU ein und betont deren Bedeutung für die Stabilität der Union. Sie hebt die kontroversen Meinungen über die Auswirkungen der Staatsverschuldung hervor, die von Ricardo als „schrecklichste Geißel“ bis hin zu Lists Bezeichnung als „Segen für die Nation“ reichen. Die Arbeit fokussiert sich auf die makroökonomischen Sichtweisen (Kapitel 2) und die Auswirkungen nationaler Fiskalpolitiken in der EWWU (Kapitel 3).
2. Staatsverschuldung: Dieses Kapitel definiert Staatsverschuldung als die aus Kreditmarktverschuldung resultierenden Schulden, im Gegensatz zur Geldschöpfungsfinanzierung. Es differenziert zwischen der klassischen, neoklassischen und keynesianischen Sichtweise auf Staatsverschuldung und deren makroökonomische Implikationen. Weiterhin wird die Entwicklung der Staatsverschuldung und der Defizite in der EU und in Deutschland analysiert, wobei der Fokus auf den unterschiedlichen makroökonomischen Ansätzen und deren Auswirkungen auf die Interpretation der Daten liegt.
3. Fiskalpolitik in der EWWU: Dieses Kapitel befasst sich mit den fiskalpolitischen Implikationen der EWWU, insbesondere im Kontext des Maastrichter Vertrages und des Stabilitäts- und Wachstumspaktes (SWP). Es analysiert die vier Konvergenzkriterien, wobei der Schwerpunkt auf dem Kriterium der Finanzlage der öffentlichen Hand liegt. Kritische Punkte des SWP werden beleuchtet, und die Rolle nationaler Verschuldungsgrenzen sowie der automatisch stabilisierenden Finanzpolitik werden im Detail diskutiert. Die Interdependenz der verschiedenen Aspekte wird eingehend betrachtet, um die komplexen Zusammenhänge innerhalb der EWWU herauszuarbeiten. Artikel 115 GG wird als rechtliche Grundlage für Staatsverschuldung analysiert.
Schlüsselwörter
Staatsverschuldung, Fiskalpolitik, EWWU, Maastrichter Vertrag, Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP), Konvergenzkriterien, Makroökonomische Denkrichtungen (klassisch, neoklassisch, keynesianisch), automatisch stabilisierende Finanzpolitik, Art. 115 GG, EU-Stabilität.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Staatsverschuldung in der EU
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Staatsverschuldung in der EU und deren Bedeutung für die Stabilität der Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Sie analysiert verschiedene makroökonomische Perspektiven auf Staatsverschuldung und beleuchtet die Auswirkungen der Fiskalpolitik innerhalb der EWWU, mit besonderem Fokus auf den Maastrichter Vertrag und den Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP).
Welche makroökonomischen Perspektiven werden betrachtet?
Die Arbeit vergleicht die klassische, neoklassische und keynesianische Sichtweise auf Staatsverschuldung und deren makroökonomische Implikationen. Die unterschiedlichen Ansätze werden zur Interpretation der Daten zur Entwicklung der Staatsverschuldung in der EU und Deutschland herangezogen.
Welche Rolle spielt der Maastrichter Vertrag und der SWP?
Der Maastrichter Vertrag und der SWP bilden einen zentralen Bestandteil der Arbeit. Die vier Konvergenzkriterien werden analysiert, wobei der Schwerpunkt auf dem Kriterium der Finanzlage der öffentlichen Hand liegt. Die Arbeit beleuchtet kritische Punkte des SWP und diskutiert die Rolle nationaler Verschuldungsgrenzen sowie der automatisch stabilisierenden Finanzpolitik im Detail.
Was ist die automatisch stabilisierende Finanzpolitik?
Die Seminararbeit erklärt die Theorie der automatisch stabilisierenden Finanzpolitik und untersucht deren Relevanz im Kontext der Staatsverschuldung und der Fiskalpolitik innerhalb der EWWU.
Welche rechtliche Grundlage für Staatsverschuldung wird betrachtet?
Artikel 115 des Grundgesetzes (GG) wird als rechtliche Grundlage für Staatsverschuldung analysiert und seine Rechtfertigung im Kontext der Arbeit diskutiert.
Wie ist die Seminararbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Staatsverschuldung mit Definition und makroökonomischen Perspektiven, ein Kapitel zur Fiskalpolitik in der EWWU mit Fokus auf den Maastrichter Vertrag und den SWP, und einen Ausblick/Fazit. Sie beinhaltet außerdem ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Schlüsselwörter.
Welche Entwicklungen der Staatsverschuldung werden analysiert?
Die Arbeit analysiert die Entwicklung der Staatsverschuldung und der Defizite sowohl in der EU als auch in Deutschland, wobei die unterschiedlichen makroökonomischen Ansätze und deren Auswirkungen auf die Interpretation der Daten berücksichtigt werden.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Staatsverschuldung, Fiskalpolitik, EWWU, Maastrichter Vertrag, Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP), Konvergenzkriterien, Makroökonomische Denkrichtungen (klassisch, neoklassisch, keynesianisch), automatisch stabilisierende Finanzpolitik, Art. 115 GG, EU-Stabilität.
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- Heiko Burret (Author), 2008, Staatsverschuldung und Stabilisierungspolitik in der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90554